Interview

Kate Winslet über Steve Jobs, Computer, Smartphones, Kinder und Selbstbewusstsein

Am 5. Oktober wurde Kate Winslet 40 – und ist damit nun seit 25 Jahren im Filmgeschäft. Ein Interview.

Mit "Titanic" feierte sie 1998 ihren Durchbruch, für "Der Vorleser" bekam sie 2009 den Oscar, in "Die Bestimmung" überzeugte die Britin zuletzt sogar als Schurkin. Nun erlebt man die dreifache Mutter an der Seite von Michael Fassbender als "Steve Jobs". Sie spielt Joanna Hoffman, die einstige Marketing-Chefin des 2011 verstorbenen Apple-Gründers. Markus Tschiedert traf Kate Winslet in London.


Ticket: Wann hatten Sie sich Ihren ersten Computer angeschafft?
Kate Winslet: Ich besitze keinen und habe noch nie einen besessen – weil ich keinen brauche. Aber ich habe ein iPhone und bin immer wieder überrascht, was das kleine Ding alles kann. Damit schreibe ich E-Mails und verschicke Fotos.
Ticket: Sie begrüßen den technischen Fortschritt durch Steve Jobs also schon?
Winslet: Es ist schon sehr außergewöhnlich, was dieser Mann mit seinen Visionen geschaffen hat. Bevor ich ein iPhone hatte, liebte ich meinen Black Berry. Bis mir der Gebrauch nicht mehr möglich war. Es war nicht mehr kompatibel genug, um mit anderen zu kommunizieren. Schließlich sagte mein Mann, der Zeitpunkt ist gekommen, mir ein iPhone anzuschaffen.
Ticket: Sie sind davon aber noch nicht abhängig geworden?
Winslet: In gewisser Weise sind wir das doch schon alle, wenn ich sehe, wie Leute auf der Straße mit gebeugten Köpfen auf ihre Smartphones starren. Sorgen mache ich mir um die Kinder, die so aufwachsen. Das ist die Kehrseite davon, dass wir unseren kleinen Helfer vorm Schlafengehen am liebsten auch noch einen Gute-Nacht-Kuss geben würden.
Ticket: Sprechen Sie mit Ihren Kindern darüber?
Winslet: Oh ja, mein elf-jähriger Sohn hat glücklicherweise noch kein iPhone, meine Tochter schon. Man muss seinen Kindern die Vor- und Nachteile erklären und sie mit der Wahrheit konfrontieren. Meine Tochter nutzt die Möglichkeiten durch Social Media, um mit Freunden zu kommunizieren, was ich bei einer 15-Jährigen akzeptieren kann.
Ticket: Erlauben Sie Ihr auch Plattformen, etwa bei Facebook?
Winslet: Nein! Nicht dass ich streng wäre, aber ich sehe nicht die Notwendigkeit. Wenn ich ein Foto mit jemand teilen möchte, schicke ich es demjenigen einfach, ohne dafür einen Account anlegen zu müssen. Ich finde es eher befremdlich, sein ganzes Leben wie ein Promi mit anderen teilen zu wollen.
Ticket: Was beunruhigt Sie dabei?
Winslet: Warum posten manche ihren Hund mit der Aufforderung, es mit "gefällt mir" zu markieren. Warum ist das wichtig und wie wirkt sich das auf unsere Kinder aus? Was sagt es aus, wenn eine 17-Jährige eine neue Frisur ausprobiert, sofort ein Foto davon postet und daraufhin 75 "gefällt mir"-Feedbacks bekommt? Wie wirkt sich das auf einen Teenager aus, wenn er sein Selbstbewusstsein nur darüber definiert? Das kann nicht richtig sein.
Ticket: Wie haben Sie Ihr eigenes geformt?
Winslet: Ich denke, das entwickelt sich allmählich mit den Erfahrungen. Eigentlich ist es ja toll, älter zu werden, auch wenn man irgendwann einen Dreck darauf gibt (lacht). Ich selbst komme aus einer stabilen Familie, die mich immer wieder daran erinnert hat, bodenständig zu sein. Außerdem habe ich durch meinen Job etliche Erfolge gehabt, die mein Selbstbewusstsein sicherlich ebenso förderten.
Ticket: Große Erfolge konnte auch Steve Jobs verbuchen. Er soll aber auch ein sehr schwieriger und exzentrischer Mensch gewesen sein. Was reizte Sie daran, seine Vertraute Joanna Hoffman zu spielen?
Winslet: Warum sollte eine Schauspielerin eine solche großartige Rolle nicht spielen wollen? Für mich war es wirklich eine Traumrolle, die mich herausgefordert hat. Gleichzeitig ist es ein traumhaftes Szenarium, mit Michael Fassbender als Hauptdarsteller, Danny Boyle als Regisseur und Aaron Sorkin als Drehbuchautor arbeiten zu dürfen. Da wäre es mir sogar egal gewesen, um was es im Film geht, allein um mit diesen Leuten zusammen in einem Raum sein zu können.








von tsc
am Fr, 13. November 2015

Info

STEVE JOBS

Regie: Danny Boyle
Mit Michael Fassbender, Kate Winslet, Seth Rogen, Jeff Daniels u. a.
123 Minuten, frei ab 6 Jahren

Die Story
1984 stellt Steve Jobs (Michael Fassbender) den Macintosh vor, einen bedienerfreundlichen Computer. Doch privat läuft es weniger gut: Jobs hat Streit mit seiner Ex-Freundin und verweigert die Anerkennung der gemeinsamen Tochter. Nur von seiner Marketingchefin Joanna Hoffman (Kate Winslet) lässt sich der exzentrische Visionär die Leviten lesen.  

Autor: bz

Badens beste Erlebnisse