Analoge Single-Börse

Im Schwarzwald gibt es jetzt Wandertouren für Singles

Speed-Dating, Single-Reisen oder Dating-Apps: Es gibt viele Angebote, die helfen sollen, einen Partner zu finden. Jetzt können sich Singles beim gemeinsamen Wandern kennenlernen.

Ihre Liebe zum Wandern entdeckte Andrea Klanerova, die ursprünglich aus Tschechien stammt und längere Zeit in Spanien und England lebte, im Schwarzwald. Vor drei Jahren absolvierte sie an der Volkshochschule Hochschwarzwald eine Ausbildung zur Gästeführerin und leitet seitdem Gruppenwanderungen. Durch einen Blog im Internet, der sich um einen Vergleich von analogen mit digitalen Single-Börsen drehte, kam sie auf die Idee zum Single-Wandern. Unter dem Motto "Natur statt Tastatur" bietet sie eine Plattform zum zwanglosen Kennenlernen.

Andrea Klanerova lacht. Ja, sie sei selber Single, aber nicht auf der Suche, zumal sie ohnehin keine Zeit habe. Ihre letzte Beziehung sei jedoch wirklich beim Wandern entstanden. Eigentlich ist Klanerova Schneiderin, sie arbeitet derzeit jedoch in der Küche der Universitätsmensa. Das Herz der 41-Jährigen allerdings schlägt fürs Wandern, insbesondere das Gruppenwandern. Seitdem die in Zarten wohnende Wanderfreundin den halbjährigen Gästeführerinnenkurs absolviert hat, tüftelt sie an Touren, um Einheimischen wie Gästen die Landschaft des Schwarzwaldes und Markgräflerlandes von deren Schokoladenseite zu zeigen.

Tinder, Parship oder Speed-Dating? Manche wandern lieber gemeinsam

Von seiner Schokoladenseite zeigen sollte sich auch, wer auf der Suche nach einem Partner oder einer Partnerin ist. Und Letzteres ist gar nicht so einfach, denn die Wege zum Ziel sind oft ebenso vielfältig wie verschlungen. Dass großer Bedarf am gezielt geführten Zusammenkommen besteht, beweisen stetig weiter wachsende Online-Angebote wie Parship, Elite Partner, Lovescout 24 oder neu.de, die die Zeitungsannoncen oder die Partnerschaftsagenturen nahezu vollständig ersetzt haben, bis hin zu mobilen Dating-Apps, die eher ein sehr junges Publikum ansprechen, beispielsweise Tinder. Dazu gibt es analoge Angebote wie Speed-Dating, Single-Reisen, Single-Kochen oder Single-Partys – und eben das Single-Wandern. "Der zeitliche Aufwand ist viel geringer", sagt die Pragmatikerin Andrea Klanerova über den analogen Weg zum möglichen Liebesglück. Die Auswahl sei naturgegeben deutlich geringer und damit weniger verwirrend als im unendlichen Netz, die Wege schlicht kürzer, denn zum Teil wochenlanges E-Mail-Schreiben oder Telefonieren entfällt.

"Man hat sofort einen ersten Eindruck, und geschummelt werden kann kaum." Andrea Klanerova
Was ebenfalls entfällt, ist die "böse Überraschung", die die virtuelle Partnersuche bergen kann. Man merkt bei einer analogen Begegnung zum einen recht schnell, ob die Chemie stimmt, zum anderen ist Mogeln im wirklichen Leben weniger leicht. "Man hat sofort einen ersten Eindruck, und geschummelt werden kann kaum", fasst Klanerova zusammen. Der Brad Pitt aus dem Internet ist beim Single-Wandern eben gleich Frank Meier oder Klaus Müller, die 25-jährige Blondine eher eine brünette Mitvierzigerin – was ja nicht unbedingt Fehler sein muss.

"Im Internet auf ’Single’ zu klicken, ist viel einfacher, als das in Natura so zu behaupten", sagt Andrea Klanerova über einen weiteren entscheidenden Punkt, denn Voraussetzung, um an den Single-Wanderungen teilzunehmen, sei schon, dass man auch wirklich solo ist.

"Ein Partnerwunsch ist aber nicht Pflicht", betont Klanerova. Denn die Wanderungen sollen zunächst einmal vor allem die Möglichkeit bieten, sich möglichst zwanglos kennenzulernen – beispielsweise wenn man neu in der Gegend ist und einfach nur (Wander-)Freunde finden möchte. All das geht, davon ist Andrea Klanerova überzeugt, beim Wandern am besten. "In der Natur ist man entspannt, wenn einmal Gesprächspausen entstehen, ist das nicht gleich belastend und in Wandersachen sehen alle gleich aus", zählt sie die Vorzüge des Zusammenkommens unter freiem Himmel auf.

Einfluss nimmt Andrea Klanerova auf die Wanderroute und die ungefähre altersmäßige Zusammenstellung der Gruppen. Sie bietet Touren in drei Altersklassen – 25 plus, 39 plus und 60 plus – an, wobei hier nicht minutiös auf das Geburtsdatum geschielt würde, versichert sie. Den Rest allerdings, den müssten die Teilnehmer schon untereinander ausmachen.

Weder wird es lustige Kuppelspiele seitens der Organisatorin geben, noch werden Daten von Teilnehmern weitergegeben, verspricht Klanerova. "Man hat nicht viel zu verlieren – der Eindruck der schönen Wanderung bleibt", sagt sie strahlend zum Thema Risiko. "Und natürlich wäre es schön, wenn die Leute häufiger mitwandern. Wenn es mit dem Verlieben klappt, verliere ich einen Kunden", gesteht die Jungunternehmerin im Single-Business schmunzelnd.
Die nächste Single-Wanderung ist für Sonntag, 22. April, geplant. Die knapp 16 Kilometer lange Rundwanderung durch den Rheinwald führt von Burkheim zur Burgruine Sponeck und zurück. Am Schluss der Wanderung besteht die Möglichkeit zur gemeinsamen Einkehr. Unterwegs gibt es ein Picknick, das sich jeder Wanderer selbst mitbringen muss.

Alle Wandertermine, Informationen sowie die Möglichkeit, sich für eine der Touren anzumelden, gibt es auf der Homepage von Andrea Klanerova unter single-wandern-schwarzwald.de oder telefonisch unter Tel. 0159/02467719.
von Julius Steckmeister
am Di, 17. April 2018 um 19:17 Uhr

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