Malerei

Der Künstlerkreis Ortenau zeigt eine Retrospektive auf das malerische Werk Rainer Braxmaiers

Der Künstlerkreis Ortenau zeigt im Offenburger Artforum eine Retrospektive auf das Werk des Malers Rainer Braxmaiers.

OFFENBURG. "Früher – Heute – Später", der Titel verweist auf eine Retrospektive, die knapp 50 Arbeiten von Rainer Braxmaier zusammenfassend, bis Ende Oktober im Artforum zu sehen ist. Der Künstler verweist darüber hinaus auf einen leeren Rahmen, der eben "später" gefüllt werden soll. Rainer Braxmaier ist ein künstlerisches Urgestein.

Zwei Jahre nach Gründung ist er 1982 in den Künstlerkreis eingetreten, der nun diese Ausstellung kuratiert. Seit 45 Jahren malt Braxmaier, seine erste Collage auf Papier mit dem Titel "Sweet Home Alabama" hängt gleich am Eingang. Der 1974 von der US-Southern-Rockband Lynyrd Skynyrd herausgebrachte Titel passt zum im Badischen verwurzelten Maler Braxmaier, der sich nach seinem Volontariat bei der Badischen Zeitung in Freiburg und nach seinem Kunststudium in Karlsruhe in Oberkirch niedergelassen hat und bis heute dort lebt und arbeitet. Diese Beständigkeit ist auch in seinen Arbeiten zu finden: harmonische Strukturen und Farbgebungen im Zeichen des Informel.

Seine Großformate "Adam" und "Eva", aus dem Jahr 1990 und die gegenüber hängenden "Roten Schuhe" von 2016 sind nicht nur formal (beide Bildpaare jeweils 230 und 200 mal 120 Zentimetergroß) gleich, auch die Inhalte, abstrahierte, organische Strukturen, zeigen Konstanz über die Jahrzehnte. Allein die Farben sind etwas heller, leichter geworden. Waren Adam und Eva noch in Erdfarben gehalten, versprühen die (päpstlichen) roten Schuhe Heiterkeit. Das etwas kleinere Bildpaar (150 mal 100 Zentimeter) im Obergeschoss aus 2018 beweist gar das Ausloten farblicher Tabus: Orange und sanftes Rosé stehen nicht abgemischtem Lila und lindem Grün gegenüber. Braxmaier hat Spaß daran, wenn sich Betrachter, zuerst seine Frau, an der Farbgebung stören. Nicht nur farblich lotet der Maler dauernd Grenzen aus, auch seine Motive, Boot oder Barke und Frauenkörper erscheinen in immer neuen Variationen, die bis zur Unkenntlichkeit verfremdet sind.

Braxmaier zieht seine Inspiration aus dem Gesehenen, aus jedem Urlaub bringt er einen Ordner gezeichneter und gemalter Eindrücke mit, zuletzt von der Zugspitze und dem bayerischen Grainau: Land, Leute und Besonderheiten, wie martialisch aussehende Mountainbikes oder Seilbahnen sind auf den gerahmten Blättern zu sehen. Er selbst ziehe die Energie, die in seinen Gemälden steckt, durch lange Betrachtung wieder heraus, so beschreibt der Künstler den Umgang mit dem eigenen Werk. Titel erfinde er gerne, zum Beispiel Zahlen bis 531 für seine Malstücke. "Es existieren etwa 30", gesteht der Künstler augenzwinkernd. "Aber ich verwende keine Zahl zwei Mal."

So wenig ihn offensichtlich die Exaktheit der Titel kümmert, so unprätentiös ist er beim Material, auf das er aufträgt: gefundene Pappkartons dienen ihm ebenso wie Schrankelemente. Ausgestanzte Löcher nimmt er auf in seine Komposition. Braxmaier: "Ich mag es, wenn das Material schon etwas hat." Gewöhnlich benutzt er Hartfaserplatten, die von Dachlatten stabilisiert werden. Die meisten dieser Bilder hat Braxmaier auf den Boden gelegt und bemalt, die überlaufenden Farbnasen auf den Kanten offenbaren die Übermalungen. "Konzepte interessieren mich nicht", sagt der 68-jährige. "Ich verlasse mich aufs Malen und Schütten, ganz nach der Fußballregel: Wichtig ist auf dem Platz."

Rainer Braxmaier hat an der Kunstakademie Karlsruhe bei Emil Schumacher und Werner Knaupp studiert. Preise: 1986 Kunstpreis "Künstler in Baden-Baden", 1991 Regio-Preis für Bildende Kunst Freiburg, 1996 Stipendium, Cité des Arts, Paris. Braxmaier schreibt außerdem Rezensionen und Bücher, von denen einige in der Ausstellung ausliegen.

Rainer Braxmaier: Früher – Heute – Später. Zeichnung und Malerei. Ausstellung Galerie im Artforum, Künstlerkreis Ortenau, Okenstraße 57, Offenburg. Geöffnet: Freitag, 17 bis 20 Uhr, Samstag und Sonntag, 14 bis 17 Uhr. Bis 21. Oktober. http://www.kuenstlerkreis-ortenau.de
von Eri Sieberts
am Di, 25. September 2018

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