Wandern auf dem Schluchtensteig

Ausflug im Südschwarzwald

Wandern auf dem Schluchtensteig im Südschwarzwald ist Entschleunigung pur.

Der Schluchtensteig macht seinem Namen alle Ehre. Zumindest im Abschnitt zwischen Wutach- und Schattenmühle nördlich von Bonndorf. Immer wieder ragen die Felswände am Wegrand steil in die Höhe. Das zwölf Kilometer lange Stück ist die Königsetappe. Manchmal führt der Weg schmal direkt am Ufer der Wutach entlang, oder es geht auf engen Stegen über den Fluss. Ganz hoch oben wölbt sich der Himmel über diesem Paradies.

Seit 1939 ist die Wutachschlucht als Naturschutzgebiet ausgewiesen. 50 Jahre später wurde es noch einmal erweitert und umfasst heute 950 Hektar. Dementsprechend unberührt wirkt die Natur entlang der Flusslandschaft, die kaum wilder sein könnte. "Der Südschwarzwald war schon immer reich an schönen Schluchten", sagt Klaus Nieke von der Projektstelle Schluchtensteig im Landratsamt Waldshut. "Wir haben die Schluchten einfach mit einem Weg verbunden".

Der 2008 eröffnete Fernwanderweg verläuft in einem großen Bogen von Stühlingen an der Grenze zur Schweiz bis nach Wehr am Hochrhein. 2011 wurde der Steig vom "Wandermagazin" zum schönsten Weitwanderweg Deutschlands gekürt und ist seit 2012 einer von 16 "Top Trails of Germany".

Voraussetzung für den anhaltenden Erfolg sind gepflegte Wanderwege, für die sich die ehrenamtlich arbeitenden Mitglieder der Wandervereine engagieren. Instandhaltung ist in dieser wilden Landschaft besonders wichtig, weil Regen- und Flusswasser das ausgewaschene Felsgestein der Schluchten immer wieder bearbeitet und ihm zum Teil gewaltig zusetzt. Auch Bergstürze sind keine Seltenheit.

Wer sich auf den Weg macht, ist von den Unterschieden zwischen den einzelnen Etappen und der anspruchsvollen Wegstrecke beeindruckt. Die ersten 45 Kilometer sind von der Wutach geprägt, die wildromantischen Wutachflühen befinden sich im untersten Teil der Schlucht.

Dann geht es weiter auf eine Reise durch mehrere 100 Millionen Jahre Erdgeschichte, denn der Fluss hat sich in diesem Teilstück 180 Meter tief in den Fels eingeschnitten. Er fließt über die unterschiedlichsten Gesteine wie Gneise und Granite, Buntsandstein und Muschelkalk, Keuper und Jura. Bunt und interessant sieht das bisweilen aus.

Im Talgrund zwischen Wutach- und Schattenmühle herrscht tiefe Ruhe, nur das Wasser springt gurgelnd und glucksend über die Steine. Fische lassen sich beim Schwimmen beobachten und Wasseramseln, die flink im Fluss nach Nahrung suchen. Entschleunigung pur am Flussufer ist das.

Und irgendwann redet der Fluss. Es ist ein gleichmäßiger Redefluss, ohne Höhen und Tiefen, eher ein beständiges Wispern. An der Haslach, kurz vor Lenzkirch, wird der Schluchtensteig dann fast mystisch. Der schmale Pfad führt durch dichten Laub- und Nadelwald, über knubbelige Baumwurzeln, an bemoosten Steinen vorbei und durch die kniehohen, ausladenden Blätter der Pestwurz.

Und kein Wanderer würde sich wundern, wenn plötzlich zarte Elfen durch diesen Zauberwald streifen und neugierig unter den dichten Farnen hervorlugen würden.

Aber der nächste Aufstieg kommt bestimmt. Und wenn sich der Weg dann wieder direkt an den Felsen entlang schlängelt, begeistern die spektakulären Ausblicke in die nächste Schlucht. Und der Wind, der durch die Bäume rauscht. Knöchelhohe Wanderschuhe und Schwindelfreiheit sind Voraussetzungen, um diese Etappen genießen zu können.

Über Höhen und durch Wiesen verläuft dagegen die Wegstrecke rund um St. Blasien. Schon der Ausblick vom 1134 Meter hohen Bildstein auf den Schluchsee, den größten See des Schwarzwalds, gibt einen Vorgeschmack auf die Ausblicke, die sich später bei Horbach und ein Stück weiter bei Ibach bieten. Tafeln benennen die schneebedeckten Gipfel der Alpen, die sich bei gutem Wetter zeigen. Bis zu Eiger, Mönch und Jungfrau sind es nur 130 Kilometer.

Zwischendurch auf den Hochebenen gibt es immer wieder kleine Hochmoore und Heideflächen mit niedrigen Blau- und Preiselbeerbüschen, zerzausten Kiefern und grünblauen Wacholdersträuchern. Zum Finale auf der letzten Etappe von Todtmoos nach Wehr führt der Steig entlang der Wehra und zieht noch einmal alle Register: weiche Wege, üppige Wälder und prächtige Ausblicke in Richtung Rheinebene.
von Steffi Machnik
am Fr, 01. Juni 2018

Info

Schluchtensteig

Reiseziel: Der Schluchtensteig führt über 119 Kilometer von Stühlingen nach Wehr. Er lässt sich gut in sechs Etappen bewältigen, die jeweils rund 20 Kilometer lang sind.

Verpflegung: Einkehrmöglichkeiten gibt es teilweise nur in den Orten. Deshalb sollten Wanderer ausreichend Verpflegung mitnehmen.

Übernachten: In einigen Orten entlang der Route kann man auf Campingplätzen übernachten.
Daneben gibt es einfache Trekking-Stützpunkte.

Wanderzeit: Der Schluchtensteig ist bis Ende Oktober begehbar.

Informationen: Projektstelle Schluchtensteig, Landratsamt
Waldshut Gartenstraße 7,
79761 Waldshut-Tiengen,
Tel. 07751/86 26 06,
http://www.schluchtensteig.de  

Autor: dpa

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