Theater

Das Theater in den Bergen spielt Hauffs Klassiker in Häg-Ehrsberg

Das Theater in den Bergen spielt Hauffs Klassiker auf den Höhen des Schwarzwalds.

In seiner Art einmalig ist das Theater in den Bergen in Häg-Ehrsberg. Seit nunmehr sechs Spielzeiten wird im oberen Angenbachtal, einem Seitental der Wiese, sehr erfolgreich Theater in freier Natur geboten. Nun hat Arnd Heuwinkel sich "Das kalte Herz" von Wilhelm Hauff vorgenommen.

Das Publikum muss sich die einzelnen Spielorte in der noch recht wilden Schwarzwaldkulisse rund um Ehrsberg erwandern – und das reale Ambiente wird so Teil der Inszenierung. Bisher präsentierte das kleine Team um den Autor, Schauspieler und Regisseur Arnd Heuwinkel und die Kostümbildnerin und Schauspielerin Antonia Tittel vorwiegend unterhaltsame Stoffe mit regionalen Bezügen, durchaus mit Tiefgang, hintergründiger Satire und geistreicher Selbstironie. Von den üblichen Vereinsschwänken hoben sich die professionell inszenierten Produktionen meilenweit ab.

Diesmal jedoch wird Neuland betreten. Erstmals soll mit einem ernsten Stoff ein neues Format etabliert werden – und dafür schufen die Ehrsberger eine eigenwillige Spielfassung der in der Region wohlbekannten märchenhaften Erzählung von Wilhelm Hauff "Das kalte Herz".

Die bei Hauff sehr plakativ und meist eindimensional ausgestellten moralischen Grundsätze versucht die aktuelle Bearbeitung aufzubrechen und die Urteilsbildung dem Zuschauer selbst zu überlassen. "Wir sprechen nicht alles aus, konzentrieren uns auf das Wesentliche und benutzen unterschiedliche Spielweisen und Stilmittel", so Heuwinkel. Als Beispiel nennt der Regisseur die inszenierte Lesung zu Beginn, in deren Verlauf die einzelnen Figuren am Horizont auftauchen und das Geschehen für die Zuschauer nach und nach dreidimensional wird: Denn dann beginnt die zirka zweieinhalbstündige Wanderung durch Feld und Wald zu den Spielorten, die zugleich der Weg in die Geschichte ist.

Die Suche des Kohlenbrenners Peter Munk nach seinem Glück, bei der er stets die falschen Entscheidungen fällt, weil er bei der Erfüllung seiner Sehnsüchte in tiefer Banalität verharrt und ihm die eigentliche Erfüllung trotz Hilfestellung durch das Glasmännlein verborgen bleibt, erfasst auch die Zuschauer selbst. Sie werden auf ihrem Weg von Szene zu Szene im Wald mit einer Klanginstallation konfrontiert, in der Bewohner von Ehrsberg ihre jeweils eigenen Vorstellungen von Glück preisgeben.

Atmosphärisch kann man sich getrost auf die Natur verlassen. Die erste Begegnung zwischen Peter Munk und seinem hinterlistigen Versucher, dem Holländermichel, spielt mitten auf einer großen Viehweide in der zunehmenden Abenddämmerung bei (hoffentlich) noch vorhandener Abendsonne vor einem fast magisch zu nennenden Haufen von übergroßen steinernen Monolithen, auf denen sich Wald gebildet hat.

Diese Stimmung wird sofort konterkariert, lässt man den Blick kurz auf den gegenüberliegenden Höhenrücken schweifen, auf dem sich gerade mehrere Windräder im Bau befinden. Schon bei Dunkelheit geht es dann in den Wald, der Pfad nur spärlich durch Laternen ausgeleuchtet. Hier stellt sich mindestens eine Ahnung davon her, welche Stimmungen der früher weit verbreitete Glaube an Waldgeister, zu denen ja auch das Glasmännlein und der Holländermichel gehören, hervorgebracht hat.

Doch keine Angst! Während der Aufführung gibt es Pausen im Wald mit Getränken und einem Imbiss, und man kann sich an Feuern auch immer wieder aufwärmen. Trotzdem aber sind warme Kleidung und festes Schuhwerk dringend angeraten.

Termine: Premiere: Sa, 15. Okt., 18 Uhr.

Weitere Aufführungen: So, 16. Okt., Sa und So, 22./23. Okt., Fr, Sa und So, 28./29./30. Okt., jeweils 18 Uhr.

Sa und So, 5./6. Nov., jeweils 17 Uhr.

Karten: Tel. 0152/23393642
von Erich Krieger
am Fr, 14. Oktober 2016

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