Ticket-Interview

Denzel Washington über das Remake des Edelwesterns „Die glorreichen Sieben“

TICKET-INTERVIEW: Denzel Washington über das Remake des Edelwesterns "Die glorreichen Sieben".

Man weiß nie, wie Denzel Washington (62) gerade drauf ist. Auf dem Filmfestival in Venedig stellte er das Remake des Edelwesterns "Die glorreichen Sieben" vor, mochte es aber gar nicht, wenn Journalisten eine Brücke zur politischen Lage in den USA schlagen wollten. Da reagierte der zweifache Oscar-Gewinner ("Glory", "Training Day") sehr abweisend. Er kann es sich leisten, schließlich landete mit "The Equalizer", "2 Guns" und "Flight" auch in den letzten Jahren etliche Kinohits. Markus Tschiedert sprach mit ihm.

Ticket: Können Sie sich noch erinnern, als Sie das erste Mal "Die glorreichen Sieben" gesehen haben?
Denzel Washington: Der Western von 1960 war ja bereits ein Remake des japanischen Films "Die sieben Samurai" von Akira Kurosawa, von dem sich Regisseur Antoine Fuqua eher inspirieren ließ. Ich selbst habe "Die glorreichen Sieben" nie gesehen. Als ich Kind war, wurden daheim keine Western angesehen. Wieso auch! Da spielte keiner mit, der so aussah, als hätte ich mich in ihm wiedererkennen können.
Ticket:Was reizte Sie dann am Remake von "Die glorreichen Sieben"?
Washington: Mich faszinierte, dass Antoine Fuqua im Gegensatz zu mir mit Western groß geworden ist, die ihn dazu inspirierten, selbst Regisseur werden zu wollen. Ich hatte "Die sieben Samurai" mehrmals gesehen, und als ich das Drehbuch zu "Die glorreichen Sieben" las, sah ich mehr die Geschichte über den Westen und wie damals die Grenzen gesetzt wurden.
Ticket: Sie spielen den Anführer der Sieben, der 1960 von Yul Brynner verkörpert wurde...
Washington: Wie gesagt, ich kenne nur Ausschnitte aus dem alten Film und wollte mir ihn auch jetzt nicht ansehen. Denn wenn ich in einem Film mitspiele, wird es zu meiner Sache. Ich wurde oft gefragt, welchen Part in "Die glorreichen Sieben" ich übernehmen würde – das hieß, wen aus dem alten Film ich spielen würde. Man war erstaunt, dass ich meine Rolle nicht wie Yul Brynner mit Glatze spielen würde. Ich finde nicht, dass man Vergleiche anstellen sollte, denn unser Film ist für das junge Publikum von heute, und das interessiert sich nicht dafür, ob es 1960 schon mal einen Film gegeben hat, der "Die glorreichen Sieben" hieß.
Ticket: Wie haben Sie sich Ihrer Rolle des Westernhelden genähert?
Washington: Jeder von uns hatte ein Pferd und eine Pistole und entwickelte daraus seinen eigenen Stil, an dem er geübt hat, bevor wir als die Sieben zusammengekommen sind. Natürlich wird man dabei auch von der Umgebung beeinflusst, die aus Pferden, Landschaften und der Westernstadt bestand. Ja, wir hatten unsere eigene Stadt, in der wir jeden Tag waren. Das macht schon was aus, um sich wie im Wilden Westen zu fühlen.
Ticket: Welche Botschaft soll denn mit dem neuen Film nun vermittelt werden?
Washington: Erst kürzlich habe ich im Fernsehen wieder etwas über die bedrückenden Zustände im Kongo erfahren und wie dort die Menschen ausgebeutet werden. Ich dachte nur, die bräuchten unbedingt einen Helden. Aber das ist nun mal nicht so einfach wie im Film. Leider habe ich den Eindruck, dass alles eher schlimmer als besser geworden ist.
Ticket: Was die Unterdrückung auf unserer Welt betrifft?
Washington: Hören Sie, wir haben hier nur einen Film gedreht über sieben Typen, die helfen wollen. Das ist unsere Geschichte, mehr nicht, wir sollten daher nicht zu tief gehen. Aber ich will sagen, dass diese Geschichte doch sehr zeitlos ist.
Ticket:Wie wichtig war es, dass die glorreichen Sieben diesmal nicht nur aus weißen Cowboys bestehen, sondern auch ein Indianer, ein Mexikaner, ein Asiate und ein Afroamerikaner dazu gehören?
Washington: Es entspricht nun mal der Wahrheit, dass es auch schon damals Schwarze, Weiße und Chinesen in Amerika gegeben hat. Natürlich hätte man daraus einen Film machen können, der vom Rassismus jener Zeit handelt, aber das wäre nur ein Blick rückwärts gewesen, während wir doch eigentlich nach vorn blicken wollen.
von tsc
am Fr, 23. September 2016

Info

DIE GLORREICHEN 7

Regie: Antoine Fuqua
Mit Denzel Washington, Chris Pratt, Ethan Hawke, Peter Sarsgaard u. a.
133 Minuten, frei ab 16 Jahren
Die Story
Die Stadt Rose Creek wird vom goldgierigen Bogue (Sarsgaard) terrorisiert, der auch vor Mord nicht zurückschreckt. Der Kopfgeldjäger
Sam Chisolm (Washington) rekrutiert sechs weitere Männer, um den
Bewohnern zu Hilfe zu eilen. Doch
Bogue befehligt nun mal eine ganze Armee...


 

Autor: bz

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