Rock

Jared Leto und 30 Seconds To Mars in der Sick-Arena

TICKET-INTERVIEW mit Jared Leto über seine Band 30 Seconds To Mars.

Als Hollywood-Schauspieler Millionen scheffeln? Oscar-Preisträger Jared Leto (46) hat sich vorerst dagegen entschieden. Seine Band 30 Second To Mars, die er vor 20 Jahren mit seinem Bruder Shannon Leto gründete, ist ihm einfach zu wichtig. Deshalb gibt es mit "America" nun das fünfte Album der US-Rocker und mit "The Monolith" eine bombastische Tour, die die Band auch nach Freiburg führt. Katja Schwemmers hat mit Jared Leto gesprochen.

Ticket: Mr. Leto, fünf Jahre sind seit der letzten Platte von 30 Seconds To Mars vergangen. Gab es bei Ihnen zwischendurch mal die Befürchtung, als Musiker vergessen worden zu sein?
Leto: Nein, nie. Ich glaube daran, dass man auch mal eine Zeit lang weg sein muss, damit die Leute einen vermissen. Das gilt übrigens auch für die Schauspielerei, von der ich mich jetzt wieder eine gewisse Zeit verabschiede. Damals die Entscheidung getroffen zu haben, mich voll uns ganz auf die Musik zu konzentrieren, war die beste meines Lebens! Und die Menschen haben uns offensichtlich nicht vergessen: Die Tickets für unsere Tour verkaufen sich bestens.
Ticket: Fühlen Sie sich gleichermaßen akzeptiert in der Schauspiel- und Musikwelt?
Leto: Das tue ich. Sich akzeptiert zu fühlen, hat lange genug gedauert – besonders in der Musik. 30 Second To Mars gibt es nun schon fast 20 Jahre. Auf der Reise habe ich so viel gelernt. Allein das lässt mich mich gut fühlen.
Ticket: Fühlt es sich bei 30 Seconds To Mars wie 20 Jahre an?
Leto: Es fühlt sich nicht wie 20 Jahre an! Es fühlt sich an, als wäre das unser erstes Album. Oder zumindest ein Neubeginn. Auch, weil die Lieder so modern klingen, HipHop- und Klassik-Einflüsse haben.
Ticket: Ihr fünftes Album heißt "America". Meinen Sie damit das Amerika der Ära Trump?
Leto: Trump ist definitiv Teil der Platte und irgendwo darin enthalten. Vermutlich ist der Einfluss seiner Person in der Single "Walk On Water" am größten. Aber für mich geht es um das Konzept und die Idee von Amerika, nicht darum, wie ein Patriot die Flagge hochzuhalten. Politik ist zwar auch Teil davon. Aber in erster Linie ist es ein sehr gesellschaftlich inspiriertes Album. Es handelt von Liebe, Träumen und Hoffnungen.
Ticket: Warum dann der Titel?
Leto: Mir gefällt die Interpretierbarkeit. Es ist doch so: Ich könnte zehn verschiedene Leute fragen, was ihnen zu "America" einfällt, und würde zehn verschiedene Antworten bekommen. Manche würden sagen, "America" sei patriotisch. Andere würden es als provokativ bezeichnen. Wieder andere als wunderschön. Und es wird auch Leute geben, die das für den schlimmsten Titel halten, den sie jemals gehört haben.
Ticket: Dass Sie in den USA im Beisein des chinesischen Künstlers Ai Weiwei seinen Flüchtlings-Film "Human Flow" präsentiert haben, war sicherlich kein Zufall, oder?
Leto: Nein, das ist schon ein Thema, das mich beschäftigt. 30 Seconds To Mars haben zu dem Film eine begleitende Dokumentation gemacht. Sie heißt "A Day In The Life Of America". Wir haben dafür einen Tag lang in sämtlichen US-Bundesstaaten sowie im Columbia-Destrict und Puerto Rico gefilmt. Es kamen bestimmte Themen auf, die es wichtig machten, solch ein Porträt von Amerika jetzt zu fertigen. Es ist eine sehr wichtige Zeit für Amerika und dafür, die Geschichte zu erzählen, wer wir wirklich sind. Unser neues Album ist der Soundtrack zu dieser Dokumentation.
Ticket: Ihr Bruder Shannon singt jetzt auch noch! Und zwar die Ballade "Remedy" – das einzige Akustikstück auf "America". Mussten Sie ihn zum Singen ermutigen?
Leto: Nein, es war sofort klar, dass er den Song singen wird. Shannon hatte etwas zu sagen. Das Stück geht komplett auf seine Kappe und hat nichts mit mir zu tun. Die Leute werden sehr überrascht sein, wenn sie es hören – was ich generell immer gut finde.
Ticket: Wie hat sich die Beziehung zu Ihrem Bruder durch die Band verändert?
Leto: Wir sind noch stärker zusammengewachsen. Die ganzen Ups and Downs, durch die die Band gegangen ist, haben wir zusammen gemeistert. Ohne ihn hätte es nicht funktioniert.

Termin: Freiburg, Mo, 27. Aug., Messe, 20 Uhr
von vpgi
am Fr, 27. Juli 2018

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