Skurrile Sammlung

Das Müllmuseum in Wallbach feiert 25. Geburtstag

Seit 25 Jahren sammelt Familie Thomann aus Wallbach Fundstücke und stellt sie aus .

Das Müllmuseum im Bad Säckinger Stadtteil Wallbach ist ein einzigartiger Fundus. Die Familie Thomann sammelt seit mehr als 40 Jahren kuriose, nostalgische, schöne und nützliche Dinge von der Mülldeponie und stellt sie seit 1991 aus: zum Staunen der jungen und zur Freude der älteren Besucher. Regelmäßig kommen auch Schulklassen aus der ganzen Region.

Geschätzte 15 000 Exemplare gibt es seit nunmehr 25 Jahren auf insgesamt 260 Quadratmetern im Wallbacher Müllmuseum zu sehen und bestaunen, sorgsam nach Themengebieten zusammengestellt und oft liebevoll arrangiert. Da sind die landwirtschaftlichen Geräte, mit denen Vater Erich Thomann vor mehr als 40 Jahren mit der Müllsammelleidenschaft begann. Mutter Agnes hat den zweiten Stock für ihre Puppen und Teddybären reserviert, die neben den anderen vielen Spielsachen wie Autos, Eisenbahnen und Zinnsoldaten hübsch hergerichtet sind. Sogar eine komplette Berglandschaft für die elektrische Eisenbahn hat Sohn Karl Thomann gebaut.

Die ältesten Exponate stammen aus den 20ern

Das Müllmuseum zeigt Originalfundstücke aber auch funktionsfähige Musikinstrumente wie ein Harmonium und eine komplette Schuhmacherwerkstatt. In der sogenannten "Heiligen Ecke" stellen Thomanns sogar ein katholisches Messgewand aus – alles aus dem Müll gefischt. Seit einigen Jahren gibt es einen jährlich wechselnden Teil der Ausstellung, heuer: "Gesundheit, Schönheit, Sport".

Man kann beim Besuch in diesem außergewöhnlichen Museum sozialkritisch mit der Konsum- und Wegwerfgesellschaft hadern; oder man kann sich an der Kreativität der Thomanns erfreuen und die vielen kleinen Kostbarkeiten bestaunen, die vor der Vernichtung bewahrt wurden. Oder man kann ganz einfach in Nostalgie schwelgen. Denn die ältesten Exponate gehen bis in die Zwanziger zurück, als beispielsweise Opas Speicher ausgemistet wurde. So zeigt Karl Thomann gerne ein Multifunktionsfitnessgerät aus Holz, das aus einer Zeit stammt, als Männer noch Badeanzüge trugen, mit dem man aber verblüffenderweise schon dieselben Übungen machen kann wie im heutigen Hightech-Fitnessstudio.

Karl Thomanns persönliche Leidenschaft sind historische Radios. Seine ganze Wand im Schlafzimmer war voll davon. Heute stehen sie zimmerhoch in Regalen im obersten Stockwerk des Müllmuseums – neben ein paar Monstren, die als Vorläufer der Handys gelten.

Vater Erich Thomann arbeitete als Leiter der Deponie Lachengraben im nahen Wehr. Der heute 50-jährige Sohn Karl folgte seinen Fußstapfen. Eine Mülldeponie aus den Siebzigern und Achtzigern des vorigen Jahrhunderts dürfe man sich nicht vorstellen wie eine moderne Deponie, erklärt Karl Thomann die Entstehungsgeschichte des Museums. Denn vor dem Recycling-Zeitalter sei so ziemlich alles auf der Müllhalde gelandet, was man sich vorstellen könne. Thomanns haben diese Fundstücke für die Nachwelt aufbewahrt. Vater Erich Thomann bekam für sein Engagement sogar die Verdienstmedaille in Silber der Stadt Bad Säckingen.

Das Museum ist donnerstag- und sonntagnachmittags geöffnet; Besuche nach Vereinbarung sind immer möglich. Das nutzten vor allem Schulklassen gerne, erzählt Karl Thomann, die im Sommer fast täglich sowohl aus Deutschland als auch aus der Schweiz kämen. 6000 Besucher in 250 Gruppen zählen Thomanns im Jahr: "Das Museum ist für Jung und Alt geeignet: Die Jungen staunen, weil sie viele Sachen gar nicht mehr kennen; und die Alten freuen sich, wenn sie Dinge wiedererkennen."

Weitere Infos: Infos im Internet unter

http://www.muellmuseum-wallbach.de
von Boris Burkhardt
am Fr, 04. November 2016

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