Kunst

Das Kunstmuseum Winterthur zeigt "Women. Frauenbilder durch die Jahrhunderte"

Das Kunstmuseum Winterthur zeigt "Women. Frauenbilder durch die Jahrhunderte".

Zwei nackte weibliche Modelle: Das eine, liegend, wendet den schlanken Leib dem Betrachter zu und blickt sinnend auf Blumen in ihrer Linken. Das andere sitzt mit übereinander geschlagenen Beinen bei der jungen Kollegin am Bettrand. Die sinnliche Opulenz von Felix Vallotons Malerei verdankt sich keineswegs ausschließlich den nackten Frauenkörpern. Doch in Zeiten von Me Too dürften eben die das Bild für manchen Besucher verdächtig machen. Denn die aktuelle Debatte hat – bei aller inhaltlichen Berechtigung – als Nebenprodukt eine für aufgeklärte Zeiten bemerkenswerte Prüderie. Spannende Frage also, ob das Kunstmuseum Winterthur, das die Ausstellung "Women. Frauenbilder durch die Jahrhunderte" jetzt eröffnet, für das Bild Protest ernten wird.

Die Frau als Muse, Modell und Madonna, als Heilige oder Femme fatale: Von den Alten Meistern bis zur Gegenwart spannt sich der Bogen der rund 70 ausgestellten Werke, die überwiegend Teil der museumseigenen Sammlung sind.

An Anselm Feuerbachs herrlicher "Iphigenie", die – gemäß dem Goethe-Wort – "das Land der Griechen mit der Seele suchend" in die Ferne blickt, dürfte niemand Anstoß nehmen. Und auch wenn viele Werke den männlichen Blick dokumentieren und konventionelle Frauenbilder ihrer Zeit transportieren, so stehen manche doch auch quer zur Konvention. Henri de Toulouse-Lautrecs nach der Vorstellung ausruhende "Clownesse" etwa, die schamlos breitbeinig und mit verkniffenem Gesicht den Betrachter fixiert. Gerade in der Moderne birgt die Durchkreuzung politisch korrekter Erwartungen ein Potenzial von Freiheit – der vom Zwang tradierter Rollenmuster.

Termine: Kunstmuseum Winterthur, Reinhart am Steingarten, Stadthausstr. 6,
25. Februar bis 7. Juni, Di bis So 10–17 Uhr, Do bis 20 Uhr
von Hans-Dieter Fronz
am Fr, 23. Februar 2018

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