Kunst

Karlheinz Bux und Rainer Nepita im Museum für aktuelle Kunst in Durbach

In einer Doppelausstellung präsentiert das Museum für aktuelle Kunst – Sammlung Hurrle in Durbach Arbeiten von Karlheinz Bux und Rainer Nepita.

DURBACH. Das Museum Hurrle zeigt aktuell Werke von Rainer Nepita und Karlheinz Bux. Die Sonderschau im Rahmen der Reihe "Profile in der Kunst am Oberrhein" umfasst mehrere Räume und ist noch bis zum 9. Juli 2017 zu sehen.

Wie der Titel der Reihe nahelegt, leben und wirken beide Künstler in der Region. Rainer Nepita, geboren 1954 in Schweinfurt, wohnt in Oberkirch und hat sich durch zahlreiche Ausstellungen von Bruchsal bis Basel einen Namen gemacht. Karlheinz Bux kommt gebürtig aus Ulm und lebt in Karlsruhe. Von ihm stammt eine 18 Meter hohe Stahlskulptur neben der dortigen Friedrich-List-Schule. Auch in Ettlingen oder Villingen-Schwenningen sind seine Arbeiten im öffentlichen Raum zu sehen. Bux wie Nepita haben an der Kunstakademie Karlsruhe studiert. Die künstlerische Klammer zwischen ihnen sei, das betonen beide, sei die Linie.

Während die Gerade bei Bux dominiert, fehlt sie bei Rainer Nepita völlig. Das liegt in der Natur der Sache, denn sein Thema sind die Pflanzen. Diese hält er in der allgemeinen Wahrnehmung für vernachlässigt. "Wir Menschen vergessen zu oft, dass wir ohne Pflanzen nicht existieren können." Ausgangspunkt seiner Gemälde ist immer die Zeichnung. Zahlreiche Skizzenbücher bergen Darstellungen von Blumen und Gräsern, wie er sie auf Wanderungen vorfindet. Aus einer Werkgruppe, die durch den Ort der Entstehung, nicht durch das subjektive Empfinden des Künstlers definiert ist, entnimmt er Ausschnitte und setzt daraus eben jene Liniengebilde zusammen, die sich gegenseitig durchdringen und überlagern. Durch weitere Farbaufträge in Öl oder Acryl entsteht aus der ursprünglichen Graphitzeichnung eine Komposition in leuchtenden Farben. Zarte, lichte organische Strukturen scheinen vor monochromen Hintergründen zu tanzen wie Einzeller auf einem Objektträger.

Die Bilder Nepitas treten dem Betrachter viel dezenter entgegen als die aussagestarken Schwarzweiß-Kontraste der Werke Bux'. "Mir geht es nicht darum, mich in meiner Kunst persönlich auszudrücken", bestätigt er. Ganz anders dagegen Karlheinz Bux. Auf den Folienbildern erkennt man konkrete Elemente – eine Landschaft, eine Tür, Automobile. Es sind Fotografien, die digital verändert werden. Befragt nach seinen künstlerischen Motiven greift Bux, Jahrgang 1952, die Vorgeschichte des wandfüllenden Bildes "der Schläfer" heraus. Er stieß im Internet auf das Foto eines Mannes, der durch eine Naturkatastrophe alles verloren hatte. Erschöpft, scheinbar schlafend lag er am Fluss. Bux stellte bestürzt fest, wie privilegiert er selbst war, in seinem Atelier sitzen und sich mit Fragen der Verfeinerung befassen zu dürfen. Dem Konflikt gab er Ausdruck, indem er seine Atelier-Situation über die des unglückseligen, so fernen Menschen blendete. Gerade Linien durchschneiden das Ensemble wie Skalpellschnitte und verschärfen den Kontrast zwischen zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das ist ambitionierte Kunst mit Botschaft. Bux verfolgt so die Richtung des von ihm geschätzten amerikanischen Malers Robert Motherwell: Ein Künstler ohne ethisches Bewusstsein ist ein Dekorateur.
von Dierk Knechtel
am Di, 11. April 2017

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