Zuschauen und mitmachen

Glasbläserhof in Todtnau-Aftersteg

In Todtnau-Aftersteg sind Glasmacher am Werk – und Kinder dürfen auch mitmachen .

Draußen hat es Minusgrade, aber Tomas Fiser ist nicht kalt. Er hat einen heißen Job: "Hier vor dem Ofen können es 80, 90 Grad sein, eine Sauna brauche ich nicht mehr." Fiser zieht schwungvoll den langen Stab, die Glasmacherpfeife, aus dem etwa 1200 Grad heißen Ofen. Gluthitze wabert durch den Raum, Fiser wirbelt und dreht die Pfeife samt flüssig-zäher gelb-orangefarbener Glaskugelspitze gekonnt durch die Luft: "Das ist die kleine Hölle und ich bin der kleine Teufel", ruft er ins Publikum, das sich bei dieser temperamentvollen Vorführung himmlisch gut amüsiert.

Nach Todtnau-Aftersteg in den Glasbläserhof hat uns der Familienausflug heute geführt und Fiser will uns zeigen, wie aus dem wabbeligen Klumpen eine edle Glasschale wird. Gelernt hat der Glasmacher sein Handwerk in Böhmen. Er arbeitet aber schon viele Jahre im Schwarzwald, wo das Glasmachen ebenfalls eine lange Tradition und seinen Anfang im zwölften Jahrhundert genommen hat.

Fiser hält seine Glasmacherpfeife in den feurigen Ofenschlund, holt einen Teil des geschmolzenen Glases heraus, dreht und wirbelt und hält so den orange-goldenen Glasknubbel an der Stange: "Mit dem flüssigen Glas ist das ein bisschen so wie mit dem Honig. Wenn ihr Honig aus dem Glas nehmt, müsst ihr den Löffel auch ständig drehen, sonst tropft der Honig runter, gell?!", fragt er. Einige Kinder nicken verständnisvoll. Fiser pustet, dreht, pustet nochmal gezielt, dreht wieder, holt eine neue Schicht geschmolzenes Glas aus dem Ofen, pustet und bringt den Glasklumpen mit einem Buchenholzlöffel in Form. Dazu erzählt er in einem fort über die Geschichte der Glasbläserei, erklärt die einzelnen Arbeitsschritte und auch, dass man immer nach dem Bauchgefühl gehen müsse: Holt er zu früh eine neue Schicht aus dem Ofen, fließt die Glassuppe weg, wartet er zu lange, ist das Glas zu hart. "Es kann so viel schiefgehen, das ist ein ewiges Kreuz. Deshalb ist das Zeichen der Glasmacher ein Kreuz mit einer Acht."

Doch schiefgegangen ist dieses Mal nichts, Fiser wirbelt mit Pfeife samt Glas ein letztes Mal über die Bühne, vergrößert mit Druckluft das Volumen des Glases, macht mit einem Werkzeug "hoppala, Wellen rein, zack und zack und zack und damit ist die Schale erst einmal feeeeertig!" Nicht nur die Kinder staunen, alle klatschen. Noch hat die Schale ungefähr 500 Grad und wandert nun in den sogenannten Kälteofen, wo sie vorsichtig bis zum nächsten Morgen heruntergekühlt wird, damit sie nicht zerspringt. Die Zugabe schießt den Vogel ab: Mit jeweils einem gezielten Griff zupft Fiser aus einem neuen, heißen Glasknubbel mit einer Art Zange erst einen Schnabel, einen Flügel, den zweiten und dann den Schwanz – fertig ist der Glasvogel. Ein Raunen geht durch den Raum, denn das, was spielend leicht aussieht, ist ganz schön knifflig – man denke an das ewige Kreuz mit Acht.

Nun wollen die Kinder auch mal ran. In sicherem Abstand steht der Erste mit Mundstück bereit, während Fiser die Glasmacherpfeife in den grellen Ofenschlund hält, der Hitze ausstrahlt und um den sich wie eine Sonne im Glasmacheruniversum alles dreht. Der Glasmacher dreht und wirbelt die Pfeife, holt neues Material. Dann wird es ernst, das Kind holt tief Luft und: "Alla Hopp! Und jetzt volle Kanne dicke Backe, alles was geht und noch mehr, mehr, mehr, mehr, jaaaa weiter!", feuert Fiser an. Der Knubbel bewegt sich, wächst, wird größer, länger, noch größer und dann – das Kind hat schon ganz rote Backen – ist sie fertig, die Vase. Von Hand geblasen.

Weitere Infos: Glasbläserhof, Talstraße 6, 79674 Todtnau-Aftersteg; Glasmanufaktur täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet, Vorführungen ab etwa zehn Personen zur vollen Stunde außer 13 Uhr, vier Euro, Kinder zwei Euro; Vasenblasen ab zwei Personen à 15 Euro nur nach telefonischer Voranmeldung.

Kontakt: Tel. 07671/9925970 oder
http://www.glasblaeserhof.de
von Anita Fertl
am Fr, 03. Februar 2017

Badens beste Erlebnisse