Fifty Shades of Grey

Die Galleries in Offenburg zeigen künstlerische Fotografie, Malerei und abgefahrene Objekte.

OFFENBURG. Es soll ja Witzbolde unter den Eltern geben, die ihren Kleinen vor Schwarz-Weiß-Fotos auf entsprechende Nachfrage mit todernster Mine antworten: "Ja, die Welt war früher tatsächlich schwarz-weiß. Erst um das Jahr 1935 herum, kam Farbe in die Welt." Solche Lügenbeutelei spricht natürlich jeglichem Bildungsauftrag Hohn. Doch wer derzeit nach draußen schaut, könnte meinen, es sei in diesem Sinn wieder vor 1935. Der Winter macht die Welt weiß, schwarz und grau. Das wiederum belegt auch die Fotokunst, die derzeit in den Galleries von Simone und Uli Marx in Offenburg unter dem Titel Feuer & Eis ausgestellt ist.

So sind es tatsächlich Farbaufnahmen, die Lutz Scherer vom Schwarzwald im Winter zeigt. Zu sehen ist da aber keine vom Himmel begrenzte Bergkontur. Scherer hält mitten rein in die vom Neuschnee überpuderte Mischwaldbergflanke. Tannen und Fichten absorbieren mit ihrem immergrünen Nadelschmuck die weiße Pracht besser als die entlaubten Buchen und Eichen. So entsteht ein nach Texturen optisch unterschiedenes Hell-Dunkel, fast abstrakt und doch vertraut. Und hier tilgt der Winter die Farben und lässt nur noch Schwarz-Weiß-Kontraste übrig. Dazwischen ungefähr Fifty Shades of Grey. Schwarz-Weiß ist nun einmal der Ursprung der Fotografie. Er prägte mit seiner puristischen Ästhetik die künstlerische Fotografie so nachhaltig, dass Schwarz-Weiß bis heute der Farbfotografie trotzt. Zu welch ästhetischen Glanzleistungen die ganz aufs Grafische setzende Schwarz-Weiß-Fotokunst fähig ist, zeigen die Vintage-Abzüge des dynamischen Fotografenduos Dr. Paul Wolff & Alfred Tritschler, die ebenfalls in der Galerie in der Offenburger Kittelgasse 22 ausgestellt sind. Diese Pioniere der Kleinbildfotografie, von denen der jüngere Kompagnon, Alfred Tritschler (1905 bis 1970), aus Offenburg stammt, waren Meister der Verdichtung grafischer Motive zu dramatischer Wirkung. Die Aufnahme einer Skitour im Hochgebirge, auf der die dunkle Spur im Schnee atemberaubend flott in die Tiefe des Bilds führt, wo sich in der Bildmitte winzige Menschlein vor majestätischer Gipfelkulisse verlieren, zeigt ihre Genialität. Die Galerie kann das Foto als Originalabzug vom Negativ aus der Entstehungszeit der Aufnahme anbieten: eine Rarität.

In der Abteilung Feuer der Ausstellung sind zum Beispiel Aufnahmen der Milchstraße von Sebastian Wehrle zu sehen oder eine gemalte feurige Szene einer Straßenschlacht (?) von Martin Sander. Außerdem: schrill transformierte Jagdtrophäen von Holy Dew. Prädikat der Ausstellung: sehenswert.

Feuer & Eis, Galleries, Kittelgasse 22, Offenburg, zu sehen an den Adventssonntagn von 11 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung unter Tel. 0170-2343642
von Ralf Burgmaier
am Fr, 09. Dezember 2016

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