Die Schönheit liegt hier im Detail

Uwe Pieles und Petra Markmeyer-Pieles zeigen unterm Titel "Micromacromore" faszinierende Aufnahmen mit dem Makroobjektiv.

WEIL AM RHEIN. Ein faszinierender Mikrokosmos an Formen und Strukturen eröffnet sich in der neuen Foto-Ausstellung in der Weiler Villa Schätzle. Unter dem anspielungsreichen Titel "Micromacromore" zeigen Uwe Pieles und Petra Markmeyer-Pieles Arbeiten in speziellen Techniken, die durch Einsatz von Makro- und Mikroobjektiven und besonderen Lichtwirkungen sehr geheimnisvoll anmuten.

Das Ehepaar aus Müllheim, das sich sehr ambitioniert und technisch innovativ mit der Fotokunst beschäftigt, ist seit einigen Monaten Mitglied in der Fotografischen Gesellschaft Dreiland. Beruflich hat der Wissenschaftler Professor Uwe Pieles mit Nano-Wissenschaft und Biochemie zu tun. Da liegt es nahe, dass er auch in seinen fotografischen Experimenten gern die Welt im Kleinen erforscht und erkundet.

So sind in der Villa Schätzle eine Reihe von Aufnahmen in Mikroskopie zu sehen, die Formen, Strukturen und Substanzen sichtbar machen, die mit bloßem Auge nicht wahrnehmbar sind. Es handelt sich um organische Substanzen, die kristallisiert oder als Flüssigkristalle vorliegen und auf einem Objektträger mit einem Deckglas abgedeckt sind. Die geschmolzenen Kristalle werden unter das Mikroskop gelegt. Unter polarisiertem Licht betrachtet, erscheinen sie in intensiv leuchtenden kräftigen Farben. "Color Explosion" oder "Burning Blue" heißen solche mikroskopischen Aufnahmen, die den Betrachter durch bunt schillernde Farbeffekte und fließende, dynamisch bewegte Strukturen zum Staunen bringen. Man kann in einen richtigen Farbenrausch eintauchen. Mysteriöse Lichterstreifen erinnern an Sternschnuppen.

Nicht minder staunenswert sind die Pflanzenaufnahmen des Fotografen-Paares. Für diese Bilder werden die Pflanzen gesammelt, über mehrere Wochen getrocknet und papierdünn gepresst und dann auf einem Leuchttisch mit speziellen Mikro- und Makrobjektiven fotografiert. Durch digitale Bearbeitung bekommen die zarten, hauchfeinen Blüten, Blätter und Pflanzenteile die Anmutung gemalter Pflanzendarstellungen. Die feinsten und filigransten Strukturen dieser Pflanzenmotive sind sichtbar, die Schönheit und Vergänglichkeit der Natur wird in diesen hauchzarten Gebilden vor Augen geführt.

Eine Leidenschaft von Petra und Uwe Pieles, die sehr viel unterwegs sind, gilt der Architekturfotografie. In Berlin, Hamburg, München, Dublin, Shanghai, Peking, Göteborg, Grenoble und anderen Städten haben sie markante Architektur fotografiert, vorwiegend in raffinierten Ausschnitten und ungewöhnlichen Perspektiven. Vor allem rücken sie Ausschnitte von Fassaden, spezielle Strukturen und Muster, Details von Gebäuden und effektvolle Spiegelungen ins Blickfeld. Durch das Herausarbeiten der konstruktiven Linien und klaren, strengen Gebäudeformen wirken die Fotografien wie abstrakte schwarz-weiße Kompositionen. Türme, Brücken, markante Bauten werden aus ungewöhnlichem Blickwinkel aufgenommen, mit Fokus auf einzelne Teile und nahe Ausschnitte, was den Eindruck von Grafiken erzeugt. Oft sind es Reflexionen und Spiegelungen, die raffinierte verschwimmende Effekte ergeben wie in der Reihe "Metamorphose". Es lohnt sich für Freunde künstlerisch ambitionierter Fotografie, die mehr als 100 Exponate genau anzuschauen, darunter auch Foto-Arbeiten, die eine geradezu malerische Wirkung haben.

Die Ausstellung ist bis 11. Juni zu sehen, geöffnet am Samstag, Sonntag und Pfingstmontag, jeweils 13 bis17 Uhr. Pfingstsonntag ist sie geschlossen.
von Roswitha Frey
am Do, 01. Juni 2017

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