Im Elsass

Burg Bernstein

Eine steile, aber lohnenswerte Familientour zur Burg Bernstein im Elsass.

Der Weg ist steil. Sehr steil. Kaum haben wir die Kapelle Saint-Sébastien passiert und sind oberhalb des Weinbergs in den Wald eingetreten, führt er schnurstracks bergauf. Mal kiesig, mal felsig: Trittsicherheit und Wanderschuhe sind von Nöten. Zum Glück gibt es viele Bänke, die den Wanderern, vor allem den jungen, ein Päuschen gönnen.

Gestartet sind wir im Ortskern von Dambach-La-Ville, an der Kirche vorbei führte der Weg in die Weinberge und schließlich zur Chapelle Saint-Sébastien. Das stattliche Bauwerk samt Beinhaus ist im Besitz von 32 Familien, die sich zu einer Bruderschaft zusammengeschlossen haben, um die Kapelle zu erhalten. Während die Großen sich in die Geschichte vertiefen, haben Marie (7) und Emil (3) etwas anderes entdeckt: eine Weinbergschnecke. Spannend, wie fix ihre Fühler verschwinden, wenn man ihr ein Blättchen hinhält, und wie langsam diese wieder auftauchen, wenn die Gefahr vorüber scheint.

Auch auf der weiteren Wanderung gibt es viel zu entdecken für die Kinder zwischen drei und 15 Jahren, die sich mit uns aufgemacht haben, die Burg Bernstein zu erobern. Zunächst ein Tipi aus Ästen, dann der Bibelefelsen: Ein enormer Felsbrocken, der erklettert werden muss. Egal wie groß die Mühen unterwegs waren, dafür ist noch Kraft übrig. Die Großen sind schon oben, die Kleinen brauchen ein wenig Hilfe, schließlich thront die Kinderschar stolz grinsend auf dem Felsen, lässt die Beine baumeln.

Scharf rechts biegt der Weg nun ab. 20 Minuten, sagt der Wegweiser, bis hoch zur Burg. Zunächst verläuft der Weg etwas flacher, bevor er wieder nach oben führt. Zugegeben: In der angegebenen Zeit schaffen wir es nicht – und sind richtig kaputt, als die Burgmauern in Sichtweite sind.

Aber was uns auf der Burg Bernstein erwartet, ist alle Mühe wert: Eine Treppe führt vom Innenhof in den Turm. Durch nachtschwarze Dunkelheit erklimmen wir die letzten Meter, keuchend, schwitzend, endlich die Turmspitze – und werden mit einem gigantischen Blick hinunter ins Tal belohnt. Dambach-la-Ville liegt uns zu Füßen. Der Blick von dieser Höhe zeigt, was wir geleistet haben. Schwindelfrei sollte man sein, die Aussichtsplattform ist klein, das Geländer schmal, die Kinder nehmen wir lieber an die Hand.

Nach einer Pause wandern wir in südlicher Richtung weiter. Krieghurst und Rehhag heißen die nächsten Wegmarken, bevor wir uns an den Abstieg zum Rocher de Celtes, dem Keltenfelsen, machen. Der schüsselförmige Stein soll, so die Legende, den vor 3000 Jahren ansässigen Kelten als Gebärstuhl gedient haben. Wahr oder nicht, heutzutage lassen die Dambacher dort eine andere keltische Tradition aufleben: das Schiewaschlawe, das Scheibenschlagen.

Erschöpft von den gut zehn Kilometern ruhen wir uns im Picknickpavillon aus. Und die Kinder? Die haben schon wieder Energie, den keltischen Felsen zu erklimmen.

Weitere Infos: Gehzeit: 3 Stunden, Länge (ohne Abstecher) 8,6 Kilometer. Anfahrt: Autobahn Colmar-Straßburg Richtung Dambach-la-Ville verlassen, Beschilderung in den Ort folgen. Im Zentrum parken. Vom Ortskern in östlicher Richtung in die Weinberge starten. Die Burg ist ausgeschildert.
von Silke Kohlmann
am Fr, 20. Juli 2018

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