Ticket-Interview

Colin Firth über „Bridget Jones’ Baby“, Romantikkomödien und dauerhafte Beziehungen

TICKET-INTERVIEW mit Colin Firth über "Bridget Jones’ Baby", Romantikkomödien und dauerhafte Beziehungen.

Seinen Durchbruch hatte Colin Firth 1995 mit der Fernsehserie "Stolz und Vorurteil" nach Jane Austen in der Rolle des umschwärmten Mr. Darcy. In Anspielung darauf heißt seine Figur in den "Bridget Jones"-Filmen Mark Darcy, der die von Reneé Zellweger gespielte Jones immer wieder in einen Zwiespalt spielt. Soll sie sich für oder gegen ihn entscheiden? Markus Tschiedert traf ihn zur Premiere des dritten Teils in Berlin.

Ticket: Hatten Sie zwölf Jahre nach dem letzten "Bridget Jones"-Film tatsächlich Lust, ein drittes Mal die Rolle des Mark Darcy zu spielen?
Firth: Ich habe gar nicht darüber nachgedacht, es mit einer Fortsetzung zu tun zu haben, für mich war es ein weiteres Drehbuch. Natürlich war ich mir darüber klar, was es heißt, in einer Fortsetzung mitzuspielen. Da sind kommerzielle Entscheidungen, und Kritikern ist man in diesen Fällen besonders ausgesetzt. Da muss man vorsichtig sein.
Ticket: Inwiefern?
Firth: Gerade auf dem Sektor der romantischen Komödie gibt es viele Beispiele von Fortsetzungen, die unbefriedigend waren. Es ist kein einfaches Genre, und wenn sich ein Film mal richtig anfühlt, denken alle, dass war leicht, wir machen das gleich nochmal. Das geht oft schief, ich weiß das, weil ich bei einigen dabei war.
Ticket: Dennoch haben Sie im Gegensatz zu Hugh Grant zugesagt.
Firth: Man braucht wirklich einen guten Grund, wenn man eine Romantikomödie fortsetzen will. Dazu gehören persönlicher Enthusiasmus und der Wille, etwas Neues kreieren zu wollen und sich nicht zu wiederholen. Bei "Bridget Jones" hat sich zufällig der richtige Zeitpunkt ergeben, mit einem dritten Teil herauszukommen. Nach so langer Zeit besteht wieder großes Interesse an den Figuren, die ebenfalls älter geworden sind. Man will wissen, was aus ihnen geworden ist.
Ticket: Gibt es dennoch Momente, in denen Sie sich doch schon zu alt fühlen, um den verliebten Gockel zu spielen?
Firth: Ich habe nie das Gefühl gehabt, mich dagegen auflehnen zu müssen. Andererseits dachte ich schon mal darüber nach, damit jetzt durch zu sein. Nicht, um Richtlinien festzulegen, sondern weil es der Wirklichkeit entsprechen könnte. Aber ich habe mir nie ernsthaft darüber Gedanken gemacht, und aus kreativer Sicht bin ich sehr kompromissbereit, was das angeht. Ich fühle mich also nicht verpflichtet, nur noch ergraute Rollen annehmen zu müssen.
Ticket: Wie sieht es mit Liebes- und Kussszenen aus? Hat sich da was mit dem Älterwerden verändert?
Firth: Nein, da kann ich wirklich keinen Unterschied feststellen.
Ticket: Als Mark Darcy müssen Sie stets ernst blicken, woraus die Komik entsteht. Aber fällt es Ihnen nicht schwer, vor der Kamera nur selten diese Miene zu verziehen?
Firth: Das ist echt hart, auch wenn es am Ende des Tages keine wirklich schwere Rolle war. Aber es ist schon eine Herausforderung, besonders wenn an der Seite von Emma Thompson agieren muss, die im Film die Gynäkologin spielt. Wir beide kennen uns sehr gut und wissen um dieses Problem, egal ob privat oder beruflich. Es geht gar nicht, dass ich ein starres Gesicht behalte, wenn ich mit Emma in einem Raum bin. Als Mark Darcy musste ich immer so dreinschauen, als hätte ich überhaupt keinen Humor, während in ihrem Gesicht so viel passiert. Das ist herausfordernd und ich dachte nach Drehschluss oft, jetzt brauche ich eine Gesichtsmassage.
Ticket: Bridget Jones steht vor der Frage, ob man in einer Beziehung lieber ähnlich ticken oder ganz unterschiedlich sein sollte. Wie sehen Sie das, der seit fast 20 Jahren mit der selben Frau liiert ist?
Firth: Ohne jetzt zu viele Details aus meinem Privatleben preisgeben zu wollen, kann ich nur sagen, wir sind nicht gleich. Wir besitzen noch nicht mal die gleiche Nationalität, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es auch Paare gibt, die aufgrund ihrer Ähnlichkeiten eine gute Beziehung führen. Aber mir fehlen die Weitsicht und die Weisheit, um sagen zu können, welche Form nun besser funktioniert.
von tsc
am Fr, 21. Oktober 2016

Info

Bridget jones’ Baby

Regie: Sharonn Maguire
Mit Renée Zellweger, Colin Firth, Patrick Dempsey, Emma Thompson
und anderen
125 Minuten, frei ab 0 Jahren

Die Story
Bridget Jones (Renée Zellweger), die tollpatschige Londonerin, ist schwanger. Doch wer ist der Vater? Etwa der Ex, dem Bridget bei gesellschaftlichen Anlässen über den Weg läuft? Oder der Internetmillionär Jack? Eine ebenso unbeholfene wie amüsante Bridget macht sich auf die Suche...  

Autor: bz

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