Kunst

Das Zeit-Areal in Lahr zeigt chinesische Volkskunst aus einer Privatsammlung

Das Zeit-Areal in Lahr zeigt chinesische Volkskunst aus einer Privatsammlung.

Ein Knabe mit rosigen Backen, der mit beiden Armen einen Karpfen, bald so groß wie er selbst, umschlungen hält. Oder ein bunt gewandeter Geistervertreiber, der mit erhobenem Schwert und theatralischem Habitus gegen einen Dämon kämpft: Chinesische Volkskunst, so scheint es, liebt den dramatischen Auftritt, die Übertreibung, das Unerwartete. Zu sehen sind die beiden Holzschnitte im Zeit-Areal in Lahr in der Ausstellung "Geister, Geld- und Kindersegen".

Was die erwähnten sowie rund 120 weitere mehrfarbige Holzschnitte aus der Sammlung von Elisabeth Kurz und Vooke-Jens Nienborg verbindet, ist intensive Farbigkeit und eine blühende Fantasie. Als Zeugnisse der Volkskunst sind die Blätter Teil des nationalen Kulturerbes Chinas. Seit rund 1300 Jahren – man denke! – gibt es diese Form grafischer Volkskunst im Land der Mitte, insbesondere in ländlichen Regionen.

In dem bunten Bilderreigen spiegeln sich volkstümliche Bräuche und Traditionen, aber auch religiöse und ethische Vorstellungen. So hält der Tiger über der Tür unliebsamen Besuch ab, realen wie geisterhaften. Andere Schutzgeister finden traditionell über dem Herd oder dem Bett ihren Ort.

An einen Tiger erinnert auch die grimmig dreinblickende, gestreifte Katze mit Maus im Maul eines Blatts. Heiterer ist die Szene mit Bauern und dem Frühlingsochsen bei der Feldarbeit. Die beiden exzentrischen buddhistischen Mönche eines Mehrfarbendrucks verkörpern unzertrennliche Verbundenheit. Die Motive sind häufig aus dem Alltag gegriffen – wie ein Drachenbootrennen, eine Frau, die begleitet von Musik Drachen steigen lässt, oder die Szene mit einen Schneemann bauenden Kindern.

Termine: Zeit-Areal, Industriehof 6, Lahr. Bis 6. Sept., Mo bis Fr 8–17 Uhr
von Hans-Dieter Fronz
am Fr, 21. Juni 2019

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