40 Cellisten im komplexen Zusammenspiel

Zur Eröffnung der Cello-Akademie des "Kulturzentrum3klang" in Sulzburg-Laufen gibt Dirigent Hans Erik Deckert ein Konzert in der Müllheimer Martinskirche.

MÜLLHEIM/SULZBURG-LAUFEN. Bei Barbara Graf laufen die Fäden zusammen. Die Musikerin organisiert das Konzert der 40 Cellisten in der Müllheimer Martinskirche. Dieses Konzert ist zum einen der Auftakt der Cello-Akademie des "Kulturzentrum3klang" in Sulzburg-Laufen, zum anderen wird an diesem Tag, am 15. Januar, der 90. Geburtstag des deutsch-dänischen Dirigenten Professor Hans Erik Deckert gefeiert.

Sämtliche 40 mitwirkenden Cellistinnen und Cellisten haben
Berührungspunkte zu Deckert. "Alle 40 Cellisten haben irgendwann, irgendwie und irgendwo mit Hans Erik Deckert zusammengearbeitet", drückt es Barbara Graf aus. "Es ist ein Doppelfest" – und zu dem kommen neben den 40 Musikerinnen und Musikern noch weitere 40 Gäste. Viel zu tun also für Barbara Graf und deren Familie, die das "Kulturzentrum3klang" betreuen.

Um die Bedeutung von Hans Erik Deckert hervorzuheben, muss Barbara Graf nur einen Namen nennen. Deckert sei einer der letzten lebenden Schüler von Pablo Casals, weltberühmter Cellist, Dirigent und Komponist und großer Name für jeden Cellisten. Mit Hans Erik Deckert ist die Familie Graf, die auch als Cellifamily auftritt, schon lange befreundet. Daniel Robert Graf war viele Jahre lang an der Musikhochschule Frankfurt tätig und als 1. Solocellist an der Frankfurter Oper tätig. Barbara Graf ist gefragte Kammermusikpartnerin und Pädagogin, sie war jahrelang Mitglied des Deutschen Kammerorchesters. Sohn Emanuel Graf ist 1. Solocellist an der Bayerischen Staatsoper. Tochter Elena ist Geigerin.

Cellisten verstünden sich untereinander und seien gemütliche Menschen – "aber nicht faul", wirft Daniel Robert Graf lachend ein. Wie könnte das auch sein, wo doch Hans Erik Deckert noch als 89-Jähriger einen Meisterkurs in Bolivien gegeben hat, wie Barbara Graf beeindruckt erzählt. "Mir war das zu viel, auch weil ich als Bauarbeiterin auf der Baustelle nötig war", ergänzt sie.

Deckert ist auch als Buchautor bekannt. Neuestes Werk ist das Buch "Mensch und Musik". Darin geht es um das Musikleben unserer Zeit und um das Verhältnis des Menschen zur Musik. Hintergrund ist das 75-jährige Wirken im Dienste der Musik als unablässiger Schüler, als Künstler und als Lehrer. Eines seiner Tätigkeitsfelder ist das Projekt "Gemeinschaftsbildung auf musikalischer Grundlage", wo die im Ensemblespiel liegenden sozialen Prozesse als universelles Vorbild für menschliches Zusammenwirken dargestellt werden.

Eine besondere Herausforderung stellt dabei nun das 40-köpfige Cello-Orchester dar. Vom heutigen Donnerstag an spielen sich die Cellistinnen und Cellisten aus aller Welt im "Kulturzentrum3klang" ein, um für den großen Auftritt am Sonntag in der Müllheimer Martinskirche zu proben. Deckert hat dabei moderne Vorstellungen von Unterricht, erzählt Barbara Graf. Technik sei bei ihm Diener der Musik. Musik formt die Technik, diese erscheint nie als Selbstzweck. So geht es auch darum, Musik als Übung des sozialen Miteinanders zu begreifen. Eine Besonderheit im Programm ist die 40-stimmige Motette "Spem in alium nunquam habui" von Thomas Tallis. Von Johann Sebastian Bach spielt das Cello-Orchester den Choral "Wachet auf, ruft uns die Stimme" und beim zwölfstimmigen Hymnus von Julius Klengel sind dementsprechend zwölf Cellisten beteiligt. Richard Wagner, Heinz Werner Zimmermann und Deckert-Lehrer Pablo Casals runden als Komponisten das Programm ab.

Das "Kulturzentrum3klang" steht für Musik, aber auch für Bildende Kunst und das gesprochene Wort. Die Cello-Akademie ist ein Teil der Abteilung Musik. Bereits sieben Konzerte fanden im "Kulturzentrum3klang" statt. Während für die Proben genug Platz im Saal ist, muss das Konzert in die Martinskirche ausweichen.

Eröffnungskonzert der Cello-Akademie des "Kulturzentrum3klang" in der Müllheimer Martinskirche am Sonntag, 15. Januar, 17 Uhr mit 40 Cellisten aus der ganzen Welt. Eintritt: 20 Euro, ermäßigt 15 Euro. Vorverkauf bei "Kulturzentrum3klang" in Sulzburg-Laufen oder bei der Buchhandlung Beidek in Müllheim.
von Martin Pfefferle
am Do, 12. Januar 2017

Das Cello

Das Violoncello, kurz Cello, ist ein Streichinstrument aus der Viola-dabraccio-Familie. Es besteht aus verschiedenen Holzarten. Der Begriff stammt aus dem Italienischen und bedeutet wortwörtlich "kleiner Violone". Als deutsche Bezeichnung war früher auch Bassgeige oder kleine Bassgeige üblich. Das Cello wird von dem Cellisten mit einem Bogen gestrichen und wird aufrecht zwischen den Beinen gehalten. Das Violoncello entwickelte sich im 15. und 16. Jahrhundert parallel zum Gamben. Zu dieser Familie gehören auch die heutigen Violinen und Violen. Ab etwa Mitte des 16. Jahrhunderts waren vier Saiten üblich. In der Frühzeit des Cello entstanden um 1700 auch fünfsaitige Modelle. Johann Sebastian Bach komponierte seine Sechste Suite für Violoncello solo D-Dur für ein Cello mit fünfter Saite. Ab 1730 überwog die Quinstimmung auf den Ton C. Anders als die Gambe erhielten einige Violoncelli schon kurz nach 1600 einen Stachel an der Unterseite des Korpus. Im Orchester wurde dieser zunehmend verwendet.  

Autor: Quelle: Wikipedia

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