Tanz

Doris Uhlichs Choreografie "Boom" am Theater Freiburg

"Boom": Doris Uhlich zeigt nach "More than Naked" ihre zweite Choreografie in Freiburg.

Doris Uhlich ist für viele in Freiburg in starker Erinnerung: Beim Festival "Politik im Freien Theater" im Herbst 2014 trat die österreichische Choreografin als DJane in Erscheinung: oben Lederjacke, unten nichts.

"More than Naked" hieß ihre dynamische Choreografie mit entblößten Tänzern und Tänzerinnen auf der Bühne, die so ansteckend wirkte, dass spät in der Nacht sich auch einige Freiburger ihrer Kleidung entledigten und in der damals noch aktiven Passage 46 zu den Sounds von Uhlich befreit tanzten.

Diesmal keine Nackten. Aber dafür eine Einladung zum Mitmachen auf der Bühne. Partizipation nennt man das neuerdings im Beamten- deutsch. Bei Doris Uhlich klingt das anders: "Tanzhappening für eine kritische Masse" nennt sie ihr Projekt zur "Befreiung der Körper von den Geboten des Neoliberalismus", wie das Theater Freiburg die letzte Premiere der laufenden Spielzeit ankündigt. Dazu arbeitet die Wiener Choreografin mit einem Ensemble von Darstellern aus früheren Laienprojekten des Theaters. 40 sind es, fast so viele wie bei Mia Habibs Performance "A Song to …", die 50 Freiburger auf die Bühne des Großen Hauses brachte. "Boom" feiert unpopuläre Begabungen wie Ineffizienz, Großzügigkeit und Idealismus. Die Körper werden mit Disco-Sounds von Pop bis Techno in heftige Schwingungen versetzt nach der Devise "A body is a brain – boom tschak". Wenn der Körper ein Hirn ist, dann ist er auch Speicher von Erinnerung.

Diese Archive, verspricht die furchtlose Performerin, werden in "Boom" aufgerüttelt und neu sortiert. Die Dynamik, die sich da entfaltet, will Doris Uhlich auch politisch verstanden wissen – als eine Bewegung gegen Enge, Verschlossenheit und Abgrenzung: hinaus in den Raum, zu neuen Erfahrungen mit sich selbst und anderen. Doris Uhlich, die mit "Boom Bodies", ihrer im Januar in Wien aufgeführten jüngsten Performance mit acht Profi- Tänzern zum Basler Theaterfestival (30. August bis 10. September) eingeladen ist, fragt sich, warum sie das Bewegungskonzept des Entgrenzens "so flasht": "Welchen Körper braucht man, um Alternativen und Veränderungen anzudenken?" Vielleicht wissen wir nach der Freiburger Premiere mehr.

Termin: Freiburg, "Boom", Theater, Großes Haus, Premiere: Fr, 1. Juli, 19.30 Uhr
von Bettina Schulte
am Fr, 01. Juli 2016

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