Ticket: Was bedeutet es Ihnen, nun auch zur erfolgreichen Marvel-Kinoreihe zu gehören?

Goldblum: Zunächst mal war ich begeistert, dass in Australien gedreht wurde. Ich war nicht nur in Sydney, sondern auch erstmals in Brisbane, wo ich auch Cate Blanchett traf, mit der ich schon bei "Die Tiefseetaucher" vor der Kamera stand. Und dann noch Anthony Hopkins – was für eine Besetzung!
Ticket: Und wie stehen Sie zu Ihrer Rolle als Grandmaster?
Goldblum: Zur Abwechslung musste ich mal keinen Wissenschaftler spielen, sondern einen Herrscher, der sich an Gladiatorenkämpfen ergötzt. Eine gute Rolle für mich.
Ticket: Im Film muss wieder eine Welt gerettet werden. Eine Aufgabe, die sonst Ihnen zuteil wurde...
Goldblum: Ja, die Welt zu retten tut gut!
Ticket: Können Sie sich vorstellen, tatsächlich die Welt zu retten?
Goldblum: Das will doch jeder, einen Beitrag leisten, um das Leben ein bisschen besser zu machen. Auch durch kleine Dinge.
Ticket: Was tun Sie da?
Goldblum: Ich unterrichte – und es ist nicht so, dass ich mich dazu zwingen muss oder hören will, wie nett das von mir wäre, sondern ich habe den größten Spaß daran. Es ist toll, etwas weiterzugeben, mit dem man sich wirklich verbunden fühlt.
Ticket: In Ihrem Fall ist das die Schauspielerei...
Goldblum: Ja, obwohl ich durch meinen Vater, der Arzt war, einen Zugang zur Wissenschaft hatte. Aber die Kunst interessierte mich doch immer mehr, und auch wenn ich auf der Leinwand womöglich als Wissenschaftler überzeugend sein kann, freue ich mich auf die Möglichkeiten, so verschiedene Rollen spielen zu können. In Wes Andersons "Grand Budapest Hotel" war ich als Anwalt zu sehen, in "Ein Leben für ein Leben" sogar als Hund.
Ticket: Wie zufrieden sind Sie also, wenn Sie auf Ihre mehr als vierzigjährige Karriere zurückblicken?
Goldblum: Ich bin glücklich und dankbar. Mein Schauspiellehrer Sanford Meisner sagte einst: "Man muss sich 20 Jahre der Schauspielerei hingeben, bevor man sich überhaupt Schauspieler nennen darf. Und dann musst du weiter lernen, und zwar bis zum Ende deines Todes." Für mich hat das immer funktioniert, weil ich offen bin, mit jedem Film etwas dazuzulernen. Dadurch bin ich auch als Mensch gewachsen.
Ticket: Inwiefern?
Goldblum: Nun, ich bin in den letzten 20 Jahren generell entspannter geworden und vermeide größere Anstrengungen. Das hat mir mehr Selbervertrauen und Zuversicht gegeben. Außerdem habe ich vor drei Jahren diese wunderbare Frau geheiratet: Emilie Goldblum, die mir ein Jahr später einen Sohn geschenkt hat. Wir gehen mit ihm jeden Abend in die Badewanne. Ein süßer Kerl! Ich erlebe also gerade eine sehr, sehr schöne Zeit.
Ticket: Sie haben mal gesagt, anstatt älter zu werden sollte man versuchen, jünger zu werden. Irgendwie ist Ihnen das ja gelungen...
Goldblum: Habe ich das gesagt? Ich könnte damit gemeint haben, dass ich mich um mich kümmere. Ich gehe rechtzeitig ins Bett, mache diszipliniert täglich meine Übungen, esse bewusst und widme mich Dingen, die ich liebe. Klar werden wir nicht jünger. Aber wie man heute weiß, verläuft die Zeit anders, als wir bisher glaubten. Jünger werden heißt auch, sich seine Spielfreude zu bewahren und Dinge zu tun, die gewöhnlich mit der Jugend in Verbindung gebracht werden.

von tsc