Ausstellung

Essbarer Christbaumschmuck in Basel

"Essbarer Christbaumschmuck" im Spielzeugwelten Museum Basel.

"Essbarer Christbaumschmuck –
vom Lebzelter und Zuckerbäcker" heißt die Ausstellung, die bis zum 11. Februar im Spielzeugwelten Museum in Basel gezeigt wird. Schon ab 1600 wurden Weihnachtsbäume geschmückt, hauptsächlich mit Nüssen, Äpfeln und Gebäck. Aufgrund dieses überwiegend essbaren Dekors nannte man den Weihnachtsbaum auch gerne Fressbaum. Natürlich liebten die Kinder diese Bäume.
Die wohlriechenden, süßen Gebäcke, die als Dekoration an den Bäumen hingen, wurden vom Lebzelter ( Honigkuchenbäcker), und vom Zuckerbäcker hergestellt. Honig war in der Regel lokal verfügbar. Das weiße Gold dagegen, wie Zucker damals auch genannt wurde, wurde aus Zuckerrohr hergestellt und musste über den halben Erdball transportiert werden. Es war entsprechend teuer und der Zuckerbäcker galt als angesehener Künstler.
Um 1900 waren Gebilde aus Eierzucker sehr beliebt. In der Ausstellung sind einige Exemplare zu sehen. Der teilweise gefärbte Teig wurde in Formen gepresst, die nach dem Backen bemalt und oft zusätzlich mit Zuckerguss verziert wurden. Auch Oblaten (bunte Papierbilder) wurden mit Zuckerguss aufgeklebt. Papieraufhänger wurden meist eingebacken. Die glänzende Oberfläche erreichten die Zuckerbäcker vermutlich durch das Bestreichen der Teile mit Gummiharz aus Pflanzensaft.
Zum beliebten Honiggebäck gehörte der Lebkuchen mit Zuckerguss oder farbigen Oblaten sowie geometrische Tirggel.

Tirggel gehörten ebenfalls zu den gemodelten Honiggebäcken. Sie werden in der Region Zürich seit Jahrhunderten aus einem Gemisch von Honig, Mehl, Gewürzen und Rosenwasser hergestellt. Schon 1461 wurde das Gebäck im Zusammenhang mit einem Gerichtsfall erwähnt. Schon bald entwickelte sich die Stadt Zürich zu einem Produktionszentrum von Tirggeln. Die Mitglieder der städtischen Bäckerzunft hatten bis 1830 das Monopol der Herstellung. Die hauchdünnen Fladen werden nach einer Trockenzeit bei hoher Oberhitze kurz gebacken. So erhalten die intensiv nach Honig duftenden Gebäcke ihre hellbraune Oberfläche, behalten aber die weiße Rückseite, die im Gegenlicht die Sujets samt den alten Sinnsprüchen durchschimmern lässt und so zum Leben erweckt. Tragant, ein Produkt des Zuckerbäckers, ist höfischen Ursprungs aus der Zeit der Renaissance. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam die edle Masse dann als bemalter und dekorativer Christbaumschmuck zum Einsatz. Beliebt waren auch Dekorationen aus Eierzucker. Diese farbenfrohen Gebilde konnten mit dem eingebackenen Papieraufhänger an jeden Weihnachtsbaum gehängt werden. Absolute Luxusartikel waren Produkte aus Marzipan, da sämtliche Zutaten sehr kostspielig waren. Anisgebäcke oder Springerle dienten auch als bunte Dekoration für den Baum und sind heute noch sehr beliebt zur Weihnachtszeit.
Die Ausstellung entführt in diese Zeit des süßen und oftmals vergessenen Christbaumschmucks. Sie zeigt auch Traditionen aus verschiedenen Schweizer Kantonen und angrenzenden Regionen, in welche mit den Leihgaben des Sammlers Alfred Dünnenberger ein Einblick gewährt wird. An manchen Tagen backt eine Bäckerin der Confiserie Bachmann in Basel Spekulatius und verteilt sie ofenfrisch.
von BZ/Foto: Markwalder
am Mi, 22. November 2017

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