Musiktheater

"Das große Heft" von Collectif barbare im Basler Gare du Nord

Musiktheater "Das große Heft" von Le Collectif barbare im Gare du Nord Basel.

Im Rahmen seines Schwerpunkts "Musiktheaterformen" zeigt der Gare du Nord in Basel heute, Donnerstag, 16., und am Freitag, 17. März, jeweils um 20 Uhr "Das große Heft". Collectif barbare hat diesen neuen Musiktheaterabend entwickelt.

"Das große Heft" ist ein Musiktheater, gespielt von einer Violonistin
aus Ungarn (Vera Kardos) und einer Sängerin aus Rumänien (Irina Ungureanu), mit einer Licht-­ und Toninstallation, die sie von der Bühne aus bedienen. Mittels einer
Offstimme, einem vielfältigen Instrumentarium, Live-­Klängen und
Tonaufnahmen erzählen die Darstellerinnen die Geschichte zweier
neunjähriger Jungen, Zwillinge, der
Protagonisten des Antikriegsromans "Das große Heft" von Ágota
Kristóf.
Während des Krieges werden die Brüder zur verwahrlosten Großmutter gebracht. Ohne Vorbild und Anleitung entwickeln sie ihre eigenen Moralbegriffe. Um zu überleben, härten sie sich physisch und psychisch ab. Gefühle lassen sie keine zu. Sie stehen beispielhaft für eine pervertierte Kindheit und die Auswirkungen, die Krieg auf die Zivilbevölkerung hat.
Wie die Brüder so entwickeln die beiden Musikerinnen eine eigene Logik des Erzählens. Der Hellraumprojektor wird zur Großmutter, der Tisch zum Puppenhaus, komponiert wird ein Schattenwald
mit Nüssen, Pflanzen und Schmetterlingen, das Tonband dient der Beweisführung beim Verhör und ist zugleich Musikinstrument, ein Wandtafelschwamm erklingt als Fluss und der Wasserkocher wird zum verkohlten Leichenberg.
Mit Gläsern und Geigenbogen, Spieluhren, Patronenhülsen, Stricknadeln, Sonnenblumenkernen und Harfen musizieren die Darstellerinnen. Aus einfachen Mitteln entsteht eine Welt zwischen Zauber und Kriegsrealität, eine Bühne ähnlich einem Filmset,
auf dem die zwei Frauen als Figuren agieren, Szenen spielen und das Dasein der Zwillinge beobachten, wie es sich in seiner Magie und Brutalität zeigt.
"Das große Heft", ein Musiktheater über Einsamkeit und Entwurzelung, Gewalt und Grausamkeit, über Ágota Kristóf und ihre Biografie, mit Kompositionen von György
Kurtág, Béla Bartók und traditioneller Volksmusik aus Rumänien und Ungarn.

"Das große Heft": Donnerstag, 16., und Freitag, 17. März, jeweils um 20 Uhr, Collectif barbare, Gare du Nord, Basel,

Tickets über http://www.garedunord.ch
von bz
am Do, 16. März 2017

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