"Die Bläsicals sind eine Spezialität"

Am Samstag gibt es bei der zehnten Show des Musikvereins Seelbach mit Christian Sade das nächste "Bläsical" im Bürgerhaus.

SEELBACH. Seit zehn Jahren schwingt Christian Sade (54) den Taktstock beim Musikverein Seelbach. Die zehnte Show ist erneut ein "Bläsical", eine Mischung aus Blasmusik, Musical und Theater. Am Samstag geht’s im Bürgerhaus um skrupellose Mächte, die Natur und Menschheit bedrohen.

Vor zehn Jahren war’s exotisch. Inzwischen sind die Bläsicals, eine Mischung aus Konzert und Theater, etabliert und beliebt. Zwischen den Musikstücken werden schauspielerische Szenen eingestreut und orchestral begleitet. "Das ist eine Spezialität. So fühlt es sich wie ein Film an", so Dirigent Christian Sade, Franzose und für seine manchmal schrägen Projekten mittlerweile bekannt.

Der in Schmieheim lebende Musiker und Komponist leitet mehrere Musikvereine, darunter den in seinem Wohnort und den in Münchweier. Nirgends seien die Vorbereitungen zum Konzert aber aufwändiger als in Seelbach, sagt Sade. In dem stetig anwachsenden und mit jungen Musikern gesegneten Verein sei die Bereitschaft, sich reinzuknien, besonders hoch, so Sade, der Drehbuch und Arrangements für die Bläsicals selbst schreibt.

Das diesjährige heißt "Jenseits von Gut und Böse" und lässt auf Drama und große Emotionen schließen. Das soll es auch, so Sade, denn drei Figuren kommen aus der Zukunft nach Seelbach und beäugen kritisch, wie die Menschheit aus Profitgier die Natur dramatisch zerstört. "Jeder der drei macht dann Vorschläge, wie man das ändern könnte", so der Dirigent. "Star Wars", das Filmepos, in dem sich galaktische Mächte bekriegen, spielt eine Rolle, aber mehr will Sade nicht verraten. Ulkig und zum Schenkelklopfen wird’s jedoch nicht, betont er. Unter dem Vorwand, ein Science-Fiction-Lustspiel zu sein, behandle der Abend die Zerstörung der Umwelt aus wirtschaftlichen Interessen. Seine These: "Die globalisierte Gesellschaft ist kopflos und hat keine Moral."

Das klingt nach harter Kost. Dennoch wird der Zuhörer unterhalten, verspricht Sade. Und das sehr gut: "Wir haben ein ziemlich hohes Niveau erreicht, darauf bin ich stolz." Anspruchsvolle Stücke seien dabei, darunter aus der Renaissance, ein Strauss-Walzer oder das Stück von Udo Jürgens, "Die Krone der Schöpfung", gesungen von Thomas Fehrenbach, der dafür engagiert wird. Es sei als Schlussstück sehr orchestral, sehr groß, sehr dramatisch, so Sade. Seine Lieblingszeile: "Die Krönung der Schöpfung benimmt sich wie ein Karnevalshut."

Aufs Wochenende hin müssen noch Bühnentechnik und Dekor installiert werden. Weil der Musikverein wächst, wird es im Bürgerhaus immer enger, klagt Sade: "Proberaum und die Bühne wachsen leider nicht mit." Also wüchsen die Musiker notgedrungen in den Raum hinein, scherzt er. "Wir sitzen sehr eng zusammen. Das hat was Geselliges." Als Sade den Verein vor zehn Jahren übernommen hatte, hatte er weniger als 50 Musiker. Heute, dank guter Nachwuchsarbeit, sind es fast 20 mehr.

Nach zehn Jahren ist Sade der Seelbacher nicht überdrüssig. Wechselgedanken hat er keine. "Die Frage ist eher: Wie lange halten die Seelbacher Musiker mich aus?" fragt er und lacht. Unter seinen Ansprüchen und Ideen würden sie manchmal ächzen. Sade und Musiker haben sich jedoch auch aneinander gewöhnt. "Am Anfang fanden wir das Wort Bläsical alle bescheuert", meint Sade und schmunzelt. Heute sind Titel und Form akzeptiert. Inzwischen gebe es sogar Vereine, die es nachahmen.

Konzert des Musikvereins Seelbach am Samstag, 11. März, 20 Uhr. Platzreservierung und Vorverkauf in der Kultur- und Tourist-Info im Rathaus Seelbach. Mehr unter http://www.musikverein-seelbach.de
von Ulrike Derndinger
am Di, 07. März 2017

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