Das Frauenkloster im Blickpunkt

Führungsreihe zu St. Margarethen im Vorfeld des 2018 stattfindenden Klosterjubiläums und der Heimattage Baden-Württemberg.

WALDKIRCH. Den Auftakt einer fünfteiligen Führungsreihe mit dem Thema "St. Margarethen Waldkirch – Barockjuwel im Elztal" bildete ein Vortrag von Andreas Haasis-Berner über das Frauenkloster St. Margarethen. In der Stiftskirche selbst referierte der Archäologe vor über 60 Zuhörern: ein toller und gelungener Auftakt für die katholische Seelsorgeeinheit.

Andreas Haasis-Berner (Waldkirch) ging auf die Anfänge der vielfältigen Klostergeschichte ein. Um 918 gründete Burkart I., Herzog von Schwaben, das Frauenkloster St. Margarethen. Der Archäologe und Waldkirch-Kenner Haasis-Berner beleuchtete die Hintergründe und gesellschaftlichen Zusammenhänge. Wie bei den Kirchengründungen war es beim Kloster Sache des Grundbesitzers, über die Einkünfte die Kirche beziehungsweise das Kloster zu finanzieren. Man dürfe sich das Kloster auch nicht riesig vorstellen, es lebten maximal sechs Nonnen darin. Daneben lag ein Wirtschaftshof, der die Fläche des heutigen Kirchplatzes umfasste. Das Gebäude selbst stand da, wo heute das Haus Kirchplatz 2 (Tourist-Information) steht. Gleichwohl hatte das Kloster schon 960/970 einen großen Besitz erworben, der sich bis nach Freiburg und das Markgräflerland erstreckte.

Dann kam im Jahre 994 nach der Klostergründung das zweite wichtige Datum: Durch Otto III. wurde das Frauenkloster zum Reichskloster ernannt, wodurch es viele neue Rechte bekam.

Im 13. Jahrhundert verschlechterte sich durch eine Agrarkrise die wirtschaftliche Situation, ein Besitz nach dem anderen wurde verkauft. Das Kloster wurde aufgelöst und 1430 und in ein Chorherrenstift umgewandelt.

Nachdem Haasis-Berner auch auf die Urkirchen St. Peter und St. Martin sowie anderen Kirchen und Kapellen eingegangen war, stellte er die Frage, wo die alte Klosterkirche St. Margarethen stand und wo St. Walburga, die außerhalb liegende Kirche für die Laien und somit für die Bürger, die 1178 zusammen mit der Kapelle St. Michael genannt wurde. Haasis-Berner erläuterte dazu, dass beim Einbau der Bodenheizung in den 1980er Jahren wertvolle Steinfunde gemacht wurden. 2014 folgten geophysikalische Untersuchungen. Erst jetzt könne man relativ genau die Standorte beschreiben: Die vormalige Klosterkirche lag im Bereich des heutigen Chorgestühls und hatte lediglich eine Größe von 16 mal 25 Metern. Die St.-Walburga-Kirche lag im westlichen Teil, also im heutigen hinteren Teil der St.-Margarethen-Kirche und auf einem Teil des heutigen Vorplatzes. Als 1732 bis 1734 die heutige St.-Margarethen-Kirche gebaut wurde, brach man die beiden Vorgängerkirchen ab.

Es war ein interessanter und aufschlussreicher Vortrag, mit einer anschließenden Fragerunde. Peter Zürcher wies auf die Veranstaltungsreihe und kommende Führungen hin. Entstanden war die Idee der fünf unterschiedlichen Führungen beim letztjährigen "Tag des offenen Denkmals". Auslöser war zuvor der Ausschuss "Kloster- und Stiftsjubiläum 2018" der katholischen Seelsorgeeinheit Waldkirch. Dieser hat sich gegründet, weil im Jahre 2018 die Klostergründung vor 1100 Jahren gefeiert werden kann. Aufgrund dessen wurde der Stadt Waldkirch die Ausrichtung der baden-württembergischen Heimattage 2018 übertragen. Um diese auch kirchlicher Seite vorzubereiten, tagt der Ausschuss in regelmäßigen Abständen.

Info: Die nächste Führung in der St.-Margarethen-Kirche steht am Sonntag, 8. Mai, nach dem Gottesdienst um 11.15 Uhr an. Diplomtheologin Dorothea Scherle nimmt sich dabei dem Thema "Der offene Himmel. Mit den Heiligen zum Heil" an. Dorothea Scherle wird besonders auf die Kuppel und den Hochaltar eingehen und, wenn Zeit bleibt, auch auf zwei Seitenaltarbilder. Um eine Teilnahmegebühr von 3 Euro wird gebeten. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
von Hubert Bleyer
am Fr, 06. Mai 2016

Badens beste Erlebnisse