Theater

Freiburg: Bea von Malchus und ihr neues Erzähltheaterprogramm "Queens"

Freiburg: Bea von Malchus und ihr neues Erzähltheaterprogramm "Queens".

Bea von Malchus mag es, wenn die Ausgangslage komplex und kompliziert ist. Und sie gibt keine Ruhe, bis sich die Stränge einer Geschichte verzahnt haben wie ein feines Uhrwerk. Für ihren neuen Erzähltheater-Abend hat sich die Freiburger Autorin, Schauspielerin und Regisseurin Herrscherinnen des 16. Jahrhunderts ausgesucht. "Queens!" heißt das Programm, das am 23. September im Wallgraben-Theater Premiere feiert.

Im Mittelpunkt stehen werden Elizabeth I., genannt die jungfräuliche Königin, die England 45 Jahre lang regierte, und ihre Rivalin, Maria Stuart, Königin von Schottland und Frankreich, die 1587 auf dem Schafott endete.

"So viel habe ich noch nie gelesen!", seufzt Bea von Malchus – aber es ist der 58-Jährigen anzumerken, wie viel Spaß es ihr gemacht hat, sich den historischen Stoff regelrecht einzuverleiben. Nun sprudelt das Wissen über die mächtigen Frauen nur so aus ihr heraus – da ähnelt sie dem Personal ihres selber recherchierten und geschriebenen Theaterprojekts. "Elizabeth las zwei Stunden am Tag historische Bücher", weiß Bea von Malchus. Sie bezeichnet die Königin als Genie – und merkt lakonisch an: "Die Leute damals wussten, dass sie nicht alt werden. Die haben Gas gegeben."

Eine Dienerin ihres Staates

Elizabeth I. freilich ist für die damalige Zeit alt geworden: 70 Jahre. Und das, obwohl ihre Kindheit, als Tochter Heinrich VIII., der ihre Mutter Anne Boleyn hinrichten ließ, traumatisch war. Als Bastard beschimpft zu werden, "das hat sie wie ein feiner Stahl geschliffen", ist Bea von Malchus überzeugt. Als erster Mensch auf dem englischen Thron habe Elizabeth I. Dienerin ihres Staates sein wollen – kein Vergleich mit den Herrschern vor ihr, denen die eigenen Vorteile alles galten. Nicht, dass Elizabeth I. nicht machtbewusst gewesen wäre – das war sie!

Es habe sich angeboten, die jüngere Maria Stuart als Gegenpart aufzunehmen – wie Schiller es in seiner Tragödie "Maria Stuart" (Uraufführung: 1800) getan hat. Von Maria heiße es überall, sie wäre so schön gewesen, dass es jedem den Atem verschlagen habe. Aufgewachsen freilich ist auch Mary Queen of Scotts nicht unter idealen Bedingungen. "Ihr Vater hat sich so geärgert, dass sie kein Junge war, dass er gleich nach ihrer Geburt gestorben ist", sagt Bea von Malchus. Als Kind noch wird sie nach Frankreich gebracht, wo für ihre Bildung gesorgt wird – aber auch dafür, dass sie, kaum erwachsen, den "grenzdebilen König François II. heiraten musste". Mit 17 war sie bereits Königin von zwei Ländern. Viel Glück hat es ihr nicht gebracht. Den englischen Thron hat sie nicht bestiegen – und auch ihre weiteren zwei Ehen waren, so Bea von Malchus, "eine Katastrophe".

Auch ins Leben weiterer Frauen des 16. Jahrhunderts wird Bea von Malchus schlüpfen: Elizabeths Halbschwester Bloody Mary, ihre Stiefmutter Catherine Parr, Jane Grey, die als "Neun-Tage-Königin" auf King Eduard VI. folgte, Maria Stuarts Mutter Marie de Guise und schließlich Stuarts Schwiegermutter Caterina von Medici.

Man könnte der begnadeten Erzählerin Bea von Malchus stundenlang zuhören – weil sie es versteht, Zusammenhänge herzustellen, heutig und lebendig zu reden, lustige und tragische Ereignisse als solche zu benennen und zu verknüpfen. Im Programm, das von Malchus wie immer im Sitzen absolvieren wird, kommen noch das spezielle, wie immer sehr wandelbare Kostüm hinzu – ein Kunstwerk für sich, entworfen von Sarah Mittenbühler – und die Musik, erneut erarbeitet von Sascha Bendiks.

Termine: Wallgraben-Theater, Freiburg, Premiere, 23. Sept. (ausverkauft), 25. und 27. Sept., 9. Okt. Weitere Termine
unter http://www.beavonmalchus.de
von Heidi Ossenberg
am Fr, 22. September 2017

Badens beste Erlebnisse