Country-Album

Interview mit Musiker Kinky Friedman: "Alles langweilt mich"

Kinky Friedman ist Sänger, besitzt eine Zigarren- und Tequila-Marke und hat sich schon erfolglos als Politiker versucht. Darüber wollte er vor seinem Auftritt in Freiburg aber nicht reden.

Anfang der 70er tauchten Kinky Friedman und seine Texas Jewboys in der Country-Szene auf. Der jüdische Cowboy machte in seinen ketzerischen Texten vor nichts halt. Später empfahl sich der bissige Texaner chancenlos als Politiker, während er als Krimi-Schriftsteller weltweit Erfolge feierte. Mittlerweile besitzt der 71-Jährige eine eigene Zigarren- und Tequila-Marke und veröffentlichte 2015 ein wunderschönes, luftiges Alternativ-Country Album. Darüber wollte Friedman vor seinem Auftritt in Freiburg mit Joachim Schneider reden – über Politik nicht.

BZ: Es dauerte fast vier Jahrzehnte, um ein neues Album zu machen. Hat die Musik Sie gelangweilt?
Friedman: Es tut mir leid, aber alles langweilt mich. Zurzeit scheint Lieder zu schreiben noch das Langweiligste zu sein von allen langweiligen Dingen in meinem Leben. Doch immerhin fange ich gerade an, das Langweilen zu mögen.
BZ: Es gibt nur drei eigene Lieder auf Ihrem neuen Album, warum nicht mehr?
Friedman: Ironischerweise habe ich ein paar mehr geschrieben als diese drei, aber ich dachte, ich sollte ein paar Lieder meiner Freunde für dieses Album heimsuchen. Auf der nächsten CD werden mehr neue Stücke sein. Und ein paar David-Hasselhoff-Originale.
BZ: War ein Album mit Coverversionen ein lang gehegter Wunsch?
Friedman: Ich würde es als längst überfällig beschreiben. Ich singe mich seit Jahren in den Schlaf mit diesen Liedern. Wenn ich mir etwas wünsche, dann sind das Geld, Autos, Vegas-Jackpots. Das Übliche halt.
BZ: Die meisten der Stücke haben eine melancholische Stimmung wie "Wandering Star" oder sind voll Sehnsucht wie Dylans "Girl from the North Country".
Friedman: Ich finde diese Stücke überhaupt nicht melancholisch. Mehr noch, ich finde sie einfühlsam und voller Weisheit. Und meine einzige augenblickliche Sehnsucht dreht sich im Moment darum, dieses Interview zu beenden und den nächsten Zigarrenladen zu finden.
BZ: Sekunde noch: Steckt vielleicht eine bestimmte Geschichte hinter einem Lied?
Friedman: Die Geschichte hinter einem Lied hängt komplett vom Hörer ab. Jedes Lied ist sein eigener Kosmos, jeder Hörer oder jede Hörerin bestimmt ihren eigenen Weg darin. Liedtexte sagen nicht wie die Blinker eines Autos, wo es langgeht, sie sind eher wie eine ungenaue Landkarte, die grob die Richtung vorgibt. Du schreibst die Geschichte.
BZ: Im Deutschen gibt es das schöne Wort "altersmilde". Sind Sie mit dem Alter milder geworden?
Friedman: Ich meine ja. Schwer zu sagen. Mein deutsches Lieblingswort ist "Schadenfreude". Vielleicht bin ich doch noch nicht so milde geworden.

Konzert: Freiburg, Great Räng Teng Teng Sa, 14. Mai, 21 Uhr. CD: I’m the Loneliest Man I Ever Met (Avenue A Records)
von joey
am Fr, 13. Mai 2016 um 00:00 Uhr

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