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Essay

Jugendliche und Religion

Ines Schwendemann
  • Mo, 27. April 2015, 16:29 Uhr
    Neues für Schüler

Wie stehen Jugendliche heute eigentlich zur Religion? JuZ-Redakteurin Ines Schwendemann hat sich in einem Kommentar Gedanken darüber gemacht, wie Jugendliche in ihrem Umfeld mit Religion umgehen.

JuZ-Redakteurin Ines Schwendemann  | Foto: privat
JuZ-Redakteurin Ines Schwendemann Foto: privat
"Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt’s nicht". Konrad Adenauer wusste schon zu der Zeit, als er diesen Satz aussprach, dass jeder Mensch unterschiedlich ist und gerade deswegen das Recht auf eine eigene Meinung und einen eigenen Willen hat. Gerade heute gehört diese Auffassung des freien Willens zum Alltag junger Menschen.

Besonders im Hinblick auf das Thema Religion sind Meinung und Wille wichtig für Jugendliche und junge Erwachsene. In meinem Freundeskreis gibt es Viele, die sich nicht mehr einer vorgegebenen Religion anpassen wollen. Sie wollen sich nicht in Raster einfügen, die sich zwar über Jahrhunderte bewährt haben, jetzt aber nicht mehr zu passen scheinen.

Manche Jugendlichen in meinem Umfeld verurteilen besonders das Fehlverhalten einiger Einzelner im Namen der Religion. Die Jugendlichen sehen den Ursprung dieser Fehler bei den Regeln der Religionen. Sie sind verunsichert. Was soll ich denn nun von meiner Religion halten? fragen sie sich. Viele beschließen deswegen, der Religion den Rücken zu zukehren.

Atheismus ist der neue Trend bei den U-20ern

Ein Teil meiner Freunde ist aus der Kirche ausgetreten. Atheismus ist ein Trend bei den U-20ern. Wieso soll ich mich an etwas binden, das mir vorschreibt, wie ich zu leben habe und an was ich glauben soll? Hinzu kommt unser Jahrhundert: Fragen werden aufgeworfen und Meinungen werden lauter. Es gibt aber auch die Kehrseite.

In vielen christlich-katholischen Gemeinden wie zum Beispiel Sulz oder Oberweier sind Jugendliche meines Jahrgangs Ministranten. Viele empfinden in der Gemeinde eine Sicherheit in ihrem Glauben und in den damit verbundenen Pflichten und Ritualen. Die gemeinsamen Ausflüge und Gottesdienste sind für sie Veranstaltungen, um sich zu öffnen und die Gemeinschaft zu stärken. Außerdem ist Religion ein Teil ihrer Identität. Für mich persönlich bedeutet Glauben nicht, sich in ein Muster einzufügen und jeden Sonntag zur Kirche zu gehen.

Für mich war meine Taufe nur eine Richtung, die mir als Kind gegeben wurde. Ich finde es wichtig, dass ich eine Option bekommen habe und damit machen kann, was ich will. Vielleicht geht es nur mir so, dass ich mich jährlich auf die Osternacht in der Sulzer Kirche freue, weil mich dort viele Lichter, schöne Musik und ein wärmendes Lagerfeuer erwarten oder, dass ich mich freue wenn die Weihnachtszeit kommt. Und oftmals bin ich auch froh, dass ich mir vorstellen darf, meine verstorbenen Verwandten würden jetzt vom Himmel auf uns runterschauen.

Religion ist ein Teil der Identität Jugendlicher

Aber deshalb heißt das nicht, dass ich Menschen, die dieser Art von Glauben nicht vertrauen oder an andere Götter glauben, verurteile. Denn sie alle haben ihre Meinung und ihren freien Willen und das macht sie zu Menschen, die man in keine Passform zwängen kann und dadurch unserer Welt die Möglichkeit geben, sich zu verändern. Gerade als Jugendlicher empfindet man die Zwänge stärker und sehnt sich nach Umbrüchen und deshalb ist es kaum verwunderlich, dass sich viele von gegebenen Religionen und Traditionen abwenden, um vielleicht etwas anderes zu finden, dass ihnen mehr Selbstvertrauen und Zukunftsperspektiven gibt. Also nehmen wir die Menschen wie sie sind, denn andere gibt’s nicht.

Ressort: Neues für Schüler

Dossier: Jugendredaktion Lahr

  • Artikel im Layout der gedruckten BZ vom Di, 10. März 2015: PDF-Version herunterladen

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