Foyerausstellung im Markgräfler Museum

Auf den Spuren von Luthers Wirken im Markgräflerland in Müllheim

Auf den Spuren von Luthers Wirken im Markgräflerland.

MÜLLHEIM. Anlässlich des Lutherjahres 2017, in dem sich der Thesenanschlag Martin Luthers zu Wittenberg zum 500. Mal jährt, begibt sich das Markgräfler Museum in Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde Müllheim auf Spurensuche nach den Wirkungen von Luthers Theologie in unserer Region.

Historisch gesehen ist die Reformation im Dreiländereck enger verbunden mit der Basler, Züricher oder Straßburger Reformation als mit Wittenberg. Martin Luther war nie im Markgräflerland – und erst zehn Jahre nach seinem Tod führten die Markgrafen von Baden-Durlach 1556 in ihren Territorien die Reformation durch. Doch diese grundlegende Entscheidung vor über 460 Jahren hat die Region über viele Jahrhunderte und bis heute nachhaltig geprägt. Die Reformation und die Theologie Martin Luthers haben tiefe Spuren hinterlassen.

Die Jahrhundertwende um 1500 war eine Zeit, in der die traditionelle Kirche in der Kritik stand und Reformbewegungen aufkamen, die zurück zum sogenannten "ursprünglichen Christentum" führen wollten. An die Gründung einer neuen, eigenen Kirche war zunächst nicht gedacht. Angebahnt und durchgeführt wurde der Übertritt des Landes zum protestantischen Glauben dann von den Markgrafen Ernst und Karl II. von Baden-Durlach, die in Sulzburg residierten beziehungsweise hier geboren wurden. Zum 450. Jubiläum der Reformation im Markgräflerland 2006 zeigte das Markgräfler Museum bereits eine große Sonderausstellung, die die Zeit um 1556 beleuchtete.

Die Foyerausstellung zum Lutherjahr 2017 geht dagegen auf Spurensuche quer durch die Jahrhunderte. Schlaglichtartig und ausschnitthaft werden einzelne historische Begebenheiten aus der lutherisch geprägten Kirchengeschichte der Region in den Blick genommen – mitsamt einem Ausblick auf die Situation heute, nicht zuletzt in ökumenischer Perspektive.

Umgeben von katholischen Territorien des ehemals habsburgischen Vorderösterreich im Elsass, im Breisgau und im Schwarzwald bildete das kleine Markgräflerland nach der Reformation lange Zeit eine evangelische Enklave, die sich an der protestantischen Stadt Basel orientierte. Der Glaube prägte den Alltag, durch Gottesdienste und durch den Beginn des Schulwesens unter kirchlicher Aufsicht.

In Basel setzte sich die reformierte Richtung des Protestantismus durch, in der Markgrafschaft Baden der lutherische Zweig. Erst unter dem Prälaten Johann Peter Hebel, der heute weniger als Kirchenmann denn als humanistischer Schriftsteller bekannt ist, gelang im Großherzogtum Baden 1821 die Kirchenunion von Lutheranern und Reformierten.

Die Ausstellung zeigt viele Beispiele der Lutherverehrung des 19. Jahrhunderts – darunter eine Fotoserie der im Jahr 1894 in Auggen aufwändig gestalteten "Luther-Festspiele". Neben dieser volkstümlichen, religiös motivierten Lutherbegeisterung im 19. Jahrhundert vor allem in Büchern mit hohen Auflagen und großer Verbreitung stehen auch ideologische Vereinnahmungsversuche und eine offene, kritische Auseinandersetzung mit Luthers Leistungen und seinen Fehlern.

In der nationalsozialistischen Diktatur wurde Luther als "deutscher Kämpfer" dargestellt, im deutschen Kaiserreich wurde seine Nähe zu einem starken Staat herausgestellt, in der DDR sein Augenmerk für die soziale Lage der Bauern betont. Luther ist eine einzigartige Figur in der Geschichte – und bietet auch heute noch zahlreiche Anknüpfungspunkte für aktuelle religiöse und politische Fragestellungen. So wird in der Ausstellung auch das Kirchenbankprojekt des evangelischen Kirchenbezirks Breisgau-Hochschwarzwald thematisiert, das nach der Bedeutung der Reformation hier und heute fragt.

Die Ausstellung wird am Sonntag, 25. Juni, um 11.15 Uhr von Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich und Stadtpfarrer Gerd Siehl eröffnet. Zu den Begleitveranstaltungen gehört auch eine Lesung mit Willi Winkler, Autor des Buches "Luther – ein deutscher Rebell", in Kooperation mit der Buchhandlung Beidek am Mittwoch, 5. Juli. Die Ausstellung ist bis 3. September täglich außer montags von 14 bis 18 Uhr im Markgräfler Museum Müllheim zu sehen.
von bz
am Mi, 21. Juni 2017

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