Eine Brücke sein für junge Leute zu Klassik und Bach

BZ-INTERVIEW mit der Konzertpianistin und vielseitigen Künstlerin Ann-Helena Schlüter, die am Samstag in Bahlingen gastiert .

BAHLINGEN/LEIPZIG. Die in Nürnberg geborene Deutsch-Schwedin Ann-Helena Schlüter gastiert mit einem ungewöhnlichen Konzert in der Bergkirche in Bahlingen. Von ihrer Mutter Ann-Magret Schlüter (Organistin und Musikpädagogin) erhielt sie im Alter von drei Jahren Klavierunterricht. Der Vater Karl-Heinz Schlüter (Pianist und Professor) unterrichtete sie ab dem siebten Lebensjahr. Mit fünf Jahren folgten die ersten Auszeichnungen. Christiane Franz unterhielt sich mit Ann-Helena Schlüter über eine Kindheit als Wunderkind und über ihre Kunst.

BZ: Ist das Prädikat "Wunderkind" für Sie
heute die Basis Ihres musikalischen Schaffens oder bedeutete/bedeutet die Bezeichnung auch eine Belastung? Wie haben Sie sich als Kind damit gefühlt?

Ann-Helena Schlüter: Ich schreibe gerade ein Buch mit dem Titel "Das Klavier und das Mädchen", das 2018 bei SCM Hänssler veröffentlicht wird. Meine Eltern haben mein Talent sofort bemerkt, da war ich zwei Jahre alt. Da sie selbst Pianisten sind, haben sie mich sehr gefördert. Sie selbst haben diese Förderung von ihren Eltern nicht so erhalten. Natürlich war es schwer, so viele Wettbewerbe zu spielen, gegen andere Kinder anzutreten, gegen meine eigenen Geschwister, um Punkte. Ich habe dann gemerkt, dass es in der Musik um Zartheit, um Schönheit geht, nicht um Siege.

BZ: Nirgendwo ist Ihr Alter zu erfahren, Sie geben es nicht preis. Hat das mit Ihrer Vergangenheit als "Wunderkind" zu tun?

Ann-Helena Schlüter: Jeder hat seine Geheimnisse...

BZ: Tatsache ist, dass Sie recht jung sind – und eine gefragte Konzertpianistin in aller Welt. Mit welchem klassischen Programm gastieren Sie in der Bergkirche?

Ann-Helena Schlüter: Bach ist mein Lieblingskomponist, da er "Soli Deo Gloria" unter jedes Werk schrieb. Das "Wohltemperierte Klavier" ist mein dritter großer Bach-Zyklus neben den Goldberg Variationen und der Kunst der Fuge – hier liebe ich die virtuosen Präludien besonders. Aus Liebe zu Bach spiele ich nun auch Orgel. In Auszügen werde ich das "Wohltemperierte Klavier I" spielen, aber auch Luther-Choräle, Chopin oder Scriabin.

BZ: Aber nicht nur klassische Musik macht Ihr künstlerisches Leben aus. Sie spielen verschiedenste Instrumente wie Schlagzeug, Akkordeon oder Saxophon, komponieren, schreiben Lieder sowie Texte und malen Bilder. Werden bei Ihrem Konzert auch eigene Kompositionen zu hören sein?

Ann-Helena Schlüter: Ja, auf jeden Fall, die "Himmelslieder" und auch meine lustigen Konzertgeschichten "Flügel auf Reisen". Ich bin sehr vielseitig, liebe es, spannende Geschichten und Lyrik zu schreiben. Ich will mit meinen eigenen Werken eine Brücke sein für junge Leute, damit sie Klassik und Bach eine Chance geben. Auch Singen und Malen hilft mir, mich auszudrücken.

BZ: Welche Botschaft tragen Ihre Lieder? Oder vielleicht auch Ihre Kunst im Allgemeinen?

Ann-Helena Schlüter: Ich möchte gern die Schönheit von Klang und Musik wiedergeben. Ich singe und spiele auch von der Suche nach dem Sinn, was uns Menschen antreibt: Soli Deo Gloria – zu Ehren Gottes.

BZ: Sie sind schon zum zweiten Mal in Bahlingen zu hören, es muss Ihnen also gefallen haben. Wie kam der Kontakt zur Kaiserstuhlgemeinde zustande?

Ann-Helena Schlüter: Pfarrer Thomas Herrmann und ich haben gemeinsame Freunde. Er hat auf Facebook und im Internet Videos von mir gehört, zum Beispiel auf YouTube.

Info: Ann-Helena Schlüter spielt am Samstag, 8. April, 19 Uhr, in der Bergkirche Bahlingen. Der Eintritt ist frei, Spenden kommen der Renovierung der Bergkirche zugute.

von cfk
am Di, 04. April 2017

ZUR PERSON: Ann-Helena Schlüter

Ann-Helena Schlüter lebt in Leipzig und hat an Universitäten im In- und Ausland Klavier, Musikwissenschaften, Musikpädagogik und Musikforschung studiert. Ihr Meisterklassendiplom Piano legte sie bei Professor Glemser an der Hochschule für Musik in Würzburg ab. Derzeit promoviert sie über Bachs Fuge. Sie ist Dozentin beim Konservatorium Georg Philipp Telemann Magdeburg und unterrichtet am Institut für Musikwissenschaft der Uni Leipzig. Ann-Helena Schlüter erhielt nationale und internationale Preise.  

Autor: cfk

Badens beste Erlebnisse