Elztalmuseum Waldkirch

Der mittelalterliche Bergbau in Vogesen und Schwarzwald war ein Wirtschaftsmotor

Der Metallabbau in Vogesen und Schwarzwald war Motor technologischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung. Ausstellung im Elztalmuseum.

Im Elztalmuseum ist eine Wanderausstellung über den mittelalterlichen Bergbau in den Vogesen und im Schwarzwald zu sehen. Im Mittelpunkt steht der historische Silbererzabbau. Im Rahmen eines Festaktes wurde die zweisprachige Ausstellung (deutsch und französisch) von Oberbürgermeister Roman Götzmann eröffnet.

Initiator der Ausstellung ist Professor Pierre Fluck aus Mulhouse, dessen Spezialgebiete Technikgeschichte, Industriearchäologie und Geo-Wissenschaften sind. Er bezeichnete die Ausstellung als hervorragendes Beispiel für ein grenzüberschreitendes Projekt, welches deutlich mache, dass der Rhein über lange Zeit eher Verbindung als Grenze war. Schon seit den 1970er Jahren gebe es auf dem Gebiet der Bergbauforschung eine Zusammenarbeit französischer und deutscher Wissenschaftler und die Besucherbergwerke der Region seien eine touristische Attraktion. Dabei zeige sich, dass intelligenter Tourismus nur durch die Zusammenarbeit von Wissenschaft, Vereinen und ehrenamtlich Tätigen möglich sei. Vertreter dieser Gruppen haben sich im Projekt "Regio mineralia" zu Arbeitsgruppen und Netzwerken zusammengeschlossen und an der Ausstellung mitgewirkt. Gefördert wird sie von der EU.

Umrahmt wurde die Eröffnungsfeier mit einer historischen Theaterszene von Barbara und Thomas Kern zur Entstehung des Urgrabens sowie musikalisch durch das Duo "Take two" (Anne Dietrich und Christoph Hüllstrung).

Andreas Haasis-Berner aus Waldkirch, Gebietsreferent für archäologische Denkmalpflege beim Landesamt für Denkmalpflege, schloss seine Einführung in die Ausstellung mit dem Fazit, dass es im mittelalterlichen Europa eine große Mobilität von Menschen, Ideen und Techniken gab. Dies betreffe in besonderem Maße Bereiche mit Spezialwissen, wie etwa das Montanwesen. Ergänzend seien an dieser Stelle die Wandergesellen und Meister der Bauhütten genannt, welche die großen gotischen Kathedralen erschufen. Die Vorstellung eines "dunklen Mittelalters" mit fehlendem oder geringem Austausch gehe jedenfalls an der historischen Realität vorbei, sagte Haasis-Berner.

Außerordentlich gut überliefert ist das kulturelle Erbe des Montanwesens im Oberrheingebiet. Die Ausstellung lässt die Besucher mit einer Vielzahl von Schautafeln und Exponaten in einem thematisch gegliederten Überblick daran teilhaben. Folgende Themen werden behandelt:

Mineralische Ressourcen: Geologische Prozesse sorgen für das Vorkommen metallischer Erze, die in Schwarzwald und Vogesen meist in Form von Erzgängen reichlich vorkommen. Gneis oder während des Paläozoikums, also des Erdaltertums gebildete Gesteine bieten eine besonders günstige Umgebung für ihre Entstehung. Silber, Kupfer und Blei, auch Eisen und Antinom haben eine lange Fördertradition. Im 18. Jahrhundert kommt Kobaltblau, im 19. Jahrhundert Arsen und Zink, im 20. Jahrhundert Schwerspat, Flussspat, Molybdän, Nickel und Uran dazu.

Geschichte: Die Verarbeitung von Metallen beginnt in der Jungsteinzeit und wird in unserer Region auch von den Kelten und Römern betrieben. Schon vor dem Frühmittelalter wird nördlich von Freiburg um das Jahr 400 Eisen gewonnen, ab den 7. Jahrhundert ist der Abbau im Elsass belegt. Große Mengen an Silber werden ab dem 10. Jahrhundert als Münzmetall für den wachsenden Handel abgebaut. Zunächst unterstand der Grubenbetrieb der Leitung von Klöstern oder Territorialherren wie den Zähringern in Freiburg.

Eine neue Technologie entsteht im 13. Jahrhundert mit der Nutzung von Wasserkraft. Dies erfordert größere Investitionen – Urkunden sowie einige Kirchenfenster im Freiburger Münster sind Zeugnisse der neuen Aktivitäten des städtischen Bürgertums im Montanwesen. Damals entstanden im Schwarzwald die ersten Bergbaustädte, deren Bewohner städtische Rechte und Privilegien besaßen. Prinzbach in der Ortenau war dank seiner Silbervorkommen so reich, dass es dem Bischof von Straßburg ein Darlehen geben konnte. Zusammenfassend kann von einer Art industrieller Revolution des Mittelalters gesprochen werden.

Nach einem Einbruch im 14. Jahrhundert – einer Krisenzeit mit Klimaverschlechterung, Seuchen und Bevölkerungsrückgang – erfährt der Bergbau im ausgehenden 15. Jahrhundert einen neuen Aufschwung. Im 16. Jahrhundert entstehen Hunderte von Abbaustätten. Große Gewinne erwirtschaften neben dem städtischen Bürgertum einzelne Grundherren wie der Herzog von Lothringen oder der Herzog von Österreich, deren Ländereien über bedeutende Bodenschätze verfügen.

Gewinnung und Förderung der Erze: Während zu Beginn des Mittelalters oberflächennahe Erzgänge ausgebeutet werden, verfügen die Bergleute am Ende der Epoche über ausgefeilte Werkzeuge und Methoden zum Abbau in tieferen Stollen. Förderwagen auf Gleisen zum Abtransport des Gesteins, Belüftungssysteme und verlässliche Methoden zur Untersuchung der Lagerstätten auf ihre Wirtschaftlichkeit werden nun genutzt. Wasserkraft kommt zum Heben des Grubenwassers zum Einsatz, ein herausragendes Beispiel hierfür ist der 22 Kilometer lange Urgraben vom Kandel zu den Gruben in Glottertal und Suggental. Zur Aufbereitung, Verhüttung und Weiterverarbeitung des Erzes werden nun Wassermühlen eingesetzt.

Fazit: Die Ausstellung im Elztalmuseum hat keinen leichtverdaulichen Eventcharakter. Wer aber die Konzentration und Ausdauer aufbringt, die informativen Texte zu lesen und die meist unspektakulär in Vitrinen ausgestellten Gesteine und Werkzeuge, darunter auch solche aus der näheren Umgebung, in Ruhe anzuschauen, wird mit einer gründlichen Einführung in das Thema belohnt und verspürt eventuell Lust, ein Besucherbergwerk, etwa in Suggental, oder das Bergbaumuseum in Sulzburg im Markgräflerland zu besuchen.

Info: Die Ausstellung "Mittelalterlicher Bergbau in den Vogesen und im Schwarzwald" ist bis zum 15. September im Elztalmuseum in Waldkirch zu sehen. Nahezu zeitgleich wird sie auch in Sainte-Marie-aux-Mines im Elsass gezeigt. In Waldkirch findet am Sonntag, 18. August, um 12 Uhr eine öffentliche Führung statt. Am 15. September ist ab 14 Uhr Familiensonntag mit kindgerechter Führung und Bastelprogramm.
von Helmut Rothermel
am So, 14. Juli 2019 um 15:44 Uhr

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