Nervenkitzel Wild Line

Hängebrücke über Tannen

Wild Line: Riesige Hängebrücke für Fußgänger im Nördlichen Schwarzwald.

380 Meter lang und 60 Meter hoch: Die Wild Line in Bad Wildbad im Kreis Calw im Nordschwarzwald lässt Besucher manchmal vor Aufregung zittern, bevor sie einen Fuß darauf setzen. Aber Nervenkitzel ist eben vorprogrammiert in dieser schwindelerregenden Höhe hoch über den Baumwipfeln.

Die derzeit längste Fußgänger-Hängebrücke im Land begeistert durch ihre aufsehenerregende Konstruktion: Das Bauwerk hängt mit Stahlseilen an zwei sogenannten Pylonen und wölbt sich zur Mitte hin nach oben, so dass der Besucher am Anfang der Brücke deren Ende zunächst gar nicht sehen kann.

"Das ist einzigartig in Europa", weiß Projektleiter Roland Haag, der am Zugang zur Brücke immer wieder folgende Szene beobachten kann: Menschen, die zunächst zielstrebig auf die Brücke zulaufen und dann plötzlich wie versteinert stehen bleiben. "Das hat unserer Wild Line den Beinamen Brücke der Mutigen eingebracht", sagt Roland Haag augenzwinkernd.

Dabei ist nach der Lektüre der Besucherinformationen eine gewisse Skepsis durchaus verständlich: Aus 70 000 Einzelteilen besteht der Stahlkoloss, der die Schlucht der Bärenklinge überspannt. Gemeinsam bringen die Metallteile immerhin 140 Tonnen auf die Waage. Das entspricht dem Gewicht von 28 Elefanten. Ob das die 75 Millimeter dicken Stahlseile aushalten?

"Spielerisch", schmunzelt Haag. "Und das Gewicht von bis zu 600 Personen packen wir noch oben drauf", sagt er. Allerdings sei man bestrebt, nicht mehr als 300 Menschen gleichzeitig auf die Brücke zu lassen. Denn nur dann sei gewährleistet, dass die Besucher auf dem 1,2 Meter breiten Steg noch gut aneinander vorbeikommen und auch mal stehen bleiben können, um die Aussicht zu genießen.

Es duftet intensiv nach Holz und Harz

Und die ist so hoch oben unvergleichlich schön. Wer die Hängebrücke überquert, genießt einen tollen Rundumblick über die bewaldeten Hügel des Nördlichen Schwarzwalds und das Enztal. Die Häuser am Fuß des Sommerbergs und die Autos auf den Straßen sehen aus wie Miniaturen. Und es duftet intensiv nach Holz und Harz.

Je weiter man zum höchsten Punkt der Brücke kommt, umso stärker ist das Schwanken zu spüren. Vor allem Kinder finden es lustig, keinen festen Boden mehr unter den Füßen zu haben. Auf der Wild Line zu hüpfen und zu springen, um diese absichtlich zum Schwingen zu bringen, ist jedoch nicht erlaubt. "Hier soll man die Natur in Ruhe genießen können", sagt Haag und rät Besuchern mit Höhenangst, nicht durch den Gitterrost des Stegs nach unten, sondern lieber in die Ferne zu blicken. Und: "Gehen Sie leicht in die Knie. So können sie das Schaukeln der Brücke ausgleichen."

Die Wild Line ist nicht die Einzige, aber die jüngste der Attraktionen in Bad Wildbad. Neben der Sommerbergbahn, der höchsten Standseilbahn im Südwesten, die das Stadtzentrum mit dem 726 Meter hohen Sommerberg verbindet, lockt der nahe der Hängeseilbrücke liegende Baumwipfelpfad Besucher in die Kurstadt. Speziell für Familien hat die Stadt auf dem Sommerberg außerdem einen Märchenweg eingerichtet und Adrenalin-Junkies, denen der Nervenkitzel auf der Wild Line nicht ausreicht, können auch noch in der Mountainbikearena ihre Grenzen ausloten.

Übrigens: Auch Deutschlands erstes Waldbadezimmer ist auf dem Sommerberg. Wanderer finden im Waldbadezimmer zwei ausgehöhlte Baumstämme vor, in der eine Familie gemeinsam den Duft des Waldes entspannt einatmen kann.

Weitere Infos: Wild Line, Bad Wildbad: ganzjährig täglich, 9-19 Uhr, 9 Euro, Kinder 7 Euro, Ermäßigungen für Gruppen ab fünf Personen. Besucherzentrum: Nov. und Dez., Mi bis So, 10-15 Uhr, http://www.mein-schwarzwald.de
von Christiane Neubauer
am Fr, 02. November 2018

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