Kunst-Kosmos-Oberrhein

Eine Ausstellung in Durbach will zeigen, wie die Landschaft auf die Kunst wirkt

Das Museum für aktuelle Kunst / Sammlung Hurrle in Durbach zeigt mit "Kunst Kosmos Oberrhein" eine ambitionierte Ausstellung zur Wirkung einer Landschaft.

DURBACH. Aufgrund der schieren Menge an Exponaten gab es bei der Vernissage viele Stimmen, die sich für einen oder mehrere weitere Besuche der neuen Ausstellung im Museum Hurrle in Durbach aussprachen. Gezeigt werden unter dem Titel "Kunst Kosmos Oberrhein" 190 Werke, gut ein Drittel davon aus der Sammlung Hurrle. Insgesamt sind 128 Künstler an der Ausstellung beteiligt. Außerdem werden in einer Einzelpräsentation Arbeiten des Freiburger Malers Bert Jäger (1919 bis 1998) aus Anlass seines 100. Geburtstages gezeigt.

Die Kunstkosmos-Schau ist ambitioniert, sie unternimmt den Blick über die Grenzen nach Frankreich und in die Schweiz, zeigt Historisches neben Zeitgenössischem, die lange Linie andeutend von Martin Schongauer (um 1445/1450 bis 1491) bis zu Tomi Ungerer, dem ein eigener Raum gewidmet ist, und Hervé Bohnert mit "Vier Evangelisten" von 2017, das Sakrale und das Profane. Symbolisiert wird dieser oberrheinische Kosmos durch vier fotografische Innenansichten der Münster von Basel, Colmar, Freiburg und Straßburg, die François Nussbaumer angefertigt hat, und die auf eine gewisse Einheitlichkeit des Kulturraumes hüben und drüben des Rheins verweisen. In ihren Einführungsreden betonen Museumsgründer Rüdiger Hurrle und Kurator Germain Roesz, Künstler und emeritierter Professor für Kunstwissenschaft an der Universität Straßburg, die Vielfalt, die nebeneinander bestehe, zugleich die Lückenhaftigkeit. Mit einem Zitat von Victor Hugo, einer Beschreibung des Rheins, der Verbindendes wie Trennendes schaffe, lehnt Roesz sich auch an den Mythos Rhein.

Einige skulpturale Werke von Hans Arp (1886 bis 1966) bis zu Ilana Isehayek (1956), die aus Tel Aviv stammt, in Kanada zu Hause war und nun in Straßburg lebt, werden gezeigt, Abstraktes und Figuratives, kaleidoskopartig, nichts, was es nicht gibt, auch Zeichnungen.

Manchen der beteiligten Künstler war in den vergangenen neun Jahren eine eigene Schau in der Reihe "Profile der Kunst am Oberrhein" gewidmet, sodass durchaus auch Bekanntes wieder zu sehen ist. Umso spannender ist der Blick über die Grenzen, der Neues und hierzulande selten Gesehenes offenbart, wie zum Beispiel die großartigen Arbeiten von Annie Greiner, die den Raum schier sprengen wollen, oder die Werke von Elham Etemadi und Haleh Zahedi, beide aus dem Iran stammend, nun in Straßburg.

Der oberrheinische Kosmos ist vielgestaltig und dividiert nicht, es sind Werke von Künstlern zu sehen, die Werke selbst thematisieren künstlerische Anliegen, selten politische. Eine derart umfangreiche Schau, die den Oberrhein als einen Kulturraum begreift, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Sie geht auf das beständige Engagement Einzelner zurück, die viele Mitwirkende mobilisieren konnten.

Am besten findet sich der Besucher zurecht, wenn er sich die Ausstellung Raum für Raum vornimmt. Innerhalb eines jeden Raumes legt diese Ausstellung Wert auf eine gewisse Kohärenz, die durch bildliche Bezüge hergestellt wird. Mal sind es Linien, als herunterlaufendes Rinnsal, als Umrandungslinie oder als gerader Strich als verbindendes Element, mal sind es Farbflächen, welche die Farbe und ihre Beziehungen zueinander thematisieren, dann ist es die Abstraktion, und wiederum das opulente Figürliche oder der Raum im Bild. Es lohnt sich.

Museum für aktuelle Kunst, Almstr. 49, Durbach. Tel. 0781 – 93201402, Mi - Fr 14-18 Uhr, Sa - So 11-18 Uhr. bis 13. Oktober. http://www.museum-hurrle.de
von Susanne Ramm-Weber
am Mo, 20. Mai 2019

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