Hardrock

Gotthard im Musikklub in der Sick-Arena

TICKET-INTERVIEW mit Marc Lynn, Bassist der Schweizer Hardrockband Gotthard.

Gotthard aus Lugano ist die erfolgreichste Schweizer Rockband. Das Quintett hat weltweit mehr als zwei Millionen Tonträger verkauft. Auf dem Jubiläumsalbum "Silver" schlagen die Hardrocker auch ruhigere Töne an. Die Musik aber bleibt hart und schwungvoll. Olaf Neumann sprach mit Gotthard-Mitbegründer und -Bassist Marc Lynn über 25 Jahre Rock ’n’ Roll, das Schweizerische an seiner Band und den Unfalltod des langjährigen Sängers Steve Lee.

Ticket: Welches Konzept liegt ihrer aktuellen Platte "Silver" zugrunde?
Lynn: Wir wollten mit dem Songwriting ein bisschen retro gehen. Deswegen haben wir bei manchen Songs mal wieder eine Bluesharp reingenommen und den Gitarrensound variiert. Dennoch gibt es in dem Album Charakteristisches, was uns ausmacht. Das sind die Stimme, die Drum-Sounds und ein bestimmter Gitarren-Sound, den wir nicht ändern.
Ticket: Hat Rockmusik in der Schweiz eine lange Tradition?
Lynn: Eigentlich nicht. Wir haben eine Band wie Krokus, die in den 70er Jahren gegründet wurde, lange gelebt hat und die nun wieder am Auferstehen ist. Krokus kommt 2017 mit uns auf Schweiz-Tour. Aber die Schweiz ist überhaupt kein traditionelles Rock-Land. Ich weiß auch nicht, welcher Teufel mich damals geritten hat. Heute ist es schon mehr geworden, und wir haben viele junge Bands in jeder Stilrichtung.
Ticket: Was ist das Schweizerische an Gotthard?
Lynn: Ganz klar der Name! (lacht) Mehr Landestypisches haben wir nicht. Wir sind eine aufwendige Band, weil wir spezielle Charaktere sind, aber alles Schweizer. Bei uns kann man nicht auf die Schnelle etwas diskutieren, das dauert bei Gotthard immer etwas länger.
Ticket: Erzählen Sie in Ihrem Album aus dem Leben eines Rock ’n’ Rollers in der Schweiz?
Lynn: In der Schweiz speziell nicht. Wir leben in einem gesunden Land. Man kann nicht vom Ghetto singen, wenn man nicht im Ghetto lebt. In unseren Songs erzählen wir eher von den Dingen, die uns persönlich beschäftigen – im eigenen Land. Der ernsteste Song ist "Why" und geht um einen Freund, der Suizid begangen hat. Logischerweise singen wir auch vom größten Thema in der Musik, der Liebe.
Ticket: 2010 starb Ihr langjähriger Sänger Steve Lee bei einem Verkehrsunfall während einer gemeinsamen Motorradtour in den USA. Wie hat sich diese traumatische Erfahrung auf Ihr Leben ausgewirkt?
Lynn: In dem Moment, wo so etwas passiert, ist es extrem schlimm. Aber ich werde gerade in Extremsituationen stark. Wir waren da ja auf einer Reise, und ich weiß genau, wenn so etwas passiert, bin ich der einzige, der es da drüben handeln kann. Ich habe dann zusammen mit dem Veranstalter die Führung der Gruppe übernommen. Es musste ja die Rückreise organisiert und mit Eltern, Management und Presse geredet werden. Das war ein Riesenchaos. Erst zu Hause hatte ich Zeit gefunden, das Erlebte zu verarbeiten. Da war es fast schon zu spät.
Ticket: Wie lange dauerte es, bis Entschluss fiel, mit Nic Maeder als neuem Sänger weiterzumachen?
Lynn: Fast eineinhalb Jahre. Klar ist das ein Neuanfang, man kann ja niemanden ersetzen. Das wäre dann ja eine Kopie. Es braucht ein neues Original. Aber man muss einem Menschen Zeit geben, Steve Lee hatte ja 20 Jahre Vorsprung gegenüber Nic Maeder. Man kann einen Sänger nicht gleich mit 20 Baustellen belasten, sonst bricht er zusammen. Sondern man muss ihn langsam aufbauen. Und jetzt merken wir: Nic ist angekommen.


Termin: Freiburg, Musikklub in der Sick-Arena, So, 19. Feb., 19 Uhr
von onma
am Fr, 17. Februar 2017

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