Kunst

Der Kunstverein Offenburg zeigt in einer Retrospektive Raymond Waydelich

Der Kunstverein Offenburg zeigt in einer Retrospektive Raymond Waydelich.

Der Rhein ist ziemlich breit bei Raymond Waydelich. In seiner Radierung "Elsass Schwarzwald" von 2002 füllt er die Ebene zwischen den beiden Mittelgebirgen förmlich aus. Und auch die in ästhetischer Schwerelosigkeit im Luftraum über der Landschaft sich tummelnde Fauna weicht von der Wirklichkeit ab: ein krokodilartiges Wesen mit Hirschgeweih oder ein Walfisch mit Zähnen. Fliegende Ozeandampfer – Luftschiffe der besonderen Art – wurden hier auch noch nicht gesichtet.

In der Ahnengalerie des Straßburger Künstlers nimmt der Surrealismus eine herausgehobene Position ein. Das Traumsprachliche platziert sich bei Waydelich mitten im Alltag. Sein Œuvre ist eine Begegnungsstätte des Verschiedenartigen, ein Koinzidenzpunkt von Vergangenheit und Zukunft, Frankreich und Deutschland, Höhlenmalerei und Pop Art. Die Vielfalt seiner Motive und Techniken – von Malerei bis Performance – dürfte eine Retrospektive zu keinem leichten Unterfangen machen. Vielleicht ist die große Schau im Kunstverein Offenburg-Mittelbaden – eine Kooperation mit der Städtischen Galerie – die erste Retrospektive des Elsässers, der 1978 Frankreich bei der Biennale in Venedig vertrat.

Im Zentrum stehen zwei Werkkomplexe. Der eine kreist um die Person der Straßburger Näherin Lydia Jacob, deren Aufzeichnungen er auf einem Dachboden entdeckte. Zweites zentrales Thema ist eine konzeptuelle Archäologie der Zukunft. So hat Waydelich in einer Gruft neben dem Straßburger Münster in luftdichten Fässern Objekte wie einen Taschenrechner und Dokumente wie die Europäische Menschenrechtskonvention versenkt. Sie soll nicht vor dem 23. September 3790 geöffnet werden.

Termine: Kunstverein Offenburg, Amand-Goegg-Str. 2. 11. März bis 28. Mai, Di bis Fr 13–17 Uhr, Sa, So 11–17 Uhr
von Hans-Dieter Fronz
am Fr, 10. März 2017

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