Die Tierretter vom Freiburger Mundenhof

Trügerische Ruhe herrscht auf dem 38 Hektar großen Tiergehege, als die tierlieben Mädchen eintreffen: Schon kurz nach dem Eingangsbereich stehen Maultiere, grasen friedlich, als wäre nichts gewesen, und ein Kind führt die Esel spazieren. Prompt sind die beiden Tierretterinnen, die siebenjährige Lise und Helen, zehn Jahre, abgelenkt: "Oh, guck mal, wie süüüüüß, der ist ja noch ganz kleiiiin!" Die Stimmen klettern mehrere Oktaven hoch, ebenso die Begeisterung.

Aber halt, da war ja was. Klar, erst muss das Rätsel gelöst und Qara gerettet werden, schnell rennen die Mädchen zur ersten Station, dem Bienenhaus.

Dort wartet die erste Aufgabe: Es gilt, eine bestimmte Bienenart zu finden. Zwei Augenpaare suchen fieberhaft, schwärmen wie die Bienen aus, rennen von einem Hinweisschild zum nächsten, und bald werden auch wir Erwachsene angesteckt. "Hier ist’s, ich hab’s, ich hab’s" – die Kinder waren schneller. Die richtige Antwort ergibt eine Nummer und die trägt Helen gewissenhaft in die Liste ein.

Weiter geht’s an den scheuen Rehen vorbei. Die Ziegen riechen wir längst, ehe wir sie sehen, ebenso wie die Mangalitzaschweine, die ein Stück weiter in der Sonne dösen. Dennoch: "Ach, da würde ich am liebsten eines mitnehmen, die sehen so kuschlig aus", findet die Große, doch die Mutter rümpft die Nase und schüttelt den Kopf. Ohnehin ist alles "so süüüüüß": die Entenmama mit ihren neun federballkleinen Küken, die Hasen, die Äffchen, die Pferde.


Aber wir sind ja schließlich nicht (nur) zum Vergnügen hier und in wohldosierten Etappen gibt es Rätsel zu lösen, die sich von Kopf bis Fuß, vom Horn bis zur Zehenspitze mit den verschiedenen Tierarten auseinandersetzen. Ein anderes Mal müssen die Kids im besten Wortsinn die Gehege unter die Lupe nehmen, Hinweise finden oder entscheiden, welche Aussage die richtige ist.

"Puh, wir sind schon ganz schön weit gelaufen", findet die Jüngste, schielt verstohlen zu Spielplatz und Eisdiele. Auch wir Erwachsenen finden, dass es Zeit ist für eine Pause. Bei Kaffee und Eis bleibt außerdem prima Zeit für ein Brainstorming, warum Qara überhaupt krank geworden ist: "Was, wegen falschen Futters?!" Schwer zu verstehen ist das für die Mädchen, denn dass Füttern verboten ist, weiß doch jedes Kind. Außerdem sind vor allen Gehegen entsprechende Schilder aufgestellt, und auch die Tierpfleger erzählen immer wieder, dass jedes Tier einen individuellen Speiseplan hat und selbst Gras krank machen kann.


Doch zum Glück scheinen heute alle bis auf Qara putzmunter zu sein: Ein Pfau balzt einen Raben an, der macht die Fliege; die Erdmännchen wuseln in und aus ihren Erdlöchern, die Mönchssittiche schnäbeln, und die Gibbons hängen ab. Nur die neuesten Bewohner, die Buntmarder, lassen sich heute leider nicht blicken. Die Enttäuschung darüber hält nicht lange an, schließlich gibt es auf unserer Rätseltour genug zu tun.

Stationenweise kommen die Mädchen erst den Lamas, dann den Kaschmirziegen und schließlich beim Kamelgehege dem Finale und der Lösung näher. Hektik bricht auch bei uns Zweibeinern aus, beim Schauen, Suchen, bis es heißt: "Endlich! Ich habe ihn gefunden, den Code!" Aus Zahlen werden Buchstaben, aus den Buchstaben wird ein Arztname und schlussendlich ist Qara gerettet. Eine kleine Belohnung gibt’s obendrauf, zufrieden gucken die Mädchen den Kamelen beim – artgerecht von den Pflegern bereitgestellten – Fressen zu.


"Guck mal, ist das nicht Qara? Die sieht aus wie das Kamel auf dem Bild", findet die Siebenjährige und deutet auf eines der kleineren Kamele. "Qaaaraaa, bist du das? Qaaaraaa komm mal her!" Und tatsächlich – langsam trabt das Kamel dem Kind am Zaun entgegen.

von Anita Fertl