Klassik

Die Internationalen Orgelkonzerte im Freiburger Münster

Dienstags – und das bis Ende September: Die Konzerte an den Freiburger Münsterorgeln.

Der diesjährige Orgelzyklus im Freiburger Münster hat bewusst kein übergeordnetes Thema. Vielmehr geht es in diesem Sommer um die historische und stilistische Breite, um Repertoire und Raritäten. Internationale Interpreten werden zu erleben sein – für einige von ihnen ist es das Münsterdebüt.

Bei aller programmatischen Buntheit sind doch Akzente auszumachen. Einer liegt (wie schön!) auf der deutschen Romantik. So spielt Freiburgs Domorganist Matthias Maierhofer im Eröffnungskonzert die sechs Stücke in kanonischer Form op. 56 von Robert Schumann – kammermusikalische Preziosen und eine attraktiver als die andere. Die vier raren Schumann’schen Skizzen op. 58 werden vom Engländer Henry Fairs (am 17. Juli) nachgereicht.

Auch die Liszt-Schule ist vertreten: Der Freiburger Ludwigskantor Christian Drengk (26. Juni) leitet sein Rezital mit Liszts B-A-C-H-Hommage ein und beschließt es mit der auf dem (Rache-)Psalm 94 fußenden c-Moll-Sonate des 24-jährig verstorbenen Liszt-Eleven Julius Reubke. Der Ungar László Fassang präsentiert Liszts Bach-Adaption "Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen" inklusive Dur-Choralausklang (7. August).

Programme mit Bezügen schätzt Freiburgs neuer Orgelprofessor David Franke. Dessen Pläne bei seinem ersten Münsterauftritt (3. Juli) gleichwohl das Prädikat "sportlich" verdienen. Auf Bachs kühne g-Moll-Fantasie reagiert Franke mit der – nomen est omen – Inferno-Fantasie nebst Doppelfuge von 1901 des Spätromantikers Max Reger. Damit nicht genug: Den Reigen abrunden wird dann eine viersätzige französische Sinfonie – als Improvisation.

Französisches vom Reimser Barockmeister Nicolas de Grigny über Widor bis hin zum ureigenen Stil des 1992 gestorbenen Olivier Messiaen bietet Silvius von Kessel (21. August). Der Romantiker Alexandre Guilmant ist mit seiner d-Moll-Sonate dabei, deren motorisch-toccatisches Finale großen Reiz hat (Benjamin Guélat, 31. Juli). Als französischer Brahms gilt César Franck: Intensiv auf sich wirken lassen kann man dessen Musik (etwa die "Grande pièce symphonique") beim Konzert mit Daniel Beilschmidt (14. August). Jeder Organist kredenzt auch Klangkunst aus seinem Heimatland oder seiner Heimatstadt. Johannes Matthias Michel (10. Juli) hat sich für ein Kuriosum entschieden: seine Sonate "Jesus stillt den Seesturm" für Pedal solo, eine biblische Sonate also. Überdies gewährt der Karg-Elert-Experte Einblick in die 1921 entstandenen Bodensee-Pastellen des Spätestromantikers.

Bach-Freunde kommen an fast allen Abenden auf ihre Kosten. Dass diesmal indes vom Orgelquartett des Münsters lediglich drei Instrumente zur Verfügung stehen, ist zu verschmerzen. Um Ostern 2019 soll die neue Chororgel fertig sein.
von Johannes Adam
am Fr, 15. Juni 2018

Info

Die Konzerte

19.6., Matthias Maierhofer, Freiburg
26.6., Christian Drengk, Freiburg
3.7., David Franke, Freiburg
10.7., Johannes M. Michel, Mannheim
17.7., Henry Fairs, Birmingham
24.7., Rie Hiroe, Tokyo
31.7., Benjamin Guélat, Solothurn
7.8., László Fassang, Budapest
14.8., Daniel Beilschmidt, Leipzig
21.8., Silvius von Kessel, Erfurt
28.8., Matthias Havinga, Amsterdam
4.9., Janette Fishell, Bloomington
11.9., Eric Lebrun, Paris
18.9., Konstantin Reymaier, Wien
25.9., Matthias Maierhofer, Freiburg
Freiburg, Münster, jew. Di, 20.15 Uhr
Karten: c-punkt, Herrenstr. 30, Freiburg. Tel. 0761/2085963
Weitere Infos unter
muensterorgelkonzerte.de  

Autor: jad

Badens beste Erlebnisse