Skulpturen im öffenlichen Raum

Jörg Bach möbliert als Stadtklünstler 2018 mit seinen Stahlplastiken die Lahrer Innenstadt

Skulpturen in Corten- und Edelstahl des Offenburger Bildhauers Jörg Bach möblieren bis zum 16. September die Lahrer Innenstadt / Kleinformate in der Städtischen Galerie.

LAHR. Der Stadtkünstler von Lahr 2018 heißt Jörg Bach. Damit wird die erfolgreiche Reihe, die mit Ausnahmen seit dem Jahr 2000 vom Lahrer Kulturamt organisiert wird, fortgesetzt.

Der renommierte Offenburger Stahlbildhauer, der von 1986 bis 1991 an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe bei Hiromi Akiyama Bildhauerei studiert hat, ist mit fünf beeindruckenden Arbeiten im Stadtbild bis Mitte September präsent und – bis zum 10. Juni – mit Kleinplastiken und Frottagen in der städtischen Galerie im alten Rathaus.

Bei einem Rundgang durch die Innenstadt von Arbeit zu Arbeit am Samstag erläuterten der Künstler und der Kunsthistoriker Nikolaus Bischoff im Gespräch die Entstehungsweisen und Ideen hinter den Arbeiten.

Auf dem Urteilsplatz ist eine nicht allzu hohe, eher gedrungene Arbeit zu finden, der "Zankapfel" von 2002. In der Mitte fehlt dem Apfel quasi das Kerngehäuse. Die Skulpturen von Jörg Bach kalkulieren immer beides ein, das, was ist, und das, was nicht ist. Bis auf eine Arbeit sind alle aus Corten-Stahl gefertigt mit den diesem Material eigenen Rosteigenschaften. Jörg Bach, so sagte er selbst, lässt die Inspiration morgens bei einer Tasse Kaffee zu sich kommen. Wenn die Idee da ist, dann geht es ans Werk. Der Künstler arbeitet in Serien, der "Zankapfel" ist in weiteren Ausführungen auch als Kleinplastik in der Galerie im alten Rathaus zu sehen.

Auf dem Sonnenplatz ragt eine drei Meter hohe Säule in die Luft, geschichtet aus einzelnen, unterschiedlich großen und unterschiedlich geformten Quadern, die dem Ganzen einen sehr lebendigen Anblick geben, ähnlich wie ein unordentlicher Turm aus Bauklötzchen. Sie trägt den Titel "Wir sind alle gleich" und ist von 2014. Jörg Bach verzichtet auf die Genauigkeit, die durch Computerberechnung entstehen würde. Vielmehr verlässt er sich auf sein Auge und die Intuition, auch das kann hinhauen, wie man sieht. Dann sind die Schweißnähte eben nicht perfekt und das ist gut so, die gewollte Ungenauigkeit.

Vor der Sparkasse bei der Stadtmühle erhebt sich eine reliefartige Arbeit wie eine Wand, die einzige Arbeit aus Edelstahl: "Macht" (2011). An ihr kann man in etwa die Entstehungsweisen erkennen. Die Schweißpunkte bleiben wie Nieten sichtbar. Um die Bleche zu biegen, sei er mit dem Gabelstapler darüber gefahren, so der Künstler. Das Relief weist drei Halbzylinder aus, zwei parallel, der dritte davor.

Alles kann zur Inspiration werden. Fällt der Blick auf eine da liegende Hose, so kann sie zu einem Objekt werden. "Liegende Hose" ist die größte der Arbeiten mit drei Metern auf drei Meter achtzig. Eine Arbeit, die nicht mit einem Blick zu erfassen ist, sondern die man erwandern muss, von vorne ist der Anblick anders als von hinten. Sie ist auf dem Rathausplatz zu finden.

Das fünfte Werk schließlich liegt auf dem Rasen im Innenhof von Rathaus I, zwei Stränge, die ineinander verschlungen sind, die sich zueinander verhalten. Auch hier sind die unterschiedlichen Ansichten relevant. Die Arbeit steht für ein zentrales Thema im Leben: "Entwicklung" (2014). Es lohnt sich den Rundgang von Arbeit zu Arbeit zu unternehmen.

Städtische Galerie im alten Rathaus, Kaiserstr. 1, 77933 Lahr, Tel. 07821-950210, Dienstag bis Sonntag 16-18 Uhr, zusätzlich Mittwoch 10-12 Uhr, Samstag 10-13 Uhr und Sonntag 11-12.30 Uhr. Arbeiten im Innenraum bis 10. Juni 2018, Außenarbeiten bis 16. September 2018.

von Susanne Ramm-Weber
am Mo, 14. Mai 2018

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