Comedy

Die Sisters of Comedy treten im Freiburger Vorderhaus auf

TICKET-INTERVIEW: Die Sisters of Comedy treten im Freiburger Vorderhaus auf.

Am 12. November 2018 traten erstmals auf 28 Bühnen im deutschsprachigen Raum Kabarettistinnen und Komödiantinnen auf, um ihr Publikum zu unterhalten und ihre Vielfalt zu zeigen. Die Veranstaltung "Sisters of Comedy" war geboren. In diesem Jahr ist auch das Freiburger Vorderhaus dabei – die Bühne teilen sich Kirsten Fuchs, Katinka Buddenkotte und Uta Köbernick. Heidi Ossenberg sprach mit der Kabarettistin und Mitinitiatorin Dagmar Schönleber über die Mission der beruflich lustigen Frauen.

Ticket: Frau Schönleber, Sie haben 2018 mit Mitstreiterinnen die Sisters of Comedy gegründet. Am Dienstag nun gibt es die zweite Ausgabe. War das von Anfang an als wiederkehrendes Event gedacht?
Schönleber: Ja. Wir wollten natürlich gucken, ob das funktioniert. Und es hat sehr gut funktioniert.
Ticket: Sie haben nach der Premiere die Veranstaltung als "zweiten Weltfrauentag" bezeichnet. 2018 haben wir 100 Jahre Frauenwahlrecht gefeiert. Gibt es jetzt einen ähnlichen Fixpunkt? Oder ist Ihr Anliegen generell politisch, wie eben auch der Internationale Frauentag am 8. März?
Schönleber: Wir haben das Datum vergangenes Jahr mit Bedacht gewählt: 100 Jahre Frauenwahlrecht. Dieses Jahr könnten wir natürlich den 101. Geburtstag des Frauenwahlrechts feiern – aber nein, für uns ist das jetzt der fixe Tag für die Sisters of Comedy.
Ticket: Sind die Programme, mit denen die Sisters of Comedy bundesweit auftreten, politisch – vielleicht sogar frauenpolitisch? Oder überlassen Sie den Künstlerinnen, was sie auf der Bühne präsentieren?
Schönleber: Wir überlassen das den Frauen. Natürlich geht es uns auch darum, Zeichen zu setzen, etwa gegen Sexismus oder Gewalt gegen Frauen. Andererseits ist uns wichtig, die Vielfalt abzubilden. Es wird immer wieder behauptet, es gebe wenig beruflich lustige Frauen. Aber das stimmt einfach nicht. Es ist nicht unser Anspruch, dass jede der Frauen bei ihrem Auftritt auch inhaltlich ein politisches Statement setzt.
Ticket: Apropos Vielfalt: Auf der Homepage von Sisters of Comedy sind 412 deutschsprachige Künstlerinnen aufgelistet. Diese Zahl hat mich überrascht, sieht man doch viel mehr Männer als Frauen auf Kabarettbühnen.
Schönleber: Genau. Wie Sie wissen viele Menschen nicht, dass es viele humoristisch arbeitende Frauen gibt. Deswegen machen wir das. Und diese Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit!
Ticket: Die Beobachtung, dass mehr Männer auf den Kleinkunstbühnen stehen, ist ja nicht falsch. Werden Frauen weniger gebucht? Sind sie weniger selbstbewusst als Männer? Warum sind sie weniger sichtbar?
Schönleber: Das ist komplex – so wie in anderen Berufsfeldern, in denen es mehr Männer als Frauen gibt. Oft unterstellt man Männern mehr Souveränität, mehr Berechtigung – ich sage das jetzt überspitzt –, die Welt von der Bühne herunter zu erklären. Ja, das hat auch mit Selbstdarstellung zu tun. Ich glaube, es fällt uns Frauen noch etwas schwerer, dafür eine Legitimation zu erhalten. Meiner Erfahrung nach fällt es Männern auch oft leichter, sich zu vergleichen und einer Jury zu stellen, etwa bei Kleinkunstwettbewerben. Dann kommt natürlich dazu, dass es für Frauen nicht leicht ist, Familie und Selbstständigkeit unter einen Hut zu bringen.
Ticket: Wie war die Bereitschaft der Künstlerinnen, bei Sisters of Comedy mitzumachen? Mussten Sie die besonders motivieren?
Schönleber: Nein, wir mussten nicht groß motivieren, das Vorhaben kam sehr gut an. Es hat sogar die Solidarität geschürt, es sorgt für neue Bewusstseinsbildung, dass es nicht in Ordnung ist, wenn etwa auf einem Kleinkunstfestival nur Männer auftreten. Und schön ist, dass das nicht nur unter uns Kolleginnen passiert, sondern auch bei den Veranstaltern und bei den Zuschauerinnen und Zuschauern.

Termin: Freiburg, Vorderhaus, Di, 12. Nov., 20 Uhr. Der Erlös der Einnahmen geht an Tritta e. V. für feministische Mädchenarbeit.
von hoss
am Fr, 08. November 2019

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