Ticket-Interview

Edward Zwick über die Rolle des Regisseurs, Tom Cruise, Stunts und finanzielle Risiken

TICKET-INTERVIEW: Edward Zwick über die Rolle des Regisseurs, Tom Cruise, Stunts und finanzielle Risiken.

Seine Spezialität sind große Epen in historischen Gewändern. Mit dem US-Bürgerkriegsdrama "Glory" verhalf er Denzel Washington zum ersten Oscar. Sein Edelwestern "Legenden der Leidenschaft" machte Brad Pitt endgültig zum Star. "Last Samurai" drehte Edward Zwick (64) mit Tom Cruise, mit dem er nach 14 Jahren nun erneut zusammenkam. Cruise vertraute ihm die Regie der Fortsetzung von "Jack Reacher" nach der Romanserie von Lee Child an, auch wenn Teil eins an den Kinokassen nicht der große Erfolg zuteil wurde. Markus Tschiedert traf Edward Zwick zum Interview.

Ticket: Wussten Sie, dass Jack Reacher laut Lee Child ein Berliner ist?
Edward Zwick: Ja, er wurde auf einer US-Militärbasis in Berlin geboren. Es hätte mir sehr gefallen, in Berlin zu drehen, aber man muss sich nun mal ans Skript halten. Viele Freunde haben schon hier gearbeitet, ich selbst stellte auf der Berlinale 1990 den Film "Glory" vor.
Ticket: Erfüllt Jack Reacher als Kind des Kalten Krieges damit alle Voraussetzungen für einen traditionellen Actionheld à la James Bond?
Zwick: Vielleicht, aber ich würde noch viel weiter gehen. In jeder Kultur gibt es diesen Archetypen eines bewundernswerten Ritters. Überall gibt es die Sage vom einsamen Helden, der sich finden muss.
Ticket: Wie würden Sie Jack Reacher beschreiben?
Zwick: Ich glaube, er handelt nach einem persönlichen Ehrenkodex. Deshalb hat sich von der Armee getrennt, weil sie ihm zu institutionell ist und ihn zu sehr einschränkt.
Ticket: Er kommt und geht, wie es ihm passt, er hat keine Familie und kein Zuhause. Wäre das eine Lebensart, die auch Ihnen gefallen könnte?
Zwick: Nein, aber genau das interessierte daran – etwa als er ein Mädchen trifft, das vielleicht seine Tochter ist. Das konfrontiert ihn mit der Frau, die er einst attraktiv fand. Sein Leben hätte also auch ganz anders verlaufen können, und damit muss er sich auseinandersetzen.
Ticket: Eine Idealrolle für Cruise?
Zwick: Für Tom Cruise ist das eine ganz besondere Rolle, und ich schätze ihn sehr dafür, wie gut er sich darauf vorbereitet hat und wie intensiv und freundlich er arbeitet.
Ticket: Hat er wieder alle Stunts selbst ausführen wollen?
Zwick: O ja! Er ist wirklich verrückt danach. Es ist eine körperliche Höchstleistung, immer wieder diese Kampfszenen zu drehen, die manchmal sogar mehrere Wochen Drehzeit benötigen.
Ticket: Wie reagierten Sie, als Tom Cruise, der auch Produzent des Films ist, Ihnen die Regie anbot?
Zwick: Anfangs etwas zurückhaltend, denn so einen Film hatte ich vorher noch nicht gemacht, und ich wollte auf keinen Fall den ersten Teil wiederholen.
Ticket: Was hat Sie schließlich überzeugt?
Zwick: Die Möglichkeit, das Genre auszuweiten. Ich habe versucht, zwischenmenschliche Beziehungen im größeren Kontext zu zeigen und mit den Mythen des Actionkinos zu kreuzen.
Ticket: Fanden Sie es auch riskant, weil der erste Teil nicht ganz der erhofften Erfolgsaussicht entsprach?
Zwick: Sicherlich, aber so gesehen ist jeder Film ein Risiko. Ein Film ist wie ein Startup-Unternehmen, bei dem es um 50 oder 200 Millionen Dollar geht. In einer Nacht wird an der Kinokasse über Erfolg oder Misserfolg entschieden.
Ticket: Wie können Sie da schlafen, zumal Sie dafür bekannt sind, eher Big-Budget-Filme zu drehen?
Zwick: Ach, wissen Sie, ich versuche, so wenig wie möglich daran zu denken. Wie sollte ich sonst arbeiten können? Das finanzielle Risiko übernehmen andere, aber sie glauben natürlich an mich. Ich kann nur die Verantwortung übernehmen, den bestmöglichen Film zu machen.
Ticket: Wie würden Sie sich als Regisseur beschreiben?
Zwick: Ich sehe mich als Geburts-helfer, damit Story und Schauspieler zusammenwirken können, um das Publikum in den Bann zu schlagen. Ich denke, als Regisseur bedarf es einer gewissen Ergebenheit. Man muss hinter einer Geschichte verschwinden, anstatt seine Handschrift hinterlassen zu wollen.
von tsc
am Fr, 11. November 2016

Info

JACK REACHER 2: KEIN WEG ZURÜCK

Regie: Edward Zwick
Mit Tom Cruise, Cobie Smulders u. a.
120 Min., frei ab 16 Jahren

Die Story
Ex-Militärpolizist Jack Reacher (Tom Cruise) kehrt zu seiner einstigen Einheit zurück, um Major Susan Turner (Cobie Smulders) zu finden, die ihn zuvor kontaktiert hat. Doch sie sitzt wegen Hochverrats im Militärgefängnis. Reacher geht von einer Verschwörung aus und befreit sie.  

Autor: bz

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