Zeichnungen und Photographie

Eine Ausstellung in Gundelfingen zeigt Werke der Künstlerin Anja Goslar

Für Anja Goslar ist Kunst ein großer Freiraum für Neugier und Denkabenteuer. Eine Ausstellung im Gundelfinger Rathausfoyer zeigt ihre Werke bis 22. Mai.

Kraftvoll und dynamisch wirken Anja Goslars Figuren ohne Gesichter. "Sprung" lautet der Titel einer in Grün- und Violett-Tönen gehaltenen und schwarz konturierten Figur, die ihre Arme empor reckt und die Beine zu einer Raute formt. Andere mit Acrylfarbe auf Papier gebannten Einzelkörper bleiben ohne Titel und korrespondieren mit der Figur des benachbarten Bildes. So entsteht etwa der Eindruck zweier Kämpfer, die sich lauernd taxieren, um auf eine nach vorn schnellende Faust oder plötzliche Bewegung des Gegners reagieren zu können.

Einen ganz anderen Charakter haben drei Zeichnungen, die Anja Goslar mit einem sogenannten Permanent-Marker aufs Papier gebracht hat. Die meist dichten schwarzen Striche führten die Künstlerin zu der Erkenntnis: "Die Sehnsucht nach Eindeutigkeit führt in ihr genaues Gegenteil" – so lautet der Titel der Zeichnungen. Die Inspiration dafür habe sie in einem Kurs bekommen, bei dem die Teilnehmer in der S-Bahn, die Freude an der Leere des Papiers empfindend und ohne an etwas Konkretes zu denken, einfach mit dem Zeichnen begonnen hätten, erzählte Anja Goslar.

"Mein künstlerischer Ansatz liegt auf der Auseinandersetzung mit dem Vergangenen, Verlorenen, Vergessenen", sagt die in Magdeburg geborene Künstlerin, die seit 2009 überwiegend in Leipzig lebt und arbeitet – mit einer Atelier-Dependance in Aachen. So sammle sie nutzlos gewordene Dinge von verlassenen Orten, kopiere sie auf das Sieb, schnitze sie ins Holz oder benutze sie als Druckstock. Nachdem sie zwei Jahre in einer Dresdner Siebdruck-Werkstatt gearbeitet und sich im Siebdruck und Holzschnitt weitergebildet hatte, ist Goslar seit 1998 als freischaffende Künstlerin tätig. Ihre Schwerpunkte sind Druckgrafik und Photographie. Im Jahr 2000 zog die Künstlerin nach Aachen, wo sie ein eigenes Siebdruck-Atelier eröffnete.

Ständiges Vermitteln zwischen Umwelt, Kopf und Papier

Etwa drei Jahre später gründete sie zusammen mit anderen Künstlern die Ateliergemeinschaft Halle 1 und organisierte mehrere von der Stadt Aachen geförderte Kunstausstellungen. 2005 war Anja Goslar Mitbegründerin der Galerie "Kunstpalast" in Aachen.

Neben Einzelausstellungen und Beteiligungen in Deutschland und dem europäischen Ausland bot sie 2008 zusammen mit einer Theaterwissenschaftlerin das Seminar "Symbole oder die Kunst der Reduktion" an. Zuletzt organisierte sie die in diesem Jahr stattfindende Ausstellung zum Tag der Druckkunst in Aachen.

"Mit so ziemlich allem, was mir in die Hände fällt, drucke und zeichne ich", sagt Goslar. So findet sich etwa ein gefundenes Stück Netz, das sie fotografierte und daraus dann einen Siebdruck machte, als Element in einer Collage. Ebenso könne es passieren, dass sie fertige Arbeiten zerreiße, um sie neu zu definieren.

"Mit so ziemlich allem, was mir in die Hände fällt, drucke und zeichne ich." Anja Goslar
Beispiele dafür sind die Collagen "Schnitzeljagd" aus einer Kombination von Holz-Sieb-und Materialdrucken sowie die Arbeit "Ausblick". Diese ist inspiriert vom Blick aus dem Fenster von Goslars Atelier im Leipziger Kunstquartier Westwerk, einer Industriebrache. "Ich nehme die Papiere, guck sie mir an – und dann passiert etwas", veranschaulichte die Künstlerin den Entstehungsprozess ihrer Werke. Es sei ein ständiges Vermitteln von dem da draußen, dem im Kopf und dem auf dem Papier.

Eine wesentliche Rolle in ihren Werken spiele die Reduktion. Anja Goslar formuliert es so: "Ich bin ständig auf der Suche nach des Pudels Kern."
Infos zur Ausstellung

Die Ausstellung im Gundelfinger Rathausfoyer ist bis Mittwoch, 22. Mai, zu sehen. Das Rathaus ist geöffnet Montag bis Donnerstag von 8 bis 12 Uhr, außerdem Montag von 14 bis 17 Uhr, Mittwoch von 14 bis 18 Uhr sowie Freitag von 7.30 bis 12.30 Uhr.

von Gabriele Fässler
am Fr, 26. April 2019 um 12:51 Uhr

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