Landesmusem

Ausstellung Cowboy & Indianer in Karlsruhe

Vorwärts in die Vergangenheit: Im Karlsruher Landesmuseum bei Cowboys & Indianern.

Draußen: pfütziges, siffiges, tropfendes Trübsalwetter. Drinnen: fröhliche Aufbruchsstimmung. Vorwärts in die Vergangenheit und auf nach Karlsruhe heißt es für uns heute. Und wir Mütter sind mindestens ebenso hibbelig wie unsere Söhne. Denn dort im Badischen Landesmuseum wartet der Wilde Westen auf uns mit seiner Sonderausstellung Cowboy und Indianer.

Schon während der Fahrt schwelgen wir in Kindheitserinnerungen an verbotene, weil nächtliche Lesestunden, heimlich mit Taschenlampe unter der Bettdecke. Wir ritten mit Winnetou und Old Shatterhand durch die Prärie, es roch nach Freiheit, rauchenden Colts und nach Friedenspfeife. Wir hörten Indianergeheul, sahen fliegende Fäuste, lasen Geschichten von Blutsbrüdern und ewiger Freundschaft – und heulten stundenlang, als Winnetou starb.

Doch was wissen Kinder von heute über Cowboys und Indianer? Das fragt Nils Stadje vom Badischen Landesmuseum, der uns heute auf eine Familienexpedition mitnimmt, dann auch gleich zu Beginn. "Die haben ein Lasso, wenn Kühe weglaufen", sagt ein Steppke, und: "Die haben Gewehre und schießen auf andere Leute", weiß sein Kumpel. "Der Sheriff ist so ’ne Art Polizist und hat einen Stern", erzählt ein Mädchen, das auch weiß, dass die Indianer in Tipis leben, wie Pocahontas. Doch ob Winnetou oder Pocahontas, eines ist bei uns Erwachsenen und den Kindern gleich: Damals wie heute sind es die Klischees, die Faschingskostüme, Bücher und Filme, die unser Bild vom Wilden Westen prägen. "Wir möchten euch nicht zeigen, wie die Cowboys und Indianer wirklich gelebt haben, sondern woher dieses Bild kommt, das wir in Deutschland davon haben", sagt Stadje und damit geht’s los in die Ausstellung, wo wir uns mit Hüten und Federschmuck fertig machen für unseren Ausflug ins Klischee.

Dort, in der 900 Quadratmeter großen Ausstellung brummt er, der Wilde Westen: Squaws und Cowboys wuseln zwischen echten Winnetou-Kostümen und Mitmachstationen herum. Kinder hocken in Tipis und hangeln sich an den Kletterfelsen in der nachgebauten Prärie empor. Wieder andere gehen vom unechten Lagerfeuer aus auf Fährtensuche. Waschechte Cowboys schießen im Saloon Pappflaschen ab, und über einen Rodeo-Parcours in der Buffalo-Bill-Arena galoppieren junge Reiter auf Plüschmustangs.

Daneben erklärt uns Stadje an einem Riesenplakat, wie Buffalo Bill den Wilden Westen in Shows und Rodeos um 1890 nach Deutschland brachte – und viele "echte" Indianer gleich mit. Warum die wohl kamen? "Zum Geld verdienen", glaubt ein Junge, doch Stadje erklärt, dass es ihnen eher darum ging, sich als Indianer zu fühlen und die Kultur zu bewahren, die sie, eingepfercht in Reservate, nicht mehr leben durften.

Wir machen einen kleinen Ausflug durch die Jahrzehnte, kommen über alte Lederstrumpf-Romane zum Schuh-des-Manitu-Film und zu den Playmobil-Spielwelten von heute. Kunststoff gab es bei den Indianern natürlich nicht, Spiele sehr wohl. Die zeigt Stadje zum Abschluss unserer Tour im Tipidorf, wo wir im Wigwam Spiele spielen und Comics lesen. Fast scheint es, als schleicht sich die Kindheit herein mit heimlichen, gestohlenen Stunden. Bleiben können wir leider nicht, es ist Schließzeit – doch zum Glück gibt’s Museumsübernachtungen für Kinder. Man braucht wohl nur einen Schlafsack. Und vielleicht eine Taschenlampe?

Weitere Infos: Cowboy & Indianer – Made in Germany, Badisches Landesmuseum, Schloss, Karlsruhe, noch bis 3. Okt., Di bis So 10 bis 18 Uhr, Eintritt 8 Euro, Schüler 2 Euro, Familien 18 Euro, Familienexpedition So 14.30 Uhr, Eintritt zuzüglich 2 Euro, Kind 0,50 Euro, Nachts im Museum Fr 27. Mai, 19 bis 9 Uhr, von 6 bis 12 Jahren, 15 Euro;

Infos:
Tel. 0721/9266514 oder http://www.landesmuseum.de
von Anita Fertl
am Fr, 27. Mai 2016

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