Trinationales Kurzfilmfestival

Die Shorts 2019 noch bis Freitag in Offenburg

Die "Shorts 2019" sind eröffnet: Preisverleihung am Freitag.

OFFENBURG. Die Hochschule Offenburg hat Dienstagabend am Forum-Kino den gelben Teppich ausgerollt: Zum 19. Mal steigt das Kurzfilm-Festival "Shorts", das sich vom Insider-Event der Medienstudenten zum mehrtägigen Trinationalen Filmfestival am Oberrhein gemausert hat.

Neu sind in diesem Jahr die Nachmittags-Workshops, die mit dazu beitragen, "die Shorts zu einem Meeting-Point der jungen Filmemacher" werden zu lassen, so Festivalleiter Heiner Behring beim Interview mit Moderator Kai Wissmann am ersten Abend der "Shorts". Am Mittwoch befasst sich ein Workshop mit der Frage, wie junge Filmemacher ein Geschäftsmodell entwickeln können. Professor Götz Gruner referiert am Donnerstag über sein Interreg-Projekt, bei dem Amateurfilme als Geschichtszeugnisse gesammelt werden. Die damit verbundenen Kontakte haben mit dafür gesorgt, dass in diesem Jahr "viel mehr Einsendungen aus Frankreich und der Schweiz eingegangen sind", so Behring.

Insgesamt wurden 280 Filme eingereicht, von denen über 50 in sieben Filmblöcken gezeigt werden. Am Freitagabend werden dann die Preise in acht verschiedenen Kategorien verliehen.

Zusätzlich darf das Publikum nach jedem Filmblock seinen Favoriten wählen. Am Auftaktabend machte ein Dokumentarfilm aus Offenburg das Rennen. In "Wings of Kygyzystan" zeigt Janna Häcker das Land und die Menschen des zentralasiatischen Landes – und zwar aus dem speziellen Blickwinkel eines Pferdes. Drohnenaufnahmen liefern spektakuläre Landschaftsbilder, bei denen die Zuschauer sich als Teil der galoppierenden Wildpferd-Herde fühlen können. Zugleich ist der Film Beleg für Heiner Behrings Einschätzung, dass die "jungen Filmemacher in ihren Geschichten und ihrer Ästhetik Zweifel und Ungewissheiten, Skepsis und Ängste einer unsicheren Gegenwart und Zukunft" darstellen, dies sei jedoch "durchaus hoffnungsvoll und Mut machend", "weil hier eine junge Generation sich nicht wegduckt vor den Herausforderungen unserer Zeit, sondern in den Filmen eine klare Haltung artikuliert".

Das zentrale Thema des Abends war die Gewalt, genauer die "toxische Maskulinität", die – nach innen oder außen gerichtet – ihre Aggressivität auslebt, "egal wer daran leidet". So beschrieben es die Mitwirkenden am sechsminütigen Kurzfilm "Cat noir" von O’Neil Bürgi, der nur auf den ersten Blick als Zeichentrickfilm daherkommt. In Wahrheit wurden die Szenen über die immer abstruser werdenden Selbstmordversuche eines verlassenen Mannes konventionell mit Schauspielern aufgenommen und danach Bild für Bild in Zeichnungen verwandelt.

Um Ursachen und Folgen männlicher Gewalt geht es auch in den Realfilmen "Siebenpunkt" von Jonas Walter (Filmuni Konrad Wolf Potsdam), "Jeanne" von Clémence Peloso (Frankreich) und "Blaue Stunde" von Pia Lamster (HFBK Hamburg). Humoristisch nimmt der Trickfilm "L’aria del Moscerino" (Lukas von Berg, Filmakademie Ludwigsburg) das Operngenre aufs Korn, in dem auch Halbtote noch Arien singen. Die Musik im Stil großer italienischer Operndramen hat der Offenburger Filmmusikkomponist Leonard Küßner beigesteuert. In Nicolas Lebas‘ Dystopie "The Bolt Connection" rostet der menschenmordende Roboter sich kaputt – ein Gegenbild zur ästhetisch aufgeladenen Kunst-Dokumentation von Julia und Johanna Sofia Kausch und Demian Pleuler über die deutsch-kroatische Modemacherin Laura Pairan. Der nur knapp drei Minuten lange, gestalterisch außergewöhnliche Film über die Abhängigkeit von sozialen Netzwerken ("Social Sincerity" von Tobias Frei, Filmakademie Ludwigsburg) ging fast unter im Programm. Solche extrem kurzen, dichten Filme würde man gerne zweimal sehen.

Programm und Termine https://www.shorts-offenburg.de/
von Juliana Eiland-Jung
am Do, 04. April 2019

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