Für Niveau und Vielfalt

Der Oberbadische Blasmusikverband feiert sein 125-jähriges Bestehen mit einem Festprogramm.

BREISGAU-HOCHSCHWARZWALD. "Dann folgte die Vorstandssitzung, in der die Gründung eines Musik-Gauverbands beschlossen wurde", titelte das Staufener Wochenblatt am 25. August 1892. In vier Tagen haben sieben Blasmusikkapellen in Buggingen beschlossen, diesen Verband zu gründen. Heute heißt er Oberbadischer Blasmusikverband. "Zweck der Gründung war es, das musikalische Niveau der badischen Kapellen zu heben", heißt es in der Festschrift zum Jubiläum. Der Text zum 125-jährigen Bestehen wird länger als die damalige Meldung, so viel sei schon mal verraten.

Der Verband hat einige Namensänderungen hinter sich, zunächst hieß er Breisgau-Markgräfler-Musikverband. Vereine wechselten den Verband, andere kamen hinzu, es wurde umstrukturiert. 1955 hatte der Verband 142 Mitgliedsvereine. Ein Jahr später wurden insgesamt drei unabhängige Verbände gegründet. Aktuell sind 75 Vereine Mitglied im Verband, acht Bläserjugenden und ein Bezirksseniorenorchester – mehr als 6000 Musiker sind aktiv. Das Verbandsgebiet umfasst Teile der Landkreise Breisgau-Hochschwarzwald und Emmendingen sowie die Stadt Freiburg. In allen drei Teilen werden Jubiläumsveranstaltungen stattfinden (siehe Info). Mehr als drei Jahre arbeite man schon an der Organisation. "Wir wollen die Blasmusik in aller Vielfalt darstellen", erklärt Verbandspräsident Harld Bobeth. Außerdem sei es wichtig, eine eigene Veranstaltung für die Jugend zu veranstalten. 45 Prozent der Mitglieder seien unter 18 Jahren.

Die Aufgaben des Verbands haben sich geändert: Gema, Facebook und Steuerseminare – unter anderem damit beschäftige sich das Präsidium. "Unser Schwerpunkt hat sich in Richtung Organisation der Vereinsarbeit verlagert", sagt Bobeth. Dennoch gehe es weiterhin um die musikalische Ausbildung. Seit 2013 hat der Verband wieder ein Jugendblasmusikorchester, seit 2014 gibt es jährliche Wertungsspiele. Auch das Raschèr Saxophon Quartet erwähnt der Präsident. Ein Mitglied dieses Ensembles ("eines der weltbesten Saxofon-Quartette, das klassische Musik spielt"), unterrichtet an der gleichnamigen Akademie Musiker aus dem Verband. Dort werden über mehrere Wochenenden dauernde Kurse angeboten. "Das läuft sehr gut", sagt Bobeth.

Das Jubiläum ist für die Musiker ein Anlass zurückzublicken: "Man kann stolz sein, dass man so alt ist", sagt Bobeth zum 125-jährigen Verbandsbestehen. Es gehe aber auch darum, in die Zukunft zu blicken und zu sehen, wo man stehe. Der Präsident verweist in diesem Zusammenhang auf einen Beitrag des Verbandsdirigenten Siegfried Rappenecker in der Festschrift. Darin geht es um das Verhältnis zwischen administrativer und musikalischer Arbeit in den Vereinen. Vorstände kümmerten sich in der Regel um Organisation und Finanzen. Der Verbandsdirigent plädiert für eine Trennung: "Die organisatorische Arbeit liefert nur den Rahmen für das Musizieren – nicht umgekehrt", schreibt Rappenecker und bringt die Idee eines Musikbeirats oder einer Kommission auf. Diese solle die Zielvorgaben eines Orchesters oder dessen Auftrittsplanung vorgeben. Es wird aber auch deutlich, dass auch die Vereine diesbezüglich gefragt sind. Harald Bobeth: "Wir können die Vereine nur unterstützen, die Arbeit müssen sie selbst machen."

Der Verbandspräsident hebt die Jugendarbeit hervor. Die sei generell gut im Gebiet, was sich anhand der Zahlen in den Vereinen belegen lasse. Und doch: "Die Konkurrenz ist größer geworden", sagt Bobeth. Die Schule nehme Jugendliche zeitlich immer mehr in Anspruch.

Bobeth hebt jedoch den Stellenwert der Vereinsarbeit hervor. Musikvereine seien Kulturträger vor Ort. Zudem hätten sie eine gesellschaftspolitische Bedeutung. Für ihn sei es wichtig, so Bobeth, dass Jugendliche früh in die Verantwortung genommen werden. "Sie erleben damit in der Praxis, was Demokratie ist." In Musikvereinen kämen alle Generationen zusammen. Der älteste Musiker sei 79 Jahre lang aktiv gewesen, bis er die Noten nicht mehr habe lesen können. Auch für ältere Musiker müssten Fortbildungsmöglichkeiten angeboten werden, um sie möglichst lang am Instrument zu halten.
von Jonas Hirt
am Di, 16. Mai 2017

Jubiläumsprogramm

» Pfaffenweiler: Der Auftakt gebührt der Jugend: Am Mittwoch und Donnerstag, 24. und 25. Mai, lautet das Motto "Jugend zelebriert". In Pfaffenweiler werden ab 17 Uhr die Ergebnisse eines Workshops in der Batzenberghalle präsentiert, unter anderem Beatboxing und Improvisation auf Blasinstrumenten. Die Workshops beginnen um 9 Uhr.
» Elzach: Im Zeichen der Blasmusik steht Elzach am Samstag, 27. Mai. Ab 11 Uhr finden verschiedene Platzkonzerte statt. Um 17 Uhr gibt es ein Lehrkonzert mit dem Landesblasorchester in der Steinberghalle in Prechtal. Um 20 Uhr spielt dort erneut das Orchester zusammen mit der holländischen Koninklijke Harmonie O&U. Am Sonntag, 28. Mai, ziehen ab 14 Uhr rund 1 500 Musiker beim Festumzug durch Elzach und spielen am Ende zusammen.
» Glottertal: Freunde der traditionellen Blasmusik dürfen sich auf "Alpenblech" freuen. Sie spielen am Samstag, 7. Oktober, um 19.30 Uhr in der Glottertäler Eichberghalle. Von 10 Uhr bis 16 Uhr finden vorab Instrumentalworkshops statt.
» Kenzingen: Wertungsspiele finden am Samstag und Sonntag, 21. und 22. Oktober, ab 9 Uhr in Kenzingen statt.
» Freiburg: Zum Abschluss des Jubiläumsprogramms spielt das Musikkorps der Bundeswehr am Sonntag, 5. November, um 19 Uhr im Konzerthaus.

Weitere Infos zum Programm unter http://www.obv-breisgau.de
 

Autor: hirt

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