Forum-Jazz-Festival

Enrico Rava New Quartet im Forum Merzhausen

Enrico Rava ist der Star beim Forum Jazz in Merzhausen.

Enrico Rava zählt zu den herausragenden Vertretern des europäischen Jazz. Der italienische Trompeter, Vaterfigur in seiner Heimat, feiert 2019 seinen 80. Geburtstag. Jetzt wird er zum Highlight des Forum-Jazz-Festivals in Merzhausen.

Der anfangs an der Tradition orientierte Jazzmusiker, der mit 18 Jahren von der Posaune zur Trompete wechselte, als er Miles Davis hörte, kam früh mit den Freigeistern des Jazz wie Don Cherry, Steve Lacy und Gunter Hampel in Kontakt und so auch mit offenen Strukturen und unkonventionellen Spielweisen. Gleichzeitig folgte Rava aber auch seinem Faible für Melodik und Lyrik, für die Oper seiner Heimat, für brasilianische Folklore und Filmmusik. Mediterrane Wurzeln, die ihm auch nachgesagt werden, weist er von sich. Er habe, sagte er mal in einem Interview, nichts mit Sardinien oder Neapel zu tun, er sei schließlich aus dem Piemont. Als wahre italienische Folklore betrachte er die Oper. Rava versteht sich als europäischer Jazzmusiker und ist sich der Tatsache bewusst, "dass sich Europäer ganz stark auf ihren Background, ihr musikalisches Erbe besonnen haben". Der Trompeter spielte zwar Free Jazz, aber immer mit klar erkennbaren melodischen Linien. Er bläst bis heute hart zupackend, free und aufregend, jedoch gleichermaßen weich, lyrisch, wehmütig und sehr melodisch.

Nach Merzhausen bringt Rava sein vor wenigen Jahren neu formiertes Quartett mit, mit dem er 2015 sein hervorragendes Album "Wild Dance" eingespielt hat. Der halb so alte Gianluca Petrella, seit Jahren an der Seite des Meisters, setzt auf der Posaune die weiten, langen Melodiebögen des Trompeters fort, verdoppelt sie sogar. Flüssig zieht er den Bogen, um äußerst variantenreiche Töne zu erzeugen, die sich nahtlos der Melodik Ravas anpassen. Die beiden Blechbläser feuern sich gelegentlich im Zwiegespräch an, variieren sinnig die Melodik, wenn sie Unisono-Passagen verlassen. Dem Treiben der Bläser setzt die perfekt harmonierende und geschickt agierende Rhythmusgruppe einiges entgegen. Überraschend ist vor allem Francesco Diodati. Der Gitarrist sorgt mit schwebenden Tönen, die oft an Bill Frisell erinnern, für Atmosphäre. Er raut Ravas Kompositionen auf und öffnet Räume mit harmonisch-raffinierter Akkordarbeit. Weiteren harmonischen Halt liefert Bassist Gabriele Evangelista, der mit flinkfingrigem Spiel die Verbindung zu Schlagzeuger Enrico Morello hält.

Das Enrico Rava Quartett macht besten Gegenwartsjazz mit mitreißenden Streifzügen zwischen Free Jazz und formgebundener Musik, gesättigt mit der Erfahrung der Avantgarde und dem Wissen um die Bedeutung der Tradition. Mag Rava sich in seinen Phrasierungen seinem Vorbild Miles Davis annähern und dessen feinsinnige Schönheit in den Improvisationen verfolgen, so wirkt er doch nie epigonenhaft. Er bleibt ein Musiker mit eigener Sprache. Vorverkauf beim BZ-Karten-Service (bz-ticket.de/karten oder Tel. 0761 / 496-8888) und bei allen BZ-Geschäftsstellen.
von Reiner Kobe
am Fr, 27. April 2018

Info

Forum Jazz

Do, 3. Mai: Eberhard Weber – Rebell am Bass, Film und Gespräch mit Hans Hielscher, 19 Uhr
Fr, 4. Mai: Emil Brandqvist, 20 Uhr
Sa, 5. Mai: Enrico Rava New Quartett, 20 Uhr
So, 6. Mai: Vincent Klink & Patrick Bebelaar, 11 Uhr
Alle Veranstaltungen finden im Forum Merzhausen statt.  

Autor: pd

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