Die Städtische Galerie Karlsruhe widmet sich dem schönen Schwarzwald

Schwarzwald: größtes deutsches Mittelgebirge, eine der beliebtesten Urlaubsregionen Deutschlands – seit es Urlaub im heutigen Sinn gibt. Die klassische Grand Tour durch Europa konnten sich noch im 18. Jahrhundert lediglich Adlige und vermögende Bürger leisten. Wie aber kam es, dass der "arme" Schwarzwald, von dem Wilhelm Hauffs Märchen erzählen, zum touristischen Hotspot avancierte?

Ein fortschrittlicher badischer Großherzog schuf mit der Aufforstung der abgeholzten Hügel und Bergkuppen sowie dem Ausbau des Straßen- und Eisenbahnnetzes die Voraussetzungen, eine rührige Reklame machte den Schwarzwald bekannt. Auch die Kunst trug zur emotionalen touristischen Erschließung des Schwarzwalds bei. Von diesen Zusammenhängen erzählt die Ausstellung "Schwarzwald- Bilder" der Städtischen Galerie Karlsruhe. Mit 200 Gemälden, Zeichnungen und Druckgraphiken ist es eine mal "nur" schöne Schau – mit lieblichen Landschaften und idyllischen Genreszenen. Die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche oder die Industrialisierung waren die Sache der Schwarzwaldmaler nicht. Abgedeckt wird der Zeitraum von der Entstehung des Großherzogtums Baden 1806 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs – mit Ausflügen in die Gegenwart mit Fotokunst von Thomas Ruff oder Installationen von Daniel Roth.

Jahrzehnte vor Hans Thomas berühmtem "Wanderer im Schwarzwald" von 1891 malte und zeichnete der alljährlich in Baden-Baden kurende Gustave Courbet Schwarzwaldlandschaften ("Blick vom neuen Schloss ins Rötenbachtal", 1861). Herrliche ländliche Ansichten gleich Schirmers Gemälde "Geroldsauer Tal bei Baden-Baden" oder Otto Scholderer "Schwarzwaldlandschaft" in Öl wechseln in der Schau mit herzerquickenden erzählerischen Genreszenen wie Alma Erdmanns "Der Brief" oder Wilhelm Hasemanns "Nach dem Kirchgang". Hasemann, den eine Fotografie von Alfred Stieglitz in seinem Atelier in Gutach bei der Arbeit zeigt, hatte wesentlichen Anteil an der Inaugurierung des Bollenhuts als Markenzeichen für den Schwarzwald. Dazu so hinreißende, in der Malweise nicht rückständige Bilder wie Gustav Kampmanns reduzierte Ölskizze "Winterstille" oder Friedrich Kallmorgens "Murg im Schwarzwald".

Termine: Städtische Galerie Karlsruhe, Lorenz-Str. 27. Bis 26. Februar 2017, Mi bis Fr 10-18 Uhr, Sa, So 11-18 Uhr

von Hans-Dieter Fronz