"Ich liebe Berlin!"

TICKET-INTERVIEW: Francis Lawrence über die Dreharbeiten fürs Finale von "Die Tribute von Panem".

Am 4. November fand in Berlin die Weltpremiere des Abschlussfilms von "Die Tribute von Panem" statt. Mit gutem Grund, denn ein Großteil von "Mockingjay, Teil 2" wurde in der deutschen Hauptstadt gedreht. Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson und Liam Hemsworth sind inzwischen jedoch so große Stars, dass sie kaum mehr bereit sind, Interviews zu geben. Einzig Francis Lawrence (44) unternahm mit Journalisten eine Bustour zu den Drehorten in Berlin. Markus Tschiedert begleitete den in Wien geborenen US-Regisseur, der auch die letzten beiden "Panem"-Filme inszenierte.

Ticket: Wie ist eigentlich die Idee geboren worden, das Finale der Filme großteils in Berlin zu drehen?
Francis Lawrence: Sie entstand aus der Notwendigkeit, dass ein immenses Umfeld mit vielen Straßen für das Kapitol und für die neuen Distrikte im Film gebraucht werden würde. Für "Catching Fire", den zweiten Teil dieser Saga, hatten wir vor allem Atlanta genutzt, aber architektonisch gab die Stadt irgendwann nicht mehr viel her, weshalb wir Location-Scouts beauftragten, sich vor allem in Europa nach neuen Schauplätzen für die Außenaufnahmen umzusehen. Schließlich entschieden wir uns, neben Atlanta auch in Paris und Berlin zu drehen.
Ticket: Brachten Sie Ihre eigene Crew mit oder vertrauten Sie sich in Berlin den Filmleuten vor Ort an?
Lawrence: Wir hatten die Unterstützung einer deutschen Crew, die großartig war. Wie viel Kompetenz man bekommt, kann man vorher nicht wissen, aber das ist in den USA nicht anders, wenn man außerhalb von Los Angeles und New York drehen will. In Berlin machten wir wirklich phänomenale Erfahrungen mit einer Crew, die sehr eifrig war, auch technisch stand uns alles zur Verfügung.
Ticket: Wie fühlt es sich an, für die Weltpremiere des letzten Teils wieder in Berlin zu sein?
Lawrence: Irgendwie merkwürdig, zumal ich mir nochmal die Schauplätze in einem stillgelegten Kraftwerk in Berlin-Mitte und am Flughafen Tempelhof ansehe. Ich weiß noch, wie wir vor Drehbeginn auf einer Bustour mit unserer Crew erklärten, welche Szenen wo entstehen sollen.
Ticket: Was lief in dem Kraftwerk?
Lawrence: Hier wurde der Distrikt 14 nachgebaut, der sich im Untergrund befindet. Das lässt sich nicht in einem Studio nachbauen, wenn es so realistisch wie möglich aussehen soll. Die Hallen des Kraftwerks dienten als Waffendepot und Begegnungsstätte der Widerstandskämpfer. Der restliche Hintergrund wurde später am Computer gestaltet.
Ticket: Ist es letztlich nicht viel teurer, Kulissen im Ausland zu finden anstatt sie zu Hause nachzubauen?
Lawrence: Nein, es ist sogar billiger, zumal wir ursprünglich nur Szenen am Flughafen Tempelhof und Rüdersdorf in Berlin drehen wollten, uns dann aber noch nach anderen brauchbaren Schauplätzen umsahen und dieses Kraftwerk fanden.
Ticket: Wie werden Sie den Tempelhof in Erinnerung behalten?
Lawrence: In Tempelhof wurde, soweit ich weiß, der Flugverkehr 2008 eingestellt. Wenige Tage nach unserem Drehbeginn fand eine Volksabstimmung über die Zukunft des Geländes statt. Wir ließen gerade das Eingangsportal zu einer Trümmerwüste umgestalten. Es sah aus, als wäre es zum Abriss freigegeben. Anwohner waren sehr besorgt, dass man das Gebäude noch vor der Volksabstimmung abreißen würde, und beschwerten sich bei der Stadtverwaltung. Aber sie konnten aufgeklärt werden, dass die Trümmer nur Attrappen aus Styropor waren.
Ticket: Sind Sie erleichtert oder traurig, dass nun alles vorbei ist?
Lawrence: Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden, wie die Teile von "Panem" aufeinander aufbauen. Dass nun aber alle, die daran beteiligt waren, wieder ihre eigenen Wege gehen, stimmt mich auch traurig.
Ticket: Konnten Sie in Berlin ein bisschen Deutsch dazulernen?
Lawrence: Ich bin ja in Wien geboren und meine ersten Worte waren wahrscheinlich auf Deutsch, aber ich habe alles wieder vergessen. Selbst die Sätze, die für den Dreh gelernt habe, sind schon wieder weg. Ich muss einfach noch mal zurückkommen, was mir nicht schwerfallen wird, denn ich liebe Berlin.













von tsc
am Fr, 20. November 2015

Info

DIE TRIBUTE VON PANEM

Regie: Francis Lawrence
Mit Jennifer Lawrence, Donald Sutherland, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Julianne Moore u. a.
137 Minuten, frei ab 12 Jahren

Die Story
Katniss (Lawrence) will die Spirale der Gewalt beenden und den Verantwortlichen der Misere töten: Präsident Snow (Sutherland). Mit Gale (Hemsworth) und Peeta (Hutcherson) macht sie sich auf den Weg ins Kapitol. Doch überall lauern tödliche Fallen...  

Autor: bz

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