Fasnet in der Regio

Hochzeit der Narren

Heute gibt’s kein morgen mehr: Fasnetstreiben mit vollen Straßen und Gassen.

Ob beim Taganrufen, auf der Schiltach Schippern oder bei Gauklertagen: Welch wunderlich-schöne Blüten die schwäbisch- alemannische Fasnacht treibt, gibt es am heutigen Fasnetsonntag und am Rosenmontag in ganzer Pracht zu sehen.

Sich verkleiden, eine Rolle spielen. Oder sein wahres Gesicht zeigen, das hinter einer Larve anonym bleiben kann. Mit anderen feiern, die Obrigkeit auf die Schippe nehmen und generationsübergreifend alte Traditionen begehen: Die Gründe, Fasnacht zu feiern sind so vielseitig und alt, wie die Tradition selbst. Denn die Wurzeln des Brauchs sind ganz praktisch-wirtschaftlicher Art und so sollte die "Fastnacht" dafür sorgen, dass vor Beginn der Fastenzeit die verderblichen Vorräte verputzt wurden. Wie den Vorräten erging es später dem "t" in "Fasten", das der Dialekt sozusagen vervesperte und ein "Fasnet" oder "Fasent" daraus machte. In welch vielseitigem Narrenkleid diese Traditionen heutzutage daherkommen, was wo wann geht, zeigt ein kleiner Querschnitt.

Breisach
Beim historischen Gauklertag gibt sich kein Prinzen-, sondern ein Kaiserpaar alljährlich die Ehre, frei nach einer Begebenheit anno 1275. Denn damals hielt sich Rudolf von Habsburg in Breisach auf und erteilte der Stadt ein neues Stadtrecht – inklusive des Privilegs zur Abhaltung von Gauklertagen. Dem kaiserlichen Schirmherrn zum Dank gibt’s deshalb auf dem Marktplatz den feierlichen Einzug des Gefolges und ein historisches Schauspiel zu sehen, mit dem traditionellen Dreyertanz als Höhepunkt. Neben diesem historischen Part bieten die Breisacher Narren ein buntes Programm mit viel Witz und dem bekannten Breisacher Narrengruß: "Schmecksch dr Brägel" – "Ajoo". (Noch bis Di, 25. Februar, jeweils 14 Uhr)

Elzach
Ein feuerrotes Zottelgewand, der Dreispitz-Schneckenhut samt Wollbollen und Larve: In Elzach, wo die Fasnet 1530 erstmals urkundlich erwähnt wurde, ist der Schuttig unterwegs. Sehenswert ist vor allem der historische Sonntagsumzug, bei dem gut 1000 Schuttig-Gestalten Hagenschwanz und Saublodere schwingen. Der Fasnetmontag beginnt mit dem Taganrufen, einer Art Narrengericht, bei dem das Stadtgeschehen auf die Schippe genommen wird. Ein weiteres besonderes Schauspiel, das nur alle sieben Jahre stattfindet, gibt es ebenfalls zu sehen: Beim Bengelreiten wird der jüngstverheiratete Ehemann auf einem wackeligen Stock-"Bengel"-Gestell durch die Stadt getragen, umschwärmt von sieben unverheirateten Frauen, die ihn hinunterstoßen wollen und verteidigt von sieben verheirateten. (So, 23. Februar, 15 Uhr Schuttigumzug; Mo, 24. Februar, Taganrufen 5 Uhr, Bengelreiten 15 Uhr)

Freiburg
Von A wie Ammonshörner bis Z wie Zähringer Burgnarren: Am "Fasnetmending" gehört den 120 Zünften mit ihren Hästrägern und Guggenmusiken die Straße – und die Bewunderung des Publikums. Denn das bekommt unter Gutzleregensalven auch Buntes fürs Auge geboten, seien es die Blauen Narren, die Sioux West, die Oberwiehre Kindsköpf und viele mehr. Und selbst wenn die Freiburger Narren noch so kindsköpfig daherkommen mögen: Die Fasnachtstradition ist eine beachtliche und geht auf den Carnevalsverein Freiburg zurück, der anno 1888 gegründet wurde – sicher mit einem herzhaften "Narri-Narro". (Mo, 24. Februar, 14.11 Uhr)

Lörrach
Mit dem richtigen falschen Ton leiten Guggenmusiken, unterstützt von Trommlern und Pfeiffern aus der Schweizer Nachbarschaft, die Laufgruppen und Wägen durchs Städtli. Von der Hexe bis zum Teufel und vom Grampus bis zur Tiergestalt haben sich wieder ganze 121 Cliquen, Zünfte und Vereine angekündigt. Damit machen sie den Umzug in bewährter Manier zu einem wahren Augen- und Ohrenschmaus – und zu einem der schönsten und größten der Region. (So, 23. Februar, 13.30 Uhr )

Schramberg
Der Kanal ist voll beim Fasnetshöhepunkt in Schramberg, wenn 40 kühn zu Booten umgestalteten Holzwaschzuber Fahrt in der Schiltach aufnehmen. Die mit Dachlatten, Kartons, Pappmaché, aber vor allem mit viel Fantasie und Liebe aufgepimpten Zuber sollen dabei so umgebaut sein, dass sie die 500 Meter lange Bachstrecke bewältigen können. Und natürlich ihre Mannschaft tragen. Denn an Bord sind wagemutig Kapitäninnen und Kapitäne, die auf ihren mal märchenhaften, mal kommunalpolitischen oder einfach nur spaßigen Gefährten ganz traditionell "da-Bach-na-fahren" – und dabei nicht selten ein eiskaltes Bad nehmen. (Mo, 24. Februar, 13 Uhr)
von Anita Fertl
am So, 23. Februar 2020

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