Pop

Funny van Dannen im Jazzhaus

TICKET-INTERVIEW mit Funny van Dannen.

Funny van Dannens aktuelles Album "Alles gut Motherfucker" deckt wieder ein breites Spektrum des etwas anderen Liedermachens ab. Olaf Neumann sprach mit dem 60-Jährigen über Rechtspopulismus, Optimismus und seine Zusammenarbeit mit Udo Lindenberg.

Ticket: Die AfD hetzt gegen Flüchtlinge und nutzt vermeintlich harmlose Verbotsforderungen, um gegen Minderheiten wie Juden und Homosexuelle zu sticheln. Warum gehen Menschen überall Hetzern und Populisten so leicht auf den Leim?
Van Dannen: In der Gesellschaft ist ein großes Frustpotenzial vorhanden. Man sollte den Leuten mal ganz klar sagen, dass sie in einem der reichsten Länder der Erde leben. Selbst diejenigen, die in unserer Gesellschaft nicht die große Karriere machen, müssen hier nicht hungern. Man hat ein Dach über dem Kopf und ist sozial relativ gut abgesichert. Es ist skandalös, dass Leute in unserem Land solche Gedanken entwickeln und auf Ausländern rumhacken, denen es wirklich nicht gut geht. Diese Mentalität gibt es aber nicht nur bei rechten Jugendlichen, sie ist auch bei Migrantenkindern verbreitet. Anstatt die Möglichkeiten zu sehen, die man hier hat, sieht man nur die negativen Aspekte. Und begründet damit Gewaltbereitschaft. Das ist absurd.
Ticket: Wie erhalten Sie sich Ihren Optimismus in einer Zeit voller unerfreulicher Ereignisse?
Van Dannen: Man sollte sich immer wieder vergegenwärtigen, dass es in keiner Zeit besser war als heute. Wären meine vier Jungs vor 80 Jahren groß geworden, hätte ich sie vielleicht alle schon im Krieg verloren. Jetzt aber sind sie groß und haben ein gutes Leben. Die Voraussetzungen, etwas aus seinem Leben zu machen, waren in Mitteleuropa noch nie so gut wie heute. Aber es wird unverschämt viel gejammert. Optimismus ist auf jeden Fall angebracht, aber vielleicht nicht bei allen Gefahren. Die Finanzmärkte zum Beispiel stehen auf dünnem Eis. Im Moment scheint alles ruhig zu sein, aber das täuscht. Kleinste Unregelmäßigkeiten können riesige Auswirkungen haben. In Sicherheit wiegen darf man sich nicht, aber ich finde, einen Grundoptimismus sollte man sich erhalten.
Ticket: Wie verlief Ihre Zusammenarbeit mit Udo Lindenberg?
Van Dannen: Wir haben uns ein paarmal in Hamburg und in Berlin getroffen in der Zeit, als er von mir "Nana M." und "Gutes tun" gecovert hat. Ich weiß noch, wie ich über die zugefrorene Alster zu ihm ins Atlantic Hotel gelaufen bin. Und dann saß er da am Swimmingpool und sah genauso aus, wie man sich Udo Lindenberg vorstellt. Nachher hat er mir noch seine neuesten Songs vorgespielt und wir sind in seinem Porsche durch Hamburg gefahren.

Termin: FR, Jazzhaus, Sa, 17. Nov., 20 Uhr
von onma
am Fr, 16. November 2018

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