Stimmen-Festival

A Filetta und Fadia Tomb El-Hage in der Reithalle Wenkenpark

Das korsisches Männerensemble A Filetta und die Libanesin Fadia Tomb El-Hage nehmen musikalischen Dialog auf.

"A Filetta ist eine polyphone Gruppe mit nur einer einzigen Stimme, während Fadia allein wie ein vollständiger Chor singt." Dieser Satz stammt von dem belgisch-marokkanischen Tänzer und Choreografen Sidi Larbi Cherkaoui, der den korsischen Männerchor und die Libanesin Fadia Tomb El-Hage 2012 erstmals für seine A-capella-Produktion "Puz/zle" am Festival von Avignon zusammengebracht hat. Nicht zuletzt, weil sich die daran Beteiligten in den traditionellen Gesängen in Korsisch, Arabisch und dem nur von einer christlichen Minderheit gesprochenen Syrischen begegnen, glaubt Cherkaoui in deren Gesängen "einen ganzen Planeten zu hören". Tatsächlich wohnt dem Aufeinandertreffen etwas Weltumspannendes inne. Die Stimmen greifen ineinander und bleiben doch jede für sich in ihrer sie charakterisierenden Welt.

A Filetta muss in Lörrach niemand mehr vorstellen, sind die Korsen doch Stimmen-Dauergäste und hatten hier 2009 mit einem damals einwöchigen Engagement auch schon den Status eines Ensembles "in Residence". Die Gruppe, die 2015 schon zum fünften Mal auf dem Programm steht, ist auch für sich genommen ein echter Dauerbrenner. Immer geht es dem 1978 gegründeten Ensemble, dessen Name vom korsischen Farn herrührt, um das Schöpfen aus der eigenen kulturellen Tradition und das Weiterentwickeln von Althergebrachtem. Der Bezug zu den eigenen Wurzeln hindert das Ensemble deshalb auch keineswegs daran, sich auf immer neue Kooperationen wie die aktuelle einzulassen und gleichsam, so hat es A-Filetta-Leiter Jean-Claude Acquaviva 2009 im BZ-Interview formuliert, "über den Rand des eigenen Notenblatts hinaus zu blicken".

Das Projekt mit der Libanesin trägt den schlichten Titel "Conversation(s)", oder vollständig gelesen "Konversationen - Dialog zwischen Ost und West". 2013 war der A Filetta-Blick noch mit dem Schwedischen Frauen-Ensemble Irmelin in die entgegengesetzte Richtung gegangen. Der Orient scheint den Männern von der immer etwas aufmüpfigen französischen Insel gleichwohl näherzuliegen. Hat doch das Spiel mit den Tönen und deren unendlichen Modulationen mehr Verwandtschaft mit den Klängen des arabischen Sprachraums. Polyphon, also aus lauter Einzelstimmen zusammengesetzt, weben die Männer in der aktuellen Produktion Fadia Tomb El-Hages Gesang einen vielfarbigen Klangraum, in den die Sängerin Lichter einstreut, die oft den Männerstimmen konträr entgegenlaufen, bevor sich alles in einem Schlussakkord wieder vereinigt.

Bezeichnend für die 1962 in Beirut geborene Fadia Tomb El-Hage ist, dass sie zu den wenigen professionellen Sängerinnen gehört, die westliche und östliche Gesangstechniken zu vereinen wissen. Sie stand schon mit 16 Jahren erstmals auf der Bühne und war später auch als Schauspielerin aktiv. Vertiefte Kenntnisse der Musik des Westens hat sich die Libanesin am Münchner Richard-Strauss-Konservatorium erworben, von wo aus sie zum Bayrischen Rundfunk und an die Münchner Staatsoper kam, um später ihre Aktivitäten auf ganz Europa auszudehnen.
– Do, 9. Juli, 20 Uhr, Reithalle Wenkenpark, Riehen
von Annette Mahro
am Sa, 13. Juni 2015

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