Die weltgrößte Geothermie-Messe

Am Mittwoch und Donnerstag findet in Offenburg die elfte "Geotherm" statt / 44 Nationen zu Gast / Ausstellung und Kongress.

OFFENBURG. Die angeblich inzwischen weltweit bedeutendste Fachmesse für Geothermie findet an diesem Mittwoch und Donnerstag zum elften Mal bei der Messe Offenburg-Ortenau statt. 188 Aussteller aus 44 Nationen haben sich angemeldet, viele aus Lateinamerika. Erwartet werden mehr als 3500 Besucher. Laut Veranstalter geht es darum, aktuelle Entwicklungen aufzuzeigen, aber auch die Skepsis in der Bevölkerung abzubauen und, nach Problemfällen auch am Oberrhein, ihre Aufgeschlossenheit gegenüber dieser noch jungen Energieform zu gewinnen.

Aufklären: Auch darum geht es der "Geotherm", wie Messechefin Sandra Kircher jüngst vor der Presse betonte. Aufklären: Die Notwendigkeit liegt angesichts des starken Protests in Kehl und Neuried gegen Probebohrungen auf ihren Gemarkungen auf der Hand. Bekanntlich beschäftigt sich aktuell sogar das Verwaltungsgericht Freiburg mit einer Protestnote aus Kehl. Kircher weiß um diese Umstände, für sie ist die "Geotherm", die vor zehn Jahren Premiere feierte, aber eine einzigartige Chance, nicht nur Experten über den Status quo in der Forschung berichten zu lassen, sondern auch mit wissenschaftlich untermauerten Analysen Ängste in der Bevölkerung abzubauen. Diese müssten nicht mehr sein, meint Erwin Knapek, Vorsitzender des Bundesverbandes Geothermie: "Die Geothermie ist inzwischen aus den Kinderschuhen heraus." Gewiss, räumt er ein, seien beim Eintritt in diese Energiegewinnungsform gravierende Fehler gemacht worden.

Beispiel Staufen, wo bei Bohrungen zwischen einer Grundwasser führenden Schicht und einer darüber liegenden Anhydrit-Schicht unglücklicherweise eine Verbindung geschaffen wurde, wodurch sich der Anhydrit in Gips umwandelte, sich das Ganze ausdehnte und zu unzähligen Rissen an Gebäuden führte: "Wenn ich nur an Staufen denke", so Knapek mit einem Anflug von Sarkasmus, "jeder hat dort ein Bohrgerät gekauft und geglaubt, er könne bohren". Leider habe man diese potenzielle Gipsschicht übersehen.

Anderswo seien andere Fehler gemacht worden, etwa in Landau in der Pfalz, wo es ein leichtes Erdbeben gegeben habe, wo nach Einschätzung von Experten wohl die Rückführung des Wassers in den Untergrund mit zu hohem Druck erfolgt sei. Ein bohrungsbedingtes Erdbeben habe es vor gut zehn Jahren auch in Basel gegeben. "Ja, es sind bei Geothermiebohrungen Fehler gemacht worden. Dazu gehörten auch falsch montierte Dichtungen", fügte Horst Kreuter von der Firma IGA (International Geothermal Association) hinzu: "Die Achtsamkeit ist heute aber deutlich größer wie überhaupt das gesamte Know-how." Knapeks Fazit: "Grundsätzlich muss man aus Fehlern lernen, und es ist aus Fehlern gelernt worden." Gerade in seiner Heimatstadt Unterhaching, deren Bürgermeister er war, stehe die Geothermie hoch in der Gunst der Bevölkerung: "60 Prozent der 23 000-Einwohner-Stadt werden mit Geothermie beheizt." Für Tiefenbohrungen sowie Bau von Kraftwerk und von 45 Kilometern Fernwärmenetz seien 90 Millionen Euro investiert worden. In Deutschland seien derzeit 33 tiefengeothermische Anlagen in Betrieb, mit Abstand die meisten, nämlich 20, im Großraum München. Im Oberrheingraben seien derzeit sieben Anlagen in Betrieb, darunter auch jene in Riehen bei Basel, in Landau, Bruchsal, in Soultz-sous-Forets und in Rittershoffen, beide im Elsass. Gerade im Oberrheingraben, so Knapek, seien die Voraussetzungen wegen der hohen Wasserwärme im Untergrund optimal. Wichtig sei grundsätzlich, dass die Politik sich stärker fürs Thema interessiere.

"Geothermie jedenfalls ist eine Chance", sagt Ingrid Stober vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT), und Offenburgs Hochschulrektor Winfried Lieber lobte die Messe für den damaligen "Mut, mit der Geotherm neue Wege zu gehen".

Geotherm, Ausstellung und Kongress, diesen Mittwoch und Donnerstag. Bereits an diesem Dienstag, 14. Februar, Lateinamerika-Symposium: Weitere Infos unter http://www.geotherm-offenburg.de
von Hubert Röderer
am Di, 14. Februar 2017

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