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Südbadener in Rio (3)

Hürdensprinter Matthias Bühler hat kühlen Kopf bewahrt

Uwe Schwerer
  • Sa, 16. Juli 2016
    Olympische Spiele

Halbes Jahr in den USA, halbes Jahr in Haslach im Kinzigtal - Matthias Bühler lebt zwischen den Welten, trainiert mit Olympiasiegern und steht vor seinen zweiten Olympischen Spielen.

HASLACH. Bei der deutschen Meisterschaft in Kassel holte sich Matthias Bühler aus Haslach im Kinzigtal vor vier Wochen den sechsten Titel über 110 Meter Hürden, unterbot dabei die Olympianorm und qualifizierte sich für seine zweiten Olympischen Spiele. Bühler (29) lebt von Oktober bis Mai in Phoenix (USA), wo er in einer Gruppe mit Olympiasieger Aries Merritt trainiert. Die Vorteile dieser Lösung hat er im Gespräch mit Uwe Schwerer erklärt.

BZ: Wie lebt es sich als Pendler zwischen den Welten?
Bühler: Gut. Es war vor drei Jahren ein Riesenschritt, von zu Hause wegzugehen. Jetzt fühle ich mich super wohl. Wir arbeiten in Phoenix sehr leistungsorientiert, sehr wissenschaftlich. Ich bin immer von Oktober bis Mai dort, dann wieder den Rest des Jahres in Haslach bei den Eltern.
BZ: Sie trainieren unter anderem mit Aries Merritt, dem Olympiasieger von 2012, der als Vierter der US-Ausscheidung nicht für Rio nominiert wurde. Ist das hohe Niveau in der Gruppe entscheidend?
Bühler: Ich habe nicht nur eine tolle Trainingsgruppe auf hohem Niveau, sondern auch ein tolles Trainerteam. Andreas Behm hat Aries Merritt zum Olympiasieg und Weltrekord geführt – und Stuart McMillan führte den Südafrikaner Anaso Jobodwana zur Bronzemedaille bei der WM 2015 in Peking über 200 Meter. Das sind Erfahrungen, die es in Deutschland nicht gibt. Die wissen, wie man das Nervensystem so stimuliert, dass man das ganze Jahr auf einem hohen Niveau laufen kann. Der Hauptgrund für meinen Wechsel nach Phoenix war, dass ich mich optimal auf Rio vorbereiten wollte.
BZ: Das Ticket für Rio haben Sie bei der deutschen Meisterschaft geholt, wo Sie in 13,44 Sekunden überraschend zum sechsten Mal den Titel holten. Wie haben Sie das hingekriegt?
Bühler: Ich habe versucht, einen kühlen Kopf zu bewahren, denn ich stand im Vorlauf unter Druck, da ich ohne EM-Norm und Olympianorm angereist war. Aber ich wusste, ich hatte gut trainiert, die Muskulatur war gut eingestellt. Im Vorlauf bin ich 13,49 Sekunden gelaufen, bei optimalen Bedingungen. Das war das Mindestziel, danach war ich sehr positiv gestimmt vor dem Finale.
BZ: Stimmt der Eindruck, dass Sie muskulöser geworden sind?
Bühler: Ja, wir haben sehr viel am Oberkörper und am Rücken gearbeitet. Das wirkt sich aus, wobei mein Körperfettanteil mit 7,7 Prozent nach wie vor sehr gering ist. Die Definition ist immer noch da. Ich bin auch etwas geschmeidiger und beweglicher geworden. Aber ich bin immer noch grundsätzlich sehr anfällig, weil beim Hürdenlaufen extreme Kräfte wirken.
BZ: Bei der deutschen Meisterschaft sah man, dass es am Start noch Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Ist das mit Blick auf große Ziele wie Olympia die größte Baustelle?
Bühler: Auf jeden Fall. Wir arbeiten weiterhin intensiv an der Explosivität am Start, damit ich druckvoller die erste Hürde anlaufen kann. Wir arbeiten auch an der Schrittfolge, dass ich die Schritte groß und kraftvoll setzen kann. Aber das ist ein Prozess. Ich bin froh, dass bis Rio noch ein bisschen Zeit ist.
BZ: Sie sind im Winter von der LG Offenburg zur TSG Weinheim gewechselt. Wo trainieren Sie in Deutschland?
Bühler: Die LG Offenburg hat mir erlaubt, im Schaible-Stadion in Offenburg zu trainieren. Da ich öfter auch zur Physiotherapie in Mannheim bin, trainiere natürlich auch ab und zu in Weinheim.
BZ: Sie trainieren in Offenburg alleine. Macht das Spaß?
Bühler: Am Anfang war es komisch, aber ich habe mich daran gewöhnt. Ich nehme das Training mit dem Handy auf und schicke das direkt rüber nach Phoenix. Dann sprechen wir uns ab und analysieren technische Details. Das lief ganz gut mit dem elften WM-Platz in Peking 2015 und der DM in diesem Jahr. Wenn die Erfolge da sind, kann man nicht meckern. In Rio habe ich Andreas Behm und Stuart McMillan vor Ort. Es ist unheimlich wichtig, bei Großereignissen sein Trainerteam dabei zu haben. Es gibt mir Sicherheit und bereitet mich optimal auf die Rennen vor.

Matthias Bühlers Starttermine in Rio: Vorläufe über 110 Meter Hürden: Montag, 15. August, 20.40 Uhr (MESZ); Halbfinals: Dienstag, 20.40 Uhr; Finale: 22.45 Uhr.

Die Rio-Starter aus der Region auf http://mehr.bz/suedbadenerinrio

Ressort: Olympische Spiele

Dossier: Südbadener in Rio

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